Mindestalter eingeführt: Organisatoren der Goldenen Himbeere reagieren auf Kritik

Dass die Goldene Himbeere für Ärger sorgt, liegt in der Natur der Sache. Schließlich werden mit diesem "Anti-Oscar" die schlechtesten Filme und schauspielerischen Leistungen des Jahres gekürt. In diesem Jahr sind die Organisatoren in den Augen der Öffentlichkeit jedoch zu weit gegangen - und rudern zurück.

Ryan Kiera Armstrong war elf Jahre alt, als sie
Ryan Kiera Armstrong war elf Jahre alt, als sie "Firestarter" drehte. (Bild: Paul Archuleta/Getty Images)

Ryan Kiera Armstrong, Hauptdarstellerin der Stephen-King-Verfilmung "Firestarter", gehörte in diesem Jahr zu den Nominierten als schlechteste Schauspielerin bei den Razzies, in Deutschland bekannt als Goldene Himbeere. Das Kritische daran: Armstrong ist erst zwölf Jahre alt. Während der Dreharbeiten war sie elf.

Dass ein Kind für den Schmähpreis nominiert ist, löste heftige Kritik unter Filmfans aus. Während erwachsene, gestandene Hollywood-Stars die Razzies entweder schnell abhaken, ignorieren oder sich gar über sich lustig machen - Sandra Bullock und Halle Berry nahmen den Preis einst persönlich entgegen - dürfte eine Zwölfjährige größere Probleme damit haben, derartige Demütigung zu abstrahieren.

Razzies-Chef entschuldigt sich - und zieht Konsequenzen

Heftige Kritik ließ nicht lange auf sich warten und ließ nicht nach, sodass die Organisatoren der Razzies erstmals reagierten. Nicht nur wurde die Nominierung zurückgenommen, sondern auch ein Mindestalter für zukünftige Verleihungen eingeführt: Künftig kann niemand unter 18 Jahren nominiert werden.

John Wilson, der die Goldene Himbeere ins Leben gerufen hat, veröffentlichte ein Statement, in dem er sich entschuldigte:

Manchmal macht man etwas, ohne nachzudenken. Dann wird man damit konfrontiert. Deswegen gibt es die Razzies überhaupt erst. Die berechtigte Kritik daran, dass die elfjährige Armstrong nominiert wurde, zeigte uns, wie unsensibel wir in diesem Fall waren. Deswegen haben wir Armstrongs Namen vom Stimmzettel entfernt. Wir glauben außerdem, dass wir Miss Armstrong eine Entschuldigung schulden und bedauern, wenn sie durch unsere Entscheidung verletzt wurde. (...)

Da unser Motto "Nimm deine schlechten Leistungen an" lautet, müssen wir auch selbst danach leben.

Kehrtwende nach defensiver Haltung

Noch vor wenigen Tagen hatte Wilson ganz andere Töne von sich gegeben. Im Gespräch mit "Buzzfeed" betonte er, dass Armstrong, die bereits in "Black Widow" und "The Tomorrow War" mitgespielt hat, trotz ihres jungen Alters eine "erfahrene Schauspielerin" sei. "Der Ärger ist interessant - vielleicht ein wenig gerechtfertigt, aber in meinen Augen übertrieben", meinte Wilson.

Die Kritik wollte jedoch nicht abreißen, sowohl auf Social Media als auch in Fachblättern und von ehemaligen Kinderdarstellern. So schrieb Devon Sawa in einem mittlerweile gelöschten Tweet: "Die Razzies werden von seelenlosen Menschen vergeben. Eine Zwölfjährige nominieren? Die können mich mal. Dieses Kind könnte zu etwas Großen heranwachsen, wenn man ihr nicht solche Sachen in den Kopf setzt."

"Die Razzies sind ohnehin schon gemein und ohne Klasse, aber ein Kind zu nominieren, ist einfach nur abstoßend und falsch", schrieb ein ander Kinderdarsteller, Julian Hilliard. "Warum sollte man ein Kind dem Risiko aussetzen, noch mehr gemobbt zu werden oder Schlimmeres zu erleben? Macht es besser."

Goldene Himbeere nicht zum ersten Mal in Verruf

Armstrong ist indes nicht die erste Kinderdarstellerin, die für die Goldene Himbeere nominiert wurde. Zu vergangenen Nominierten gehören unter anderem Macaulay Culkin, der 1995 für drei verschiedene Rollen aufgestellt wurde, und Jake Lloyd für "Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung" im Jahr 1999. Lloyd hatte unter der heftigen Kritik an seiner Darstellung des jungen Anakin Skywalker und dem daraus resultierenden Mobbing stets enorm gelitten. 2012 beendete er seine Karriere endgültig.

Doch nicht nur Kinder waren in der Vergangenheit Grund für Kritik an der Goldenen Himbeere. Erst im vergangenen Jahr geriet die Razzie Foundation in Verruf, als eine Sonderkategorie mit dem Titel "Schlechteste Leistung von Bruce Willis in einem Film aus dem Jahr 2021" ins Leben gerufen wurde. Kurz darauf wurde bekannt, dass Willis an der neurologischen Störung Aphasie leidet und sich aus dem Hollywood-Geschäft zurückzieht.

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