Nasser Mai: Warum ist das Wetter eigentlich so mies?

Mit dem Mai beginnt für viele Deutsche im Kopf die angenehme Jahreszeit. Doch durch Dauerregen und kühle Temperaturen fühlt sich der diesjährige Mai eher an wie ein Herbst- oder Wintermonat. Woran liegt das? Und wie war es die letzten Jahre?

Der Mai macht seinem Ruf als “Wonnemonat“ bisher keine Ehre. (Symbolbild: Getty Images)
Der Mai macht seinem Ruf als “Wonnemonat“ bisher keine Ehre. (Symbolbild: Getty Images)

Der Mai gilt als “Wonnemonat“: weder zu kalt noch zu warm, sondern eben genau richtig. Die Freibadsaison startet und Eisdielen und Biergärten laden ein, die ersten sonnigen Tage im Freien zu genießen. Tja. Im Mai 2019 heißt es eher: Regen-Cape anziehen oder zu Hause auf Tauchstation gehen. Anfang des Monats ertragen wir noch die kalten Temperaturen aufgrund der Eisheiligen, denn die heißen ja nicht umsonst so. Stellenweise fiel sogar Schnee oder Schneeregen. Doch laut Kalender sollte nach der “Kalten Sophie“ gefälligst das Wetter wieder schön werden. Falsch gedacht. Seit Wochen begießt Tief “Axel“ die Bundesrepublik derzeit mit Dauerregen und Unwettern. Die Folgen waren besonders in Alpennähe überflutete Straßen und vollgelaufene Keller.

Woher kommt, meteorologisch gesehen, das schlechte Wetter?

Ein Grund ist, dass uns momentan die wetterfreundlichen Hochdruckgebiete gar nicht erreichen können. Denn diese hängen derzeit über West- bzw. Nordeuropa fest. Die Folge ist ein Tief, das sich mitten über Deutschland ausbreiten kann, so wie “Axel“.

Durch die andauernden Regenfälle ist die Itz in Bayern über die Ufer getreten. (Bild: dpa)
Durch die andauernden Regenfälle ist die Itz in Bayern über die Ufer getreten. (Bild: dpa)

“Seine Ausläufer drehen sich um das Tief herum und sorgten und sorgen hierzulande für kräftige, teils länger anhaltende Niederschläge. Vor allem in der Mitte und im Süden regnete es wie aus Kübeln“, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.

Tief “Axel“: Wasser im Keller und auf den Straßen

Vielen Deutschen steckt wahrscheinlich noch der überdurchschnittlich warme bzw. heiße Mai 2018 in den Knochen, der Auftakt zu einem Jahrhundert-Dürresommer, in dem monatelang kein Tropfen Regen fiel. Der Kontrast könnte jetzt nicht größer sein. Doch der Regen ist ein Segen für die Natur und die trockenen Böden. Schließlich müssen sich die Grundwasserspeicher nach der großen Dürre wieder auffüllen.

“In den ersten beiden Monatsdekaden sind demnach schon vielerorts über 100% des vieljährigen Monatsniederschlages gefallen. Deutlich zu trocken bleibt es bisher nur im Norden sowie in Teilen Ostdeutschlands“, sagt dazu Dipl.-Meteorologe Lars Kirchhübel von der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes.

Wie war das Maiwetter in den letzten Jahren?

Der Rückblick der letzten Jahre zeigt, dass das Wetter im diesjährigen Wonnemonat gar nicht mal so ungewöhnlich ist.

Schlimmer geht es bekanntlich immer. So ging 2013 der Mai als zweitnassester Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 in die Klimageschichte ein. Besonders im Süden der Bundesrepublik gab es Starkregenfälle mit teils verheerenden Folgen. Die Temperaturen schwankten von knapp über 10 Grad bis zu 29 Grad. Mitte des Monats gab es sogar noch leichten Frost.

“In 48 Stunden fielen damals vielerorts Regenmengen zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, die gebietsweise zu großem Hochwasser führten,“ erklärt Meteorologe Kirchhübel.

Dunkle Regenwolken gab es auch im Mai der letzten Jahre häufiger als Sonnenschein. (Symbolbild: Getty Images)
Dunkle Regenwolken gab es auch im Mai der letzten Jahre häufiger als Sonnenschein. (Symbolbild: Getty Images)

Im Jahr 2015 war der Mai, zumindest in der ersten Monatshälfte, ebenfalls nass. Besonders der 5. Mai stand im Zeichen von zahlreichen starken Unwettern. Die chaotische Wetterlage führte vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sogar zu Tornados. Der stärkste Wirbelsturm verwüstete den Ort Bützow bei Rostock und hinterließ Schäden von knapp 40 Millionen Euro.

Wetter: Hochwasserlage entspannt sich etwas

2016 und 2017 zeigte sich der fünfte Monat auch tendenziell unbeständig. Ein Tief sorgte in Deutschland für ungleichmäßig verteilte Niederschläge. Im Süden ergiebig, im Norden und Osten kaum. Mit Temperaturen zwischen 12 und 14 Grad im Durchschnitt war es auch eher kühl.

Vom heißen Mai 2018 zum Regenmonat 2019

Letztes Jahr gab es dann das andere Extrem. Ein überdurchschnittlich warmer bzw. heißer Mai mit Durchschnittstemperaturen von konstant über 16 Grad. Der Wärmerekord lag Ende Mai bei unglaublichen 34 Grad. Mit insgesamt 275 Sonnenstunden wurde der Sollwert von 196 sogar um 140 Prozent übertroffen.

Und 2019 also wieder ein nasser Mai. Leider müssen wir uns auch für den Rest des Monats auf Regen einstellen. Die Vorhersage geht nur von einer kurzen Verschnaufpause aus, bevor es wieder unbeständig wird.

Die derzeitigen kühlen Temperaturen müssen für den Sommer aber nicht von Belang sein. Der Deutsche Wetterdienst geht dieses Jahr mit vorsichtigen Andeutungen von einem durchschnittlich warmen Sommer aus.

VIDEO: Auf Korsika schneit es Mitte Mai