Massenrausch war wohl therapeutisches Drogenexperiment

In diesem Tagungshäuser kam es durch die Einnahme von Drogen zu einem Massenrausch. (Bild: dpa)
In diesem Tagungshäuser kam es durch die Einnahme von Drogen zu einem Massenrausch. (Bild: dpa)

Der Massenrausch bei einem Heilpraktikertreffen südlich von Hamburg Anfang September ist vermutlich gezielt herbeigeführt worden, es handelte sich nach neuen Erkenntnissen um ein therapeutisches Drogenexperiment.

Ein Drogenexperiment bei einem Heilpraktikertreffen in Niedersachsen führte zum gefährlichen Massenrausch. Rund 30 Heilpraktiker und Homöopathen zwischen 25 und 55 Jahren hatten in einem Tagungszentrum in Handeloh südlich von Hamburg kollektiv die Szenedroge "2C-E" eingenommen, die genauen Umstände blieben zunächst unklar. Wahnvorstellungen, Krämpfe, Schmerzen, Luftnot und Herzrasen waren die Folge.

Mittlerweile sind die Betroffenen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur befassen sich die Organisatoren der Veranstaltung vom 4. September in Handeloh - eine Heilpraktikerin und ein Psychologe aus dem Raum Aachen - mit sogenannter Psycholyse. Dabei soll mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden. Wiederholt kam es dabei zu schweren Zwischenfällen, so verlief im März 2009 eine solche Sitzung in Berlin für zwei Teilnehmer tödlich.

Kritiker sprechen von einer Sekte

Die "Kirschblütengemeinschaft" des Schweizer Therapeut Samuel Widmer wird von der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche als "problematisch" eingestuft, Kritiker sprechen von einer Sekte. Die Geschäftsführerin des Tagungszentrums in Handeloh hat sich von den Veranstaltern des Seminars distanziert.

Die Anhänger der Psycholyse wollen mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreichen. In Deutschland ist die "psycholytische Therapie" von den Kassen nicht zugelassen. Wissenschaftlich gilt die Psycholyse als nicht haltbar. Bei der Behandlung werden verschiedene Drogen eingesetzt.

"Substanz-unterstützte Psychotherapie"

Anhänger wie der Psychiater Widmer sprechen auch von "substanz-unterstützter Psychotherapie". Zu den Folgen können auch Depressionen, Hirnschäden, Krampfanfälle oder Herzrasen gehören. Bei einer Kombination verschiedener Mittel kann sich die Wirkung verstärken. Für Kritiker kommt es beim Einsatz illegaler Drogen wegen der therapeutischen Machtposition zur doppelten Grenzüberschreitung.

Die Gruppe der "psychedelischen" Drogen ist vielfältig. Natürliche Halluzinogene werden seit Jahrtausenden benutzt. In den 60er und 70er Jahren verbreitete sich der Gebrauch. Befürworter meinen, die Drogen verstärkten die Wahrnehmung, überhöhten die Wirklichkeit und steigerten das persönliche Bewusstsein. So wird etwa das zu den Amphetaminen zählende künstliche Ecstasy eingesetzt.

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