Maybrit Illner: Olaf Scholz überrascht mit Eingeständnis

Der GroKo-Zug kommt nicht von der Stelle, wie der Illner-Talk bewies. (Bild: ZDF/Jule Roehr)
Der GroKo-Zug kommt nicht von der Stelle, wie der Illner-Talk bewies. (Bild: ZDF/Jule Roehr)

Wer hat Schuld an der aktuellen Krise der SPD? Martin Schulz, Sigmar Gabriel oder gar Angela Merkel? Der potenzielle nächste Vizekanzler, Olaf Scholz, machte dazu in der Sendung von Maybrit Illner eine bemerkenswerte Aussage.

Der Moment des Abends kam zehn Minuten nach Sendungsbeginn: Maybrit Illner hatte Olaf Scholz bereits mehrfach zur Personalsituation in der SPD befragt. Doch der kommissarische SPD-Chef gab sich diplomatisch, wollte nur über Inhalte und den Koalitionsvertrag reden. „Es ist wichtig, nach vorne zu blicken“, sagte der 59-Jährige nüchtern.

Schließlich konfrontierte die Moderatorin Scholz mit einem Zitat seiner Parteikollegin Manuela Schwesig. Die hatte nämlich gesagt: „Die alten Machtkämpfe der Männer haben der Partei massiv geschadet.“ Illner an Scholz: „Hat sie recht?“ Hamburgs Erster Bürgermeister überlegt einen Moment und gab dann die Antwort: „Ja.“ Dafür schenkte ihm das Publikum den ersten Applaus des Abends.

Wolfgang Gründinger (l.) und Olaf Scholz wollen eine Erneuerung der SPD. (Bild: ZDF/Jule Roehr)
Wolfgang Gründinger (l.) und Olaf Scholz wollen eine Erneuerung der SPD. (Bild: ZDF/Jule Roehr)

Doch bei derart klaren Aussagen blieb es nicht. Der Versuch, das Tohuwabohu in der Sozialdemokratie aufzudröseln und zu hinterfragen, erwies sich auch in dieser Sendung als zu komplex. Wie konnte es zu dem Personalchaos und den schlechten Umfragewerten kommen?

Neben Olaf Scholz, der für die nächste Bundesregierung als Vizekanzler und wahlweise Finanz- oder Außenminister gehandelt wird, waren in der Sendung zu Gast: der Vorsitzende der Jungen Union Paul Ziemiak, Buchautor und SPD-Mitglied Wolfgang Gründiger sowie die Journalisten Claudia Kade und Hajo Schumacher.

„Wir haben diesen Wahlkampf selbst vergeigt“

Wolfgang Gründinger, der Vorstand und Sprecher der Stiftung Generationengerechtigkeit ist, sah anfänglich in Martin Schulz einen Hoffnungsträger. Er sagte aber auch: „Wir haben diesen Wahlkampf selbst vergeigt.“ Denn die Inhalte seien so schwammig und teilweise nicht erkennbar gewesen, dass seine Parteifreunde ihm gestanden haben, sie wüssten gar nicht, was sie beim Straßenwahlkampf auf die Fragen von potenziellen Wählern antworten sollen.

Wie Juso-Chef Kevin Kühnert in den letzten Wochen in etlichen Interviews beteuerte, so will auch Wolfgang Gründinger die aktuell desaströse Situation der SPD nicht auf das Personal zurückführen. Es sei nicht ausschlaggebend, wer der Partei vorstehe – „ob das nun Martin Schulz, Sigmar Gabriel ist oder wer auch immer. „Strukturelle Probleme“, so der 33-Jährige, seien an der Krise der Sozialdemokratie schuld.

Paul Ziemiak, Claudia Kade und Hajo Schumacher blicken teils fassungslos auf die SPD. (Bild: ZDF/Jule Roehr)
Paul Ziemiak, Claudia Kade und Hajo Schumacher blicken teils fassungslos auf die SPD. (Bild: ZDF/Jule Roehr)

Obwohl die SPD laut aktuellen Umfragewerten auf 16 Prozent gefallen ist, träumt Olaf Scholz bereits von der Rückeroberung der Macht im Lande: „Eine strukturelle Veränderung ist erst möglich, wenn die SPD das Kanzleramt stellt, wenn sie aus der nächsten Wahl als stärkste Partei hervorgeht.“

Über das Schulz-Gabriel-Drama der letzten Tage sagte Journalistin Claudia Kade: „Das versteht doch kein Mensch! Sigmar Gabriel und Martin Schulz sind ausgewiesene Außenpolitiker, die wären beide geeignet gewesen, das Auswärtige Amt zu übernehmen. Aus persönlichen Fehden, irgendwelchen alten Rechnungen, die offen geblieben sind, können jetzt beide nicht ins Auswärtige Amt wechseln. Ganz ehrlich, das ist völlig unverständlich.“

“Den Jusos geht‘s ja nie um Deutschland, es geht immer um die SPD”

Hajo Schumacher fand, zur Abwechslung könnte die SPD-Parteibasis mal nicht an ihrer Führungsriege rummäkeln, denn mit Olaf Scholz und Andrea Nahles seien nun „zwei Praktiker“ an der Macht“, auf die man durchaus stolz sein könne.

Paul Ziemiak, Vorsitzender der Jungen Union, stellte darüber hinaus den Unterschied zwischen seiner Organisation und den Jusos klar. Letztere gefährden im Moment eine positive Abstimmung der SPD-Mitglieder zum GroKo-Vertrag: „Das nervt mich so ein bisschen an den Jusos. Den Jusos geht‘s ja nie um Deutschland, es geht immer um die SPD und die Frage, wie stellt sich die Partei auf. Bei uns geht‘s bei der Frage des Koalitionsvertrages darum, was können wir für dieses Land tun.“

Scholz stellte zum Schluss noch einmal klar, worum es der zukünftigen Regierung gehen soll: „Was wir jetzt hinkriegen müssen, sind viele, viele Verbesserungen für viele Millionen Menschen in diesem Land.“

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