Nach Christchurch: Häufung rassistischer Übergriffe auf Muslime

Ein Polizist bewacht nach dem Terroranschlag die Masjid-al-Noor-Moschee in Christchurch. (Bild: AP Photo/Vincent Yu)
Ein Polizist bewacht nach dem Terroranschlag die Masjid-al-Noor-Moschee in Christchurch. (Bild: AP Photo/Vincent Yu)

Mit einem Terroranschlag auf mehrere Moscheen in Neuseeland, bei dem am Freitag 50 Menschen ums Leben kamen, erreicht die Welle der Übergriffe auf Muslime im Westen einen neuen, traurigen Höhepunkt. Die Gewaltwelle reißt indes nicht ab.

Nur wenige Stunden nach dem verheerenden Attentat im neuseeländischen Christchurch kam es erneut zu Angriffen gegen Muslime. Medienberichte zeigen Übergriffe in mehreren britischen Städten am Wochenende auf. In Stanwell in der Grafschaft Surrey ist laut “mirror.co.uk” ein 50-jähriger Mann mit einem Messer auf einen jungen Muslim losgegangen und verletzte diesen an der Hand. Der Mann soll sein Opfer außerdem gefragt haben, ob es sterben wolle. In einer Reaktion auf die als Terrorakt eingestufte Tat erklärte die britische Premierministerin Theresa May: “Meine Gedanken sind bei dem verletzten Mann, seiner Familie und seinen Freunden. Abscheulicher, hassenswerter, rechtsradikaler Extremismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.”

In Rochdale kam es ebenfalls zu Verhaftungen wegen rassistischer Attacken. Ein Mann und eine Frau sollen einen muslimischen Taxifahrer attackiert haben. In Oldham verhaftete die Polizei eine Person, nachdem sie in sozialen Netzwerken ihre Unterstützung für den Anschlag in Neuseeland bekundet hatte. Das berichtet unter anderem die britische Zeitung “The Guardian”.

Muslime verlassen nach einer speziellen Zeremonie die Linwood-Moschee in Christchurch. (Bild: AP Photo/Vincent Thian)
Muslime verlassen nach einer speziellen Zeremonie die Linwood-Moschee in Christchurch. (Bild: AP Photo/Vincent Thian)

Der Vorsitzende des britischen Muslimrates, Harun Khan, warnte nach dem Anschlag vor Nachahmern und forderte von der britischen Regierung erhöhte Ausgaben für die Sicherheit muslimischer Einrichtungen. “Ein langfristiges Engagement zur Sicherung von muslimischen Gemeinschaften ähnlich der für jüdische Gemeinschaften ist absolut wesentlich in diesen sorgenvollen Zeiten, in denen wir damit kämpfen, wie wir die Notwendigkeit von Sicherheit mit unserem Wunsch nach anhaltender Öffnung vereinbaren können.”

In Australien rammte nur einen Tag nach dem Anschlag ein 23-Jähriger in der Nähe von Brisbane mit seinem Auto das Tor einer Moschee und beschimpfte die Gläubigen.

Warnung auch in Deutschland

Der Vorfall in Neuseeland sorgte international für Bestürzung und für Sorge vor Nachahmungstätern. Auch in Deutschland nimmt Gewalt gegenüber Muslimen zu, wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland bestätigt. “Wir beobachten eine ständige Zunahme von Anschlägen auf Moscheen und Übergriffe auf Muslime”, zitiert die “Augsburger Allgemeine” den Vorsitzenden, Aiman Mazyek. 2019 seien bereits 20 Angriffe auf Einrichtungen registriert worden, die Zahl der Übergriffe auf muslimische Bürger sei noch weitaus höher.

Der Terroranschlag am Freitag “sollte nicht nur für betroffene Muslime Anlass zu größter Sorge sein, sondern bei uns allen, insbesondere aber auch bei den Sicherheitsbehörden ein Umdenken einleiten”, erklärte Mazyek. Besonders durch das Erstarken rechtsextremer Netzwerke sei ein ähnlicher Anschlag auch in Deutschland zu befürchten: “Wenn der Staat zulässt, dass sich diese Netzwerke ausbreiten, ist die Gefahr eines solchen Anschlags wie jetzt in Christchurch auch in Deutschland nicht mehr auszuschließen”, sagte Mazyek zum “Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)”.