„Markus Lanz“: Physiker Prof. Ulrich Walter über die Gefahr aus Nordkorea

Zu Gast im Studio waren der Physiker Prof. Ulrich Walter, Komiker und Musiker Helge Schneider, Daniel Meyer, Autor und Musikjournalist Lars Amend sowie der Arzt Dr. Gerhard Kozlik-Feldmann (v.l.n.r.). (Bild: Screenshot ZDF)
Zu Gast im Studio waren der Physiker Prof. Ulrich Walter, Komiker und Musiker Helge Schneider, Daniel Meyer, Autor und Musikjournalist Lars Amend sowie der Arzt Dr. Gerhard Kozlik-Feldmann (v.l.n.r.). (Bild: Screenshot ZDF)

Nordkoreas Langstreckenraketen, Außerirdische, Helge Schneiders Kindheit und das Leben mit einem halben Herzen: Über all das wurde am Donnerstagabend bei „Markus Lanz” gesprochen.

Die Anwesenheit des Physikers und ehemaligen Wissenschafts-Astronauten Prof. Ulrich Walter nutzte Moderator Markus Lanz, um ihn über zwei recht verschiedene Themenkomplexe zu befragen. Zu Beginn stand die Frage im Raum, ob Nordkorea tatsächlich in der Lage ist, die USA mit einer Atombombe zu erreichen – wie es das nordkoreanische Regime derzeit behauptet. Walter relativierte die Ergebnisse der Raketentests des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un: „Er hat eine Rakete ziemlich steil hochgeschossen, bis 4500 km Höhe, die dann wieder zurückgekommen ist. Und es gibt Fachleute in den USA, die ausgerechnet haben, wenn er sie nicht senkrecht geschossen hätte, sondern flacher, dann wäre sie bis Amerika gekommen. Das stimmt aber nicht.”

Es gäbe einige Faktoren, die gegen die Aussage Nordkoreas sprechen, das international isolierte Land wäre mit dem letzten absolvierten Raketentest zur Atommacht avanciert: „Was man berücksichtigen muss: Er [Kim Jong-un] will ja eine Atombombe oder eine Wasserstoffbombe. Und die Reichweite hängt ganz entscheidend davon ab, ob sie was drauf hat oder nicht, vom Gewicht her. Wenn sie nichts drauf hat, so wie jetzt, dann könnte sie vielleicht bis Amerika kommen. Aber so eine Wasserstoffbombe, die ziemlich schwer ist, die limitiert die Reichweite sehr stark.“ Außerdem, so Walter, falle die Bombe aus einer Höhe von 4500 Kilometer auf die Erde – und das bei einer Geschwindigkeit von 10 Kilometer pro Sekunde. Dabei erreiche der Gefechtskopf eine Temperatur von 2000 Grad Celsius – die Kunst sei es, diesen überleben zu lassen. „Das ist eine besondere Kunst, die nur die Amerikaner oder die Russen beherrschen.”

Prof. Walters Fazit: „Die Gefahr, die im Moment dargestellt wird, die ist im Augenblick nicht da“ – allerdings mit dem Zusatz, dass Nordkorea in fünf Jahren soweit sei, eine Interkontinentalrakete mit atomarem Sprengkopf in die USA schießen zu können.

Auch über das Thema Außerirdische sprach Walter – und thematisierte die Möglichkeit, dass Außerirdische ihren Planet verlassen müssten und auf die Erde kämen. „Die Vorstellung, dass die irgendwann kommen, macht mir ein bisschen Angst“, gestand Lanz. Walter entgegnete: „Die Frage ist, wie wahrscheinlich ist es, dass da tatsächlich Außerirdische sind und die auswandern müssen. Und dann kann man ein bisschen berechnen, die Wahrscheinlichkeit zeigen: In unserer Milchstraße, das ist auch der Bereich, in dem man von Stern zu Stern fliegen kann, wird es wahrscheinlich nicht mehr als eine Hand von Außerirdischen, vielleicht zehn, vielleicht zwanzig, oder hundert geben. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass einer von denen dieses Problem hat, ist extrem unwahrscheinlich. Und das ist auch der Grund, warum wir […] keine außerirdischen Signale empfangen.“

Er schloss mit: „Wahrscheinlich sind wir sogar die einzigen in unsere Milchstraße. Und das lässt einem den Schauer über den Rücken laufen: Dass wir so alleine sind.“

Physiker Prof. Ulrich Walter hält die Chance, auf Außerirdische zu treffen, für eher gering. (Bild: ddp Images)
Physiker Prof. Ulrich Walter hält die Chance, auf Außerirdische zu treffen, für eher gering. (Bild: ddp Images)

Musiker und Komiker Helge Schneider erzählte im Anschluss von seinen Kindheitserinnerungen. Schneider, selbst Vater von sechs Kindern, berichtete von Sommerurlauben mit seinen Eltern in Bayern – und von den Streitigkeiten der Jugend. „Man hatte doch mit seinen Eltern immer Ärger, wenn man sich die Haare wachsen ließ. Für die war das echt schlimm. Das war, als würde man heute zur Wehrsportgruppe Hoffmann gehen […]. Das konnten die echt nicht ertragen.“

Schneider, der demnächst wieder auf Tour geht, erzählte auch, wie wenig begeistert seine Eltern und Lehrer über seine Entwicklung in seinen Teenagerjahren waren: „Ich war Cellist, und ich habe meinem Cello-Lehrer gesagt, ich will E-Gitarre spielen. Da hat er geweint. Ich bin völlig abgedriftet für die. In deren Augen war ich völlig verkorkst.“

Der dritte Themenblock der Sendung widmete sich dem Herzen: Zu Gast waren Daniel Meyer, seit jungen Jahren herzkrank, und der Autor und Journalist Lars Amend. Die beiden veröffentlichten vor einigen Jahren gemeinsam das Buch „Das bescheuerte Herz“, das nun als Film in die Kinos kommt. Im Zentrum der Geschichte steht der herzkranke Daniel, der eine Liste mit 25 Dingen schreibt, die er vor seinem Tod noch erleben möchte. „Ich war aufgeregt und ich habe geheult“, erzählte Meyer von der Premiere. Er kam mit einem „halben Herzen“ auf die Welt und rechnete überhaupt nicht damit, sein 21. Lebensjahr zu erreichen.

Was die Diagnose „halbes Herz“ genau bedeutet, erklärte der Kardiologe Dr. Gerhard Kozlik-Feldmann: „Der Mensch, das Säugetier, hat vier Kammern, zwei Vorkammern und zwei Hauptkammern. Das ist dann wirklich so, als würde man bei einem Vierzylinder-Motor zwei Zylinder abschalten. Es funktionieren dann nur zwei, in Reihe geschaltet.“ Dr. Kozlik-Feldmann weiter: „Das ist das Problem: Dass dieser Herzfehler, den er seit der Geburt hatte, gar nicht mit dem Leben vereinbar ist. Da helfen nur gewisse Tricks, die wir Mediziner anwenden, um die kleinen Babys am Leben zu erhalten.“

Die ständigen Untersuchungen und Eingriffe trieben Meyer in seiner Jugend zur Verzweiflung: „Ich habe mit 15 schon gewartet: Wann ist es endlich vorbei?”, erzählte er. Lars Amend erzählte von einer Phase der Sinnsuche, in der er Meyer kennenlernte. Den Kontakt stellte eine Hospizleiterin her. Diese habe ihm erzählt: „‚Da ist ein Junge, der ist ganz neu bei uns, der ist 15, hat keine Freunde, hat ein halbes Herz, hat Skoliose, also Rückenmarksverkrümmung, der kann ohne Tabletten gar nicht mehr aufs Klo gehen, der hat oft Wasser in der Lunge, der hat zwei Blutgerinnsel im Kopf, der ist Bluter, der hat Blut im Stuhl.’ Sie hörte gar nicht mehr auf, von den Krankheiten zu erzählen. Der sitzt in seinem Zimmer und wartet auf seinen Tod. Da hab ich mich so ertappt gefühlt. Als würde hinter mir jemand mit dem Baseballschläger stehen und mir so richtig eine überbraten”, so der Journalist. Amend wollte Meyer kennenlernen, um mit ihm einen Tag zu verbringen und ihn aus dem Krankenhausalltag herauszuholen. Daraus entstand die Bekanntschaft der beiden – und jenes Buch, das nun als Film in die Kinos kommt.