Mediterranes Balkan-Coupé

Auf dem Balkan war er so etwas wie ein Volkswagen, hier stößt der „Zastava 1100 Coupé mediteran“ von Dieter Heilen meistens auf Unkenntnis. Aber süß ist er, finden die Frauen, die vor allem seine knallige Farbe bewundern. Zastava war ein jugoslawischer Autohersteller, der Fiat-Fahrzeuge in Lizenz baute. Auch der Zastava 1100 war eigentlich ein Fiat 128, die Coupé-Version schneiderte sich Zastava jedoch selbst zurecht. Dieter Heilen und seine Frau entdeckten das sonderbare Fahrzeug mit den krass karierten Sitzen zufällig in Köln und beide waren sofort hin und weg. Auf der „Creme 21“-Youngtimer-Rallye quer durch Deutschland haben Wagen und Insassen schon eine gute Figur gemacht, nun wollen sie auch andere Länder erobern. Deshalb habe ich ihn: Meine Frau und ich waren bei einem Oldtimertreffen am Butzweilerhof, wo er verkauft werden sollte. Meine Frau hat sich direkt in das knallige Orange verliebt. Als wir die Tür aufgemacht haben und die karierte Innenausstattung sahen, gab es keine Frage mehr: Wir mussten diesen Wagen haben. Der Besitzer ist gebürtiger Slowene und holt immer wieder Zastavas nach Deutschland. Manche davon behält er, manche verkauft er. Als der Wagen gebaut wurde, existierte Jugoslawien noch. Das kann er: Er ist alltagstauglich, klein und wendig und deshalb auch ein gutes Stadtauto. Mit 54 PS kann er auch gut im Stadtverkehr mithalten. Deswegen fahre ich damit bei gutem Wetter auch zur Arbeit. Vor allem Frauen springen auf den Wagen an. Das Orange gefällt ihnen. Wenn der Zastava grau wäre, würde er wahrscheinlich niemandem auffallen. Aber so ist er ein Hingucker. Er bringt einfach Farbe in den Alltag. Und die Reparaturen sind relativ günstig, Ersatzteile gibt es genug. Der Zastava ist schließlich mehr als eine Million Mal gebaut worden. Das kann er nicht: Er hat keinen Luxus, weder eine Uhr noch ein Tageskilometerzähler gehören zur Ausstattung. Ansonsten hat er keine Schwächen. Ich würde sogar an der Oper damit vorfahren. Mit einer Wertsteigerung kann man bei diesem Oldtimer allerdings nicht rechnen. Was wir in das Auto investieren, sehen wir nicht wieder. Aber um Wertsteigerung geht es uns auch nicht. Wir wollen unseren Spaß haben. Das habe ich für ihn getan: Weil wir den ja liebhaben, haben wir ihn technisch deutlich verbessert. Wie bei vielen Autos ohne großen Wert gab es auch hier einen Reparaturstau. Auf den Rallyes hat sich das bemerkbar gemacht. Bei der ersten Rallye sind wir liegen geblieben, weil an der Zündverteilung etwas nicht in Ordnung war. Dann ist die Zündverteilerkappe abgegangen, weil die Klammern nicht hielten. Zum Glück fährt immer ein Servicewagen mit. Zum Schluss war es aber ein bisschen abenteuerlich. Die Spurstangenköpfe waren deutlich ausgeschlagen, dann lenkt man nach rechts und das Auto fährt trotzdem geradeaus. Die Bremsscheiben waren auch nicht mehr so richtig gut. Das haben wir danach alles machen lassen, jetzt hat er Neuwagencharakter. Mittlerweile habe ich einen Notfallkoffer an Bord, wo zum Beispiel ein Akkublock für Starthilfen drin ist. Und Kabelbinder, wenn mal der Auspuff hin ist. Und Pattex zum Kleben. Das haben wir erlebt: Zweimal sind wir bei der Creme 21 mitgefahren, das war bis jetzt das Aufregendste. Die Creme 21 ist eine Rallye für Youngtimer aus den 1970er und 1980er Jahren. Mittlerweile ist das eine der größten Rallyes in Europa. Und eine der lustigsten. Zu den Prüfungen gehören zum Beispiel Schlager, die einem eine Minute lang vorgespielt werden. Man muss die dann erraten. Oder Anlasser-Weitwurf. Meine Frau war unschlagbar darin, auf einer unbeschrifteten Langnese-Eistafel die Eissorten zu benennen. Das hat die einfach so runtergerattert. Dafür haben wir sogar einen Sonderpreis gewonnen. Das haben wir vor: Weil er Orange ist, müssen wir unbedingt mal nach Holland fahren. Auch nach Kroatien wollen wir. Aber nicht ohne ein bestimmtes Extra. Als Gag soll er einen Dachgepäckträger mit Surfbrett bekommen. Dann wirkt er so richtig mediterran. ZASTAVA 1100 COUPÉ, Baujahr: 1980, Hubraum (ccm): 1100, PS: 54, Zylinder: 4, km/h (max.): 140, Verbrauch: ca. 8 l, Gebaute Exemplare: 1,3 Mio, Neupreis: ca. 7500 DM, ALTE LIEBE ROSTET NICHT Der Fiat 128 aus den 70er Jahren wurde im ehemaligen Jugoslawien als Zastava lange Zeit in Lizenz gebaut. Fotos: Thilo Schmülgen Orange als Statement innen wie außen. Dieter Heilen freut sich über die positive Resonanz auf seinen kleinen Zweitürer. Der ehemalige Besitzer des „1100“ kam aus Slowenien. Zeitgemäß: Handbuch und gehäkelter Klorollen-Strumpf, ebenso das Karomuster....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta