Nach Schulschießerei in Santa Fe: Emotionaler Hashtag geht viral

Werde ich die Nächste sein?“ Viele Schüler machen nun mit einem Hashtag auf sich aufmerksam. (Bild: AP Photo)
Werde ich die Nächste sein?“ Viele Schüler machen nun mit einem Hashtag auf sich aufmerksam. (Bild: AP Photo)

Erst vor wenigen Tagen kam es in den Vereinigten Staaten erneut zu einer Tragödie: Ein 17-Jähriger erschoss in einer texanischen Highschool zehn Menschen und verletzte zehn weitere. Jetzt reagieren die Schüler mit einem Hashtag: #IfIDieInASchoolShooting (dt.: Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe).

Der 20-jährige Andrew Schneidawind veröffentlichte einen Tweet, in dem er Jugendliche dazu aufruft, aufzuschreiben, wie sie sich die Welt vorstellen, falls sie bei einem Amoklauf sterben sollten.

„Ich versuche, einen Hashtag trenden zu lassen. Ihr könnt euch beteiligen. Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, werde ich meine animierte Fernsehserie nicht fertigstellen können. Ich werde meine Schwester nie wieder sehen können und werde dazu gezwungen, einen Märtyrertod zu sterben.“

Viele junge Menschen nahmen seine Idee auf und teilen mit der Welt, was sie sich wünschen, sollten sie auf diese Weise sterben. Andere beschreiben, wie sie sich eine Welt nach ihrem gewaltsamen Tod vorstellen oder sie schreiben auf, was sie unbedingt noch sagen wollen.

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, müsste ich mir keine Sorgen mehr darüber machen, dass meine ungeborenen Kinder einmal auf diese Weise sterben könnten.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, könnte ich meine jugendlichen Mitstreiter nicht mehr umarmen, die mich jeden Tag inspirieren und mich daran erinnern, warum ich das tue. Ich weiß, dass sie für mich kämpfen werden.“

„Verbrennt meinen Körper, falls ich bei einer Schulschießerei sterbe. Verstreut meine Asche in Washington, D.C. Lasst mich und meine Mitschüler nicht bloß zu einer Statistik werden. Amerikanische Schüler sind Menschen mit Leben, Hoffnungen und Träumen. Lasst Amokläufe aufgrund mangelhafter Waffengesetze nicht zur Normalität werden.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, möchte ich, dass alle meine Freunde und alle, die mich kannten, weiter für das Richtige kämpfen. Hört nicht auf, bevor sich etwas ändert! Kämpft für mich und all die anderen Kinder, die ihr Leben kaum beginnen konnten.“

Viele Schüler kommentieren in ihren Tweets öffentliche Reaktionen von konservativen Politikern und Medien sowie die Argumente der Waffenlobby. So äußern Politiker nach Amokläufen immer wieder, dass sie in Gedanken bei den Opfern und deren Familien seien und für diese beten. Außerdem sei es nach einem solchen Ereignis stets „zu früh, um über Politik zu sprechen“, was nach Ansicht liberaler Kräfte eine Diskussion nur verhindern soll.

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, werde ich zu einer Statistik. Mein Name wird nach einer Woche voller „Gedanken und Gebeten“ vergessen sein.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, möchte ich, dass ihr meinen Tod politisiert. Es ist nicht zu früh, um über Waffen zu sprechen, sondern zu spät.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, wird der Präsident tweeten, dass er betet und dass es traurig ist, was passiert ist, aber nichts wird passieren. Ich werde ihn nicht mehr abwählen können. Ich werde eine Statistik sein, die ihn und sein Kabinett nicht genug interessieren wird, um irgendetwas zu ändern.“

Auch Lehrer beteiligen sich an der Debatte. Schließlich sind auch sie bei Amokläufen an Schulen gefährdet.

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, bedeutet das hoffentlich, dass meine Schüler überleben. Ich hoffe, dass es meinen Freunden und Verwandten, die bestreiten, dass wir ein Waffenproblem haben, die Augen öffnet. Ich hoffe, dass meine vier Kinder wissen, wie sehr ich sie geliebt habe.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, sag ihnen, dass ich ein guter Lehrer war, der niemals eine Waffe im Klassenzimmer tragen würde. Sag ihnen, dass ich ein Waffenbesitzer war, der strengere Gesetze wollte.“

„Falls ich bei einer Schulschießerei sterbe, dann, weil ich mich als menschliches Schutzschild vor meine Schüler geworfen habe, weil ich nicht mitansehen wollte, wie ihnen die Chance genommen wird, älter als acht Jahre zu werden.“

Auf die vielen Tweets, die sich wie Testamente lesen, gab es emotionale Reaktionen:

„Ich musste weinen, als ich den Hashtag sah. Es ist schrecklich, dass junge, gesunde Menschen in den sozialen Medien ihre Testamente machen, weil sie nicht wissen, ob sie nach einem Amoklauf wieder nach Hause kommen werden.“

„Verschärft jetzt die Waffengesetze! Verängstigte Kinder flehen uns mit diesem Hashtag an, sie zu beschützen. Etwas stimmt mit uns Erwachsenen nicht!“

„Kinder und Lehrer veröffentlichen digitale Testamente, für den Fall, dass sie an dem Ort erschossen werden, an dem sie Bildung und Sicherheit erfahren sollten. Das Bedürfnis nach diesem Hashtag bricht mir das Herz und stärkt meinen Willen. Was macht es mit dir?“