Nach Trauerfeier: Polizei verhängt Ausnahmezustand über Baltimore

In Baltimore herrscht offiziell Ausnahmezustand.

In den USA verschlimmern sich Chaos und Aufruhr: In Baltimore kam es nach der Trauerfeier für den vor zehn Tagen in Polizeiobhut verstorbenen Freddie Gray zu schweren Ausschreitungen. Der Gouverneur von Maryland verhängte gar den Ausnahmezustand über die Stadt. Nachts herrscht zwischen 22 Uhr und 5 Uhr eine Ausgangssperre, das Einschreiten der Nationalgarde wird erwartet.

Rund 3000 Menschen hatten am Montagnachmittag in einer Kirche in Baltimore von dem verstorbenen 25-Jährigen Abschied genommen. Danach begannen die Ausschreitungen in der etwa 600.000-Einwohner-Stadt. Demonstranten warfen Steine und Flaschen, Geschäfte wurden geplündert, Autos in Brand gesteckt, sogar ein kirchliches Seniorenheim wurde angezündet. Nach Angaben der Polizei seien viele der Randalierer betrunken, zahlreiche Spirituosengeschäfte seien demnach ebenfalls geplündert worden. Aufseiten der Polizei von Baltimore gab es offenbar 15 Verletzte. Wie viele von den Angreifern zu Schaden gekommen sind, wird nicht berichtet. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Schulen und Bahnhöfe sind inzwischen geschlossen, und die Stadt selbst bat den Gouverneur darum, den Ausnahmezustand zu verhängen, berichtet der "Spiegel". Gleichzeitig wurde so die Nationalgarde in Bereitschaft versetzt. "Die Nationalgarde ist das letzte Mittel, um die Ordnung wiederherzustellen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen", so Gouverneur Larry Hogan.

Der Afroamerikaner Freddie Gray war am 12. April in Baltimore festgenommen worden. Obwohl er vor Schmerzen schrie, verweigerten die Beamten ihm offenbar eine ärztliche Behandlung. Der junge Mann starb wenige Tage später an einer Rückenmarksverletzung. Sechs Polizisten wurden inzwischen suspendiert. Zur Festnahme war es ursprünglich gekommen, weil Gray verdächtigt wurde, in Besitz eines Springmessers zu sein. Der Anwalt der Familie sprach am Montag bei der Trauerfeier in Baltimore von einer Aushöhlung der Justiz.

Bild Copyright: dpa