Medizin-Nobelpreis an Entdecker von Hepatitis-C-Virus

Hepatitis-C-Virus (Illustration: Getty Images)
Hepatitis-C-Virus (Illustration: Getty Images)

Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Dank der Entdeckungen der drei Preisträger könne Hepatitis C jetzt geheilt werden, hieß es. Sie hätten die Ursache für Fälle chronischer Hepatitis gefunden und Blutuntersuchungen sowie neue Medikamente ermöglicht, die Millionen von Menschenleben gerettet hätten.

Der Preis geht “an drei Forscher, die einen maßgeblichen Anteil am Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis geleistet haben. Die Krankheit ist ein großes globales Gesundheitsproblem, die bei Menschen rund um den Globus Zirrhose und Leberkrebs verursacht”, hieß es vom Nobelkomitee.

Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert, eine Million Kronen mehr als im Vorjahr.

Zwei der diesjährigen Preisträger mussten erst wachgeklingelt werden. “Als ich sie einmal erreicht habe, waren sie extrem überrascht und wirklich glücklich und fast sprachlos”, sagte Thomas Perlmann von der Nobelversammlung über den Moment, als er die beiden Amerikaner Harvey J. Alter und Charles M. Rice telefonisch erreichte und ihnen von ihrer Auszeichnung berichtete. Es habe großen Spaß gemacht, mit ihnen zu sprechen. Manchmal werden die Preisträger direkt während der Bekanntgabe angerufen, diesmal jedoch nicht.

Parallelen zur Corona-Pandemie

Die Nobelversammlung hat bei der Bekanntgabe auch eine Verbindung zur Coronavirus-Pandemie gezogen. “Ich denke, es ist relativ einfach, sich auf die heutige Situation zu beziehen”, sagte Patrik Ernfors von der Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts. Habe man das verursachende Virus identifiziert, sei dies der Startpunkt für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung der Krankheit und auch von Impfstoffen. “Die eigentliche virale Entdeckung ist ein entscheidender Moment.”

Die Methoden dafür hätten sich bis heute extrem weiterentwickelt im Vergleich zu den 1970er und 1980er Jahren, als die diesjährigen Preisträger ihre Entdeckungen zum Hepatitis-C-Virus gemacht hätten, sagte Ernfors. Die langwierigen und schwierigen Methoden der Vergangenheit seien längst abgelöst.

Der Sekretär der Nobelversammlung, Thomas Perlmann, erklärte, dass häufig Jahrzehnte vergingen, bis eine Entdeckung mit einem Nobelpreis belohnt werde. “Es braucht Zeit, bevor vollständig ersichtlich ist, wie nützlich eine Entdeckung gewesen ist.”

Seit 1901 haben 219 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 12 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. Vor 25 Jahren bekam als erste deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard diese Auszeichnung.

Im vergangenen Jahr erhielten William Kaelin (USA), Peter Ratcliffe (Großbritannien) und Gregg Semenza (USA) den Preis. Sie hatten entdeckt, wie Zellen den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen.

Nobelpreis-Reigen ist eröffnet

Mit dem Medizin-Preis startete der Nobelpreis-Reigen. Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Preises benannt. Am Donnerstag wird bekanntgegeben, wer den diesjährigen Literatur-Nobelpreis erhält und am Freitag der Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises. Die Reihe der Bekanntgaben endet am folgenden Montag, 12. Oktober, mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die feierliche Vergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Bereits am Donnerstag, 1. Oktober, waren die Träger der diesjährigen Alternativen Nobelpreise von der Right Livelihood Stiftung bekanntgegeben worden.

Hintergrund: Die fünf Hepatitis-Typen A, B, C, D und E

Bislang sind fünf verschiedene Virustypen als Auslöser einer Leberentzündung (Hepatitis) bekannt. Sie werden über die Nahrung, Blut oder durch Sex übertragen.

Hepatitis A: Das Virus kann über verunreinigte Nahrungsmittel und Wasser übertragen werden, aber auch von Mensch zu Mensch überspringen. Während es in ärmeren Ländern recht häufig ist, gibt es in Deutschland nur sporadische Ausbrüche, meist durch Speisen in Gemeinschaftseinrichtungen. Die Infektion verläuft akut, heilt gewöhnlich ohne Folgen von selbst aus und wird selten chronisch. Es gibt eine Impfung, die vor allem für Fernreise-Ziele empfohlen wird.

Hepatitis B: Der Erreger wird vor allem über Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Hauptsächlich erfolgt die Ansteckung über Sexualverkehr oder von einer infizierten Mutter auf ihr Baby. Weitere Ansteckungsquellen sind verunreinigte Drogen-Nadeln, Hygienemängel im medizinischen Bereich oder auch bei Piercings und Tätowierungen. Die Infektion heilt in den meisten Fällen schnell von selbst aus. Kinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem entwickeln dagegen häufiger eine chronische Erkrankung wie Leberzirrhose und -krebs. Es gibt eine Impfung.

Hepatitis C: Das Virus wird über infiziertes Blut übertragen. Ansteckungsgefahr besteht etwa beim Drogenspritzen, bei Operationen, Tätowierungen, Piercings oder Akupunkturen. Eine sexuelle Übertragung ist möglich, aber relativ selten. Die akute Infektion kann von selbst ausheilen, meistens wird sie jedoch chronisch. Nach 20 bis 30 Jahren kommt es bei bis zu einem Drittel der Betroffenen zu Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs. Durch die heutigen Therapien ist die Infektion heilbar. Es gibt keine Schutzimpfung.

Hepatitis D: Das Virus ist unvollständig und alleine nicht vermehrungsfähig. Es benötigt die Hülle des Hepatitis-B-Virus. Deshalb können sich nur Menschen infizieren, die bereits Hepatitis B haben - oder die Ansteckung erfolgt gleichzeitig mit beiden Typen.

Hepatitis E: Der Erreger wird vor allem durch Trinkwasser und Lebensmittel übertragen, etwa durch unzureichend gegartes Schweine- und Wildfleisch oder durch Muscheln. Typ E galt in Deutschland lange Zeit als selten. Seitdem häufiger auf diese Infektion getestet wird, steigen die gemeldeten Fallzahlen. Die Infektion heilt gewöhnlich von selbst und wird meist nicht chronisch. Unter anderem für Leberkranke und immunschwache Menschen kann sie jedoch lebensgefährlich werden.

Video: Das häufigste Symptom bei einer Corona-Infektion