Der Neue : Frank-Walter Steinmeier könnte das Amt des Bundespräsidenten neu definieren

Im Kopf des Ex-Außenministers reift die Idee eines Bürgerpräsidenten.

Nach zwanzig Minuten passiert es, ganz kurz nur. Die Kanzlerin gähnt. Der neue Bundespräsident ruft in seiner Antrittsrede nach der Vereidigung im Reichstag, in seiner ersten großen programmatischen Ansprache gerade zum wiederholten Male dazu auf, die Demokratie „gegen Populisten unterschiedlicher Couleur“ zu verteidigen – da wird Angela Merkel auf der Regierungsbank von Sauerstoffmangel oder Mittagsschwere überwältigt. Oder eben von der Macht des Wortes von Frank-Walter Steinmeier. Am Ende bekommt Steinmeier stehende Ovationen Es ist aber auch eine besonders schwergängige Passage zur Bedeutung der lebendigen Debatte für das Vertrauen in unsere wirtschaftliche und politische Ordnung, durch die er da gerade führt, im gleichen Tonfall wie in den 20 Minuten zuvor und den zehn, die folgen. Viel „Hoffnung erhalten“ und „Versprechen erneuern“, viel Sonntagsrede also. Am Ende wird er trotzdem stehende Ovationen bekommen, sogar von der Linkspartei. Denn die Rede hatte ja auch starke Passagen. Am Anfang, als er dem türkischen Präsidenten Erdogan zurief, mit den Nazi-Vergleichen aufzuhören, den Rechtsstaat zu achten und den deutschtürkischen Journalisten Deniz Yücel freizugeben. Und am Ende, als er das moderne, bescheidene Nachkriegsdeutschland zum Verteidiger der westlichen Werte ausruft. Und dazwischen, naja, man hatte sich doch darauf eingestellt, als man Steinmeier vom langjährigen Außenminister zum Bundespräsidenten machte. Auch die Bürger wollten es so, den Umfragen nach. Einen, den sie kennen. Wohltemperiert, mit bedeutungsschwangeren Formulierungen Also steht da nun Steinmeier, 61, dunkler Anzug, weißes Haar, und redet wie immer: wohltemperiert, mit bedeutungsschwangeren Formulierungen und, in dieser halben Stunde, genau einer Gelegenheit zum Schmunzeln. Aber das liegt vielleicht auch an den schwierigen Zeiten. Und nicht nur Bundestagspräsident Norbert Lammert und Steinmeiers Vorgänger Joachim Gauck betonen es an diesem Tag, auch viele in Politik und Medien finden, dass Steinmeier für diese schwierigen Zeiten genau der Richtige sei. Er ist der beliebteste Politiker der Republik, schwebte als Außenminister ohnehin seit Jahren über dem Parteienstreit. Als Politiker geprägt im Maschinenraum der Macht, in der politischen Verwaltung, im Hintergrund als Strippenzieher, gilt er als Pragmatiker, Realpolitiker – keiner, mit dem die Emotionen oder Ideale durchgehen. Ein Beruhigungsmittel gegen die Erdogans, Putins, Trumps. Bei genauerem Hinsehen aber, und das beginnt ja in diesem Moment im Reichstag, kann man immer noch staunen, dass dieser Mann an dieser Stelle gelandet ist. Was steckt hinter dem Mann Frank-Walter Steinmeier? Drei Tage zuvor, an einem verregneten Sonntag, ist Steinmeier mit seiner Frau Elke...Lesen Sie den ganzen Artikel bei berliner-zeitung