Netflix-Hit Rentierbaby – alles, was du wissen musst

10 Fakten zum neuen Netflix-Hit Rentierbaby

Rentierbaby erzählt eine wahre Geschichte über Stalking und sexuellen Missbrauch (Bild: Netflix)
Rentierbaby erzählt eine wahre Geschichte über Stalking und sexuellen Missbrauch (Bild: Netflix)

"Rentierbaby" basiert auf einer wahren Geschichte. Wer bei dem Namen der Serie allerdings an süße kleine, elchähnliche Wesen denkt, wird schnell eines Besseren belehrt. Denn die Netflix-Serie ist ziemlich harter Tobak - vor allem, wenn man erfährt, dass sie größtenteils auch so passiert sein soll. Sie erzählt die Geschichte eines Comedians, der jahrelang Opfer einer Stalkerin war und beweist, dass auch Männer nicht vor sexuellem Missbrauch gefeit sind. Richard Gadd, der Autor und Hauptdarsteller der Serie, der mit dem Netflix-Hit seinen ganz persönlichen Albtraum verarbeitet hat, teilt mit den Zuschauern ein Trauma, über das die wenigsten Männer offen sprechen.

Das autobiografische Werk, das zuvor als preisgekröntes Theaterstück gefeiert wurde, hat nicht nur einen Hype um die siebenteilige Serie ausgelöst, sondern auch dafür gesorgt, dass sich mehr Männer, die sexuelle Gewalt erlebt haben, Hilfe suchen. Doch es gab auch einige Eklats rund um den Netflix-Hit.

Rentierbaby ist ein Netflix-Hit (Bild: Ed Miller/Netflix)
Rentierbaby ist ein Netflix-Hit (Bild: Ed Miller/Netflix)

"Rentierbaby" – darum geht es: In der Netflix-Serie spielt Richard Gadd sich selbst, beziehungsweise die Figur Donny Dunn. Die Rolle der Stalkerin Martha Scott wird von der britischen Schauspielerin Jessica Gunning verkörpert. Martha taucht eines Tages im Pub auf, in dem Donny arbeitet. Weil sie ihm irgendwie leidtut, spendiert ihr Donny spontan eine Tasse Tee. Doch dieser gut gemeinte Akt erweist sich als verhängnisvoll, denn fortan lässt ihn die psychisch kranke Frau, die Donny "Baby Reindeer" nennt, nicht mehr in Ruhe. Sie bombardiert ihn mit E-Mails und Sprachnachrichten, bedroht ihn und seine Familie und weicht ihm nicht mehr von der Seite.

Die Serie war ursprünglich ein Theaterstück: Seine Stalking-Erfahrung machte Richard Gadd auf dem berühmten Fringe Festival in Edinburgh im Jahr 2019 erstmals öffentlich – also lange bevor "Rentierbaby" auf Netflix ausgestrahlt wurde. Das Theaterstück wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und sogar auf Londoner Bühnen aufgeführt. Bereits 2016 hatte Gadd die Geschichte des sexuellen Missbrauchs im Theaterstück "Monkey See Monkey Do" behandelt und wurde auch dafür ausgezeichnet.

"Rentierbaby“ hat auch einen positiven Effekt: Immer mehr Männer, die Opfer sexueller Gewalt wurden, brechen ihr Schweigen und suchen sich seit Veröffentlichung der Serie Hilfe. Laut “We Are Survivors” ist die Anzahl der Erstanrufer, die sich über Hilfsangebote informieren möchten, um 80 Prozent gestiegen. 53 Prozent dieser Fälle erklärten auch, dass “Rentierbaby” sie dazu gebracht habe, sich Hilfe zu suchen. Die Hilfsorganisation unterstützt vor allem Männer und nicht-binäre Menschen, die Opfer sexuellen Missbrauchs sind.

Interessante Zahlen: Alle E-Mails aus der Serie sind echt. "Zuerst dachten alle im Pub, es sei lustig, dass ich eine Verehrerin hatte", erzählte Gadd gegenüber "The Times". "Dann begann sie, in mein Leben einzudringen, verfolgte mich, tauchte bei meinen Auftritten auf, wartete vor meinem Haus und schickte Tausende von Sprachnachrichten und E-Mails."

Laut Forbes hat Gadd in viereinhalb Jahren 41.071 E-Mails, 744 Tweets, 46 Facebook-Nachrichten, Briefe mit insgesamt 106 Seiten sowie 350 Stunden Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von seiner Stalkerin erhalten. Und auch Rentierbaby, das der Serie den Titel gibt, soll ein Geschenk der Stalkerin gewesen sein. Sie schickte Gadd aber auch andere Geschenke, darunter Schlaftabletten, eine Wollmütze und Boxershorts.

Vor "Rentierbaby" – Auftritt von Richard Gadd auf Youtube: Auch der echte Gadd traf vor einigen Jahren die Entscheidung, seine Geschichte öffentlich zu teilen. Das Video von Richard Gadds authentischem "Moment der Wahrheit" ist noch auf Youtube zu sehen. Ähnlich wie der Protagonist der Serie stellte er sich seinem Trauma vor Publikum und sagte, dass er im Umgang mit sexuellem Missbrauch Fehler begangen habe.

"Ich dachte, wenn ich schweige und es für mich behalte, wenn ich genug Sport mache, jeden Morgen laufen gehe und das richtige Essen esse, die richtigen Bücher lese und meditiere, würde ich eines Tages aufwachen und [das Gefühl] wäre nicht mehr da. Dass es sich dann anfühlen würde wie eine schlimme Trennung. Aber ich habe realisiert, dass das für immer ein Teil meines Lebens sein wird", erklärt er in dem Youtube-Video. Er denke dabei an jedes enge Gefühl in der Brust, das er sich hätte sparen können. "All das Rennen, um zu vergessen, die endlosen Therapiesitzungen, hätte ich nur früher darüber gesprochen", so Gadd.

Wieso die Polizei wegen "Rentierbaby" ermittelt: In "Rentierbaby“ hat Gadd natürlich viele echte Momente und reale Menschen aus seinem Leben übernommen, er hat aber auch viele Details verändert, um die Identitäten der Betroffenen zu schützen. Wie er gegenüber Variety erklärte: "Man kann nicht einfach das Leben und den Namen von jemandem kopieren und es ins Fernsehen packen. Und natürlich war uns sehr bewusst, dass einige der Dargestellten sehr verwundbare Leute sind, also möchte man deren Leben nicht noch schwerer machen. Daher muss man Dinge ändern, um sich selbst und andere zu schützen.“

Richard Gadd hatte auch im wahren Leben mit einer Stalkerin zu kämpfen (Bild: Ed Miller/Netflix)
Richard Gadd hatte auch im wahren Leben mit einer Stalkerin zu kämpfen (Bild: Ed Miller/Netflix)

Das klappte jedoch nicht so gut, denn viele Menschen im Netz stellten eigene Nachforschungen an und versuchen herauszufinden, wer in Wirklichkeit hinter der Stalkerin Martha, der Transfreundin Teri und dem TV-Autor Darrien steckt. Im Zuge dessen wurde Sean Foley, ein Regisseur, mit dem Gadd zusammengearbeitet hatte, beschuldigt, derjenige zu sein, der den Comedian in der TV-Show missbraucht hatte.

Auf X gab Foley deshalb bekannt: "Die Polizei ist informiert und untersucht alle diffamierenden, beleidigenden und bedrohenden Posts gegen mich.“ Und auch Richard Gadd meldete sich zu Wort und appellierte an die Fans: "Menschen, die ich liebe, mit denen ich gearbeitet habe und die ich bewundere (inklusive Sean Foley) werden unfairer Weise in Spekulationen verstrickt. Bitte spekuliert nicht darüber, wer die realen Personen sein könnten. Darum geht es in unserer Serie nicht.“

Wer ist eigentlich Martha? Die Geschichte von "Rentierbaby" ist tatsächlich passiert, auch wenn im Drehbuch darauf geachtet wurde, Martha so gut wie möglich zu anonymisieren. "Wir haben uns viel Mühe gegeben, sie so zu tarnen, dass sie sich selbst wohl nicht wiedererkennen würde", erklärte Gadd. Martha Scott in der Serie bekennt sich schuldig, Dunn und seine Familie belästigt zu haben und bekommt dafür eine neunmonatige Gefängnisstrafe sowie eine fünfjährige einstweilige Verfügung. Im wahren Leben scheint die Situation ebenfalls beendet, allerdings ohne Haftstrafe. Wie Gadd "The Times" erklärte: "Es ist geklärt. Ich hatte gemischte Gefühle dabei. Ich wollte niemanden ins Gefängnis stecken, dem es psychisch so schlecht geht."

"Rentierbaby" basiert auf einer wahren Begebenheit: Martha stalkt Donny jahrelang (Bild: Netflix)
"Rentierbaby" basiert auf einer wahren Begebenheit: Martha stalkt Donny jahrelang (Bild: Netflix)

Wer allerdings die echte Martha sein soll, ist nicht bekannt, da Gadd die wahre Identität der Stalkerin nie verraten hat. Das musste er aber auch nicht, denn die vermeintlich echte Martha will sich der britischen "Daily Mail" selbst zu Wort gemeldet und ihre Seite der Geschichte erzählt haben. In dem Bericht beschreibt sich die Frau selbst als Opfer von Gadd. Sie behauptet, dass er, im Gegensatz zu dem, was in der Serie dargestellt wird, von ihr besessen gewesen sei: "Er benutzt 'Rentierbaby' jetzt, um mich zu stalken. Er hat eine verdammte Serie über mich geschrieben."

Martha stalkt Donny in
Martha stalkt Donny in "Rentierbaby" (Bild: Ed Miller/Netflix)

Sie soll die echte Martha Scott sein: "Rentierbaby" mit dem Label "True Story" hat allerdings auch einen faden Beigeschmack. Als eine Frau namens Fiona Harvey an die Öffentlichkeit geht und behauptet, die wahre Stalkerin zu sein, gibt sie zu, Morddrohungen erhalten zu haben. Harvey erscheint bei Piers Morgan, einem ehemaligen Talkshow-Moderator, der für seine Provokationen bekannt ist. Das exklusive Interview mit Harvey löste weltweit Empörung aus. Das ganze Interview, das live und ohne Bearbeitung auf YouTube übertragen wurde, ist noch auf dem YouTube-Kanal “Piers Morgan Uncensored” verfügbar, aber nur schwer anzusehen. Im Interview gerät Fiona Harvey in widersprüchliche Aussagen und verliert häufig den Faden bei ihrer Darstellung der Ereignisse. Die User bestrafen sie dafür: Die Kommentarspalte ist voll von gemeinen und teils brutalen Beleidigungen, die die Frau über sich ergehen lassen muss.

So schnitt "Rentierbaby" in den Netflix-Charts ab: Im April war die britische Serie "Rentierbaby“ der meist gesehene Titel auf Netflix. Die Serie wurde weltweit 87,4 Millionen Mal gestreamt und erreichte mit 22 Millionen Views die Spitze der englischsprachigen TV-Charts. Auch in Deutschland konnte sich "Rentierbaby" sofort an die Spitze der Netflix Top 10 Charts katapultieren.

"Rentierbaby" – Richard Gadd spricht über härteste Szene: Eine Rückblende in Folge 4 zeigt, wie Gadd von einem älteren TV-Autor mehrfach vergewaltigt wurde. Bei einem Branchen-Event für Autoren sprach Gadd über den emotionalen Dreh dieser Episode, die auch für die Zuschauer nur schwer verdaulich ist. Dem "Hollywood Reporter" sagte Gadd, dass die Arbeit an diesen Szenen "hart" gewesen sei. Zwar seien nur wenige Personen am Set anwesend gewesen, doch einigen hätten sich die Tränen aus den Augen gewischt. "Die Serie ist so stark in Traumata verwurzelt, dass jeder auf dem Set es von Zeit zu Zeit spürte", so Gadd.

Du bist Opfer von sexualisierter Gewalt und möchtest Hilfe in Anspruch nehmen? Dann kannst du dich an das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch unter der 0800 22 55 530 wenden. Der Anruf ist anonym und kostenlos.

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