Neue große Abendshow: Warum tut Thomas Gottschalk sich das an?

Thomas Gottschalk erhält eine neue RTL-Abendshow

Er kann's nicht lassen. Wie ein altes Zirkuspferd, das endlich wieder Manegenluft wittert, treibt es Thomas Gottschalk (65) zurück ins TV-Studio. Zurück ins Scheinwerferlicht, zurück vor die Kamera. Der leicht ergraute Sunnyboy und Quotenkönig des deutschsprachigen Showbiz tritt an, um wieder mal die Gunst des Publikums zu erringen.

Thommy bekommt am 5. Juni (20.15 Uhr) bei RTL eine neue große Abendshow. Der Titel: "Mensch Gottschalk - Das bewegt Deutschland". Drei Stunden lang soll er Menschen und Themen vorstellen, über die das Land spricht. Dazu kommen Einspielfilme und Studiogäste, mit denen er den aktuellen Fragen und Emotionen nachgeht.

"Unterhaltsam und journalistisch gleichermaßen, dabei je nach Thema humorig, emotional oder hintergründig" soll Gottschalk "durch einen breiten Themenparcours des Zeitgeschehens" führen, so eine Mitteilung des Senders. In der kunterbunten Show geht es unter anderem um die anstehende Fußball-EM, die Terrorgefahr in Europa und Deutschland sowie die Karriere von Pop-Ikone Nena. Ein RTL-Sprecher sagte, es gäbe zunächst nur diese eine Ausgabe, danach sehe man weiter.

Er muss niemandem was beweisen

"Mit Buzzerdrücken und Punktestand-Abfragen bin ich durch. Ich bleibe Showmaster, aber die aktuelle Lage unseres Landes ist spannender als jeder rote Teppich in Hollywood", sagte Gottschalk, der am 18. Mai 66 Jahre alt wird. Deshalb wolle er sich mit interessanten Gästen so ernsthaft wie notwendig und so unterhaltsam wie möglich austauschen. Eigentlich kann das Thomas Gottschalk wie kein Zweiter, doch warum tut er sich das noch an?

Er muss doch keinem mehr was beweisen. In 23 Jahren führte er spritzig und charmant durch 151 "Wetten, dass..?"-Sendungen und bewies, dass er der mit Abstand beste Entertainer Deutschlands war. Dann kam Ende 2011 der Rücktritt - und das Zirkuspferd hatte plötzlich keine Manege mehr.

Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass einer wie Gottschalk nur noch auf seinem Altenteil sitzt. Also moderierte er ab Januar 2012 im Ersten viermal wöchentlich die halbstündige Vorabendshow "Gottschalk live". Ein kaum durchdachter, schnell konzipierter Talk, der das Publikum nicht erreichte. Die Sendung wurde nach nicht einmal einem halben Jahr wegen des geringen Zuschauerinteresses eingestellt.

In der Jury von Dieter Bohlen

Ein Brüller war sein nächstes Projekt ebenfalls nicht. Von September bis Dezember 2012 saß er in der RTL-Castingshow "Das Supertalent" neben Dieter Bohlen und Michelle Hunziker in der Jury. Im März 2013 gab er bekannt, dass er für eine weitere Staffel nicht mehr zur Verfügung steht. Auch das RTL-Format "Back To School - Gottschalks großes Klassentreffen" hatte keine guten Einschaltquoten. Eine weitere Ausgabe sei nicht geplant, hieß es jetzt vom Sender.

Lediglich die RTL-Spielshow "Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen alle" erfüllt die Erwartungen. Das liegt vermutlich nur daran, dass hier zwei gute Kumpel, die sich seit Jahrzehnten bestens kennen, ungezwungen miteinander arbeiten können. Verspielt Thomas Gottschalk mit Fernsehformaten, die nicht seinem Niveau entsprechen, sein brillantes Renommee - oder braucht einer wie er ganz einfach nur den Zirkus der TV-Unterhaltung?

"Ich kann sehr gut leben, ohne Fernsehen zu machen. Ich habe schon vor Jahren losgelassen", sagt Alfred Biolek (81), ein anderes berühmtes Zirkuspferd des TV-Entertainments. Angesprochen auf Gottschalk fügt Bio hinzu: "Jetzt macht er noch eine Sendung mit dem Jauch zusammen. Ich versteh's nicht, aber es ist okay. Sollen sie's machen."

Finanziell ausgesorgt

Nötig hat das Thomas Gottschalk nicht mehr - schon gar nicht finanziell. Sein Showtalent hat ihn zu einem schwerreichen Mann gemacht.

Ausgesprochen witzig sind allerdings immer noch seine "kleinen Veranstaltungen", etwa die "Kultabende" im Hörfunksender Bayern 3 mit Fritz Egner (von 2013-2015) oder die Live-Talks in kleiner Runde, wie der von vergangener Woche, als er im Münchner Literaturhaus ein äußerst amüsantes Zwiegespräch mit Kardinal Reinhard Marx hatte ("Er hat Sachen im Schrank, um die ich ihn beneide") und sich mit ihm über Papst Franziskus unterhielt.

Doch wahrscheinlich brauchen Zirkuspferde wie er den flimmernden Dunst der großen Showmanege wie die Luft zum Atmen. Warten wir es ab, ob es diesmal ein Erfolg wird...

Foto(s): RTL / Max Kohr