Ausstellung „Slow Fashion” am Neumarkt: Lokale Labels zeigen nachhaltige Mode aus Köln

Im Rahmen der Ausstellung fand eine Schau mit lokalen Labels statt.

Hinter den Kulissen vergeht die Zeit wie im Flug. Den Models in die Shirts helfen, Blumen feststecken, die richtige Stelle in der Musik abpassen. Designerin Julia Nohr bekommt währenddessen kaum etwas von der Modenschau mit, viel zu sehr ist sie noch mit den letzten Feinheiten beschäftigt. Doch als der letzte Ton erklingt, fällt die ganze Anspannung ab. Alles ist so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hat. Bei der „Slow Fashion Modenschau“ im Rautenstrauch-Joest-Museum haben sie mit ihrem Label Zart auf Weiß und die beiden anderen Kölner Labels, Lanius und Andrea Droemont, Alternativen für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie vorgestellt. Fair und ökologisch produziert, aus natürlichen Stoffen und in kleinen Mengen, das sind ihre Grundsätze. Bei der „Slow Fashion“-Bewegung geht es vor allem um Verantwortung und Respekt gegenüber Menschen, Rohstoffen und Umwelt. Sie ist als Gegenbewegung zur „Fast Fashion“ entstanden, die zum Beispiel in Indien immer schneller und kostengünstiger zu produzieren versucht. Dass faire, nachhaltige Mode aber nicht hässlich sein muss, haben die drei Kölner Designer am vergangenen Donnerstag bewiesen. Während einige auf bunte Farben und Muster setzen, konzentriert sich Nohr auf schlichte Shirts mit poetischer Schrift. Wie sie auf die Idee kam? „Ich schreibe schon seit meiner Jugend Gedichte“, erklärt sie. „Irgendwann dachte ich mir, es wäre doch schön, etwas auf Shirts zu drucken, das mehr nachhallt als diese kurzen Sprüche.“ Auch wenn, oder gerade weil man dafür etwas länger nachdenken müsse. Nohr, die hauptberuflich als Fotografin arbeitet, hat in diesem Rahmen schon ihre zweite Kollektion vorgestellt. Die erste, präsentiert beim Modefestival „le bloc“ im vergangenen Jahr, hat ihr so viel positives Feedback eingebracht, das sie zum Weitermachen motiviert hat. „Ich habe schon das Gefühl, dass wieder mehr Bereitschaft da ist, sich selbst und seinen Gefühlen Raum zu geben, sich danach zu sehnen, nicht nur effizient und erfolgsorientiert zu sein.“ Das wolle sie mit ihrer Mode ausdrücken und diese neue Achtsamkeit unterstützen. Um die Umwelt zu schonen, sind ihre Stücke zudem nur auf Bestellung über ihre Homepage lieferbar. Die Veranstaltung ist thematisch eingebettet in die aktuelle „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“-Ausstellung, die im Rautenstrauch-Joest-Museum zu sehen ist, und die sich um moderne Themen wie Konsum, Nachhaltigkeit und Globalisierungskritik dreht. Sie stellt alternative Materialien und umweltschonende Herstellungsprozesse aus, bietet aber auch Upcycling-Kurse und andere Workshops an. „Die Ausstellung zeigt einerseits die negativen Auswirkungen des neuen Modeindustriezweigs der superschnellen Mode“, erklärt der stellvertretende Direktor Oliver Lueb. „Andererseits versuchen wir, den Besucherinnen und Besuchern aber auch alte Textiltraditionen aus den Kulturen der Welt als mögliche Lösungsalternativen vor Augen zu führen.“ So sollen die Besucher dafür sensibilisiert werden, ihren Konsum kritisch zu hinterfragen. „Brauche ich dieses Stück wirklich? Wie wurde es eigentlich produziert? Mit welchen Chemikalien wurde es vielleicht behandelt? Diese Fragen muss man sich schon mal stellen“, sagt Oliver Lueb. Die Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“ endet am 24. Februar mit einer Finissage zum Thema Indien. Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr Oliver Lueb, Direktor Rautenstrauch-Joest-Museum...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta