Merkels mögliche Nachfolgerin: Annegret Kramp-Karrenbauer im Umfragehoch

Annegret Kramp-Karrenbauer steht in weiten Teilen der Bevölkerung hoch im Kurs. (Bild: AP Photo/Michael Sohn)
Annegret Kramp-Karrenbauer steht in weiten Teilen der Bevölkerung hoch im Kurs. (Bild: AP Photo/Michael Sohn)

Ihr Name: Annegret Kramp-Karrenbauer. Ihr Ziel: Der Vorsitz der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Ihre Chancen: Sehr gut. Für viele in der CDU gilt die 56-Jährige als ideologische und logische Nachfolgerin Angela Merkels. Als “Merkels Mädchen” will die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlands aber eben nicht verstanden werden.

“Ich kann, ich will und ich werde”: Mit diesen medienwirksamen Worten hatte sich Annegret Kramp-Karrenbauer im Februar 2018 für das Amt als Generalsekretärin der CDU beworben. Auf den ersten Blick war für “AKK”, wie die Politikerin in den Medien abgekürzt wird, dieses Amt eigentlich kein Aufstieg in der parteiinternen Karriereleiter: Von 2011 bis 2018 hatte sie das Amt der Ministerpräsidentin im Saarland inne, ehe Angela Merkel sie als Nachfolgerin für den ehemaligen Generalsekretär Peter Tauber vorgestellt hatte. Allerdings schien sich mit diesem strategischen Wechsel vor allem eines anzudeuten: Merkel versuchte “ihr Erbe zu regeln”, wie die “FAZ” damals attestierte. Kramp-Karrenbauer gilt schließlich als enge Vertraute der Kanzlerin, wird von Kritikern gar als “Mini-Merkel” bezeichnet.

Als Merkel im Oktober schließlich bekannt gab, den Parteivorsitz abzugeben und nicht mehr als Kanzlerin zu kandidieren, kam Kramp-Karrenbauer schnell als mögliche Nachfolgerin im Gespräch. Während ihre Parteifreunde Friedrich Merz und Jens Spahn keine Zeit verstreichen ließen, um ihre Kandidatur bekannt zu geben, hielt sich Kramp-Karrenbauer zunächst noch zurück. Dass sie schließlich ihre Kandidatur bekannt gab, überraschte am Ende aber niemanden.

Politischer Werdegang und Erfolge

Kramp-Karrenbauer, geboren 1962 im saarländischen Völklingen, trat 1981 als Schülerin in die CDU ein. Ihre ersten politischen Schritte machte die studierte Rechts- und Politikwissenschaftlerin im Landesvorstand der Jungen Union Saar, in dem sie stellvertretende Vorsitzende war. Später war sie Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Püttlingen. Kramp-Karrenbauer durchlief im Laufe ihrer Karriere einige parteiinterne Positionen im Saarland, darunter zahlreiche Ministerämter. Sie fungierte als Ministerin für Inneres und Sport (2000-2004), Ministerin für Inneres, Familie, Frauen und Sport (2004-2007), als Ministerin für Bildung, Frauen, Familie und Kultur (2007-2009) sowie als Ministerin für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport (2009-2011).

Als 2011 der damalige saarländische Ministerpräsident Peter Müller seinen Rücktritt verkündete, übernahm Kramp-Karrenbauer dessen Amt. Allerdings hatte die Wahl für sie einen bitteren Beigeschmack: Sie wurde erst im zweiten Wahlgang in das Amt gehoben, im ersten Wahlgang scheiterte sie an der einfachen Mehrheit. Nicht alle Mitglieder der damaligen Jamaika-Koalition hatten “AKK” ihre Stimme gegeben.

Im Jahr 2012 bewies Kramp-Karrenbauer ihr ausgeprägtes politisches Gespür: Entgegen zahlreicher Ratschläge kündigte sie die Jamaika-Koalition im Saarland auf. Der Landtag wurde aufgelöst, es kam zu Neuwahlen. Was wie ein politischer Drahtseilakt anmutete, wurde zur Erfolgsgeschichte: Die CDU konnte im Vergleich zur vorherigen Wahl zulegen, Kramp-Karrenbauer festigte parteiintern ihre Position und wurde als Ministerpräsidentin einer saarländischen Großen Koalition wiedergewählt.

Kramp-Karrenbauer gilt als Vertraute Merkels, spart aber auch nicht mit Kritik. (Bild: AP Photo/Markus Schreiber)
Kramp-Karrenbauer gilt als Vertraute Merkels, spart aber auch nicht mit Kritik. (Bild: AP Photo/Markus Schreiber)

Gewisse Distanz zur Kanzlerin

Kramp-Karrenbauer selbst legt Wert darauf, nicht “Merkels Mädchen” (eine Anspielung auf Merkels einstige Bezeichnung “Kohls Mädchen”) zu sein. Klar scheint, Kramp-Karrenbauer wird Merkels Weg der CDU-Positionierung in der Mitte weitergehen – im Gegensatz zu Spahn und Merz, die gesellschaftspolitisch einen deutlich konservativeren Kurs für die CDU einschlagen wollen. “So eine Ära kann man nicht beliebig fortsetzen. Man kann sie im Übrigen auch nicht rückgängig machen”, erklärte Kramp-Karrenbauer auf einer Pressekonferenz das Merkel-Erbe. Gegenüber dem “Spiegel” sagte sie, sich nicht künstlich von Merkel distanzieren zu wollen, dennoch übt sie auch Kritik an der Ära: Man habe parteiintern zu sehr nach “der normativen Kraft des Faktischen” entschieden, hätte lebendigere Diskussionen führen müssen, Dinge nicht einfach durchsetzen dürfen, ohne sie vorher zur Debatte zu stellen.

Merkels umstrittene Asyl-Politik hingegen verteidigt Kramp-Karrenbauer: “Ich bin über­zeugt, dass es rich­tig war, die Gren­ze of­fen zu hal­ten und nicht etwa zum Bei­spiel Was­ser­wer­fer in Marsch zu set­zen.” Dennoch sei man mit der Situation schlussendlich nicht richtig umgegangen: “Es wur­de zu we­nig deut­lich ge­macht, dass die Lage im Herbst 2015 eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on war.”

Es gilt: Alles oder Nichts

Sollte sie die Wahl am CDU-Parteitag nicht für sich entscheiden können, werde sie alle ihre politischen Ämter abtreten, kündigte Kramp-Karrenbauer in einem Interview mit dem “SWR” an. Dies sei keine Erpressung, sondern ein Gebot der Fairness, das dazu dienen soll, “demjenigen, der dann in dieses Amt gewählt wird, die komplette Freiheit zu lassen, sein Team aufzustellen.”

Aktuelle Umfragen zeigen, dass Kramp-Karrenbauer eine hohe Wählergunst genießt: Laut einer “Forsa”-Umfrage für RTL/n-tv liegt sie deutlich vor ihren beiden Konkurrenten Friedrich Merz und Jens Spahn – und sogar gleichauf mit Kanzlerin Angela Merkel.

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