Neuer Anstrich für "Das fliegende Klassenzimmer": Das sind die Kino-Highlights der Woche

"Das fliegende Klassenzimmer", mal wieder neu aufgelegt. Die Hauptfiguren diesmal, von links: Martina (Leni Deschner), Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Matze (Morten Völlger) und Uli (Wanja Valentin Kube). (Bild: UFA Fiction/Leonine Studios)
"Das fliegende Klassenzimmer", mal wieder neu aufgelegt. Die Hauptfiguren diesmal, von links: Martina (Leni Deschner), Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Matze (Morten Völlger) und Uli (Wanja Valentin Kube). (Bild: UFA Fiction/Leonine Studios)

Luc Bessons "Dogman", Wim Wenders' "Anselm - Das Rauschen der Zeit" und "Das fliegende Klassenzimmer", eine neue Adaption des berühmten Schul-Romans von Erich Kästner: Das sind die Kino-Neustarts am 12. Oktober.

"Das fliegende Klassenzimmer", was könnte man sich darunter nicht alles vorstellen. Ein Klassenzimmer, das wirklich fliegt, zum Beispiel. Generationen von Schülerinnen und Schülern wurden von dem Titel des Erich-Kästner-Klassikers schon auf eine falsche Fährte gelockt, aber wirklich enttäuscht waren hinterher nur die wenigsten. Dafür steckt in diesem Buch einfach zu viel Gutes. Action, Schabernack, Tohuwabohu. Allein, ganz zeitgemäß ist der Stoff nach inzwischen 90 Jahren nicht mehr. In einer neuen Kinoverfilmung erhält "Das fliegende Klassenzimmer" nun einen neuen Anstrich.

Was das Kino-Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: In "Dogman" frönt Luc Besson seiner Leidenschaft für schräge und extreme Charaktere, und in "Anselm - Das Rauschen der Zeit" porträtiert Wim Wenders den zeitgenössischen Maler und Bildhauer Anselm Kiefer.

Internatsleiter Justus Bökh wird in der Neuauflage von "Das fliegende Klassenzimmer" von Tom Schilling verkörpert. (Bild: UFA Fiction/Leonine Studios)
Internatsleiter Justus Bökh wird in der Neuauflage von "Das fliegende Klassenzimmer" von Tom Schilling verkörpert. (Bild: UFA Fiction/Leonine Studios)

Das fliegende Klassenzimmer

Dreimal wurde Erich Kästners berühmter Schul-Roman aus dem Jahr 1933 bereits verfilmt. 1954, mit Kästner in einer Gastrolle, hielt man sich noch recht brav an die Originalvorlage, 1973 und 2003 gab es dann schon einige inhaltliche Anpassungen. Die vierte Verfilmung, inszeniert von Carolina Hellsgård (Drehbuch: Gerrit Hermans), spielt nicht mehr in der Vorweihnachtszeit, sondern im Sommer. Der Martin von damals ist jetzt eine Martina, der Jonathan eine Jo und der Sebastian eine Sebi. Der rauchende "Nichtraucher" ist aber immer noch da, immerhin. Und die Probleme, mit denen die Hauptfiguren sich heute herumschlagen, sind auch wieder ganz ähnliche wie damals.

"Schule nervt"? Nein, das ist es nicht, das war es bei "Das fliegende Klassenzimmer" eigentlich nie. Die 13-jährige Martina (Leni Deschner) kommt aus familiär schwierigen Verhältnissen, lebt mit ihrem Bruder und der alleinerziehenden Mutter (Jördis Triebel) in einem Berliner Betonblock. Ein Stipendium bringt sie schließlich in ein idyllisches Internat, das Johann-Sigismund-Gymnasium in der fiktiven südtiroler Alpenstadt Kirchberg.

Die strebsame Martina findet in der neuen Schule schnell Anschluss, freundet sich mit Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Matze (Morten Völlger) und Uli (Wanja Valentin Kube) an. Und die erklären ihr, wie das hier so läuft: Wir, die "Internen", gegen die Kinder da unten aus dem Dorf, die "Externen". So geht es also wieder los, das alte Spiel, von kleinen Provokationen bis hin zur großen Keilerei zwischen den beiden Cliquen.

Auch ein Spiel im Spiel gibt es in der Neuverfilmung wieder, das titelgebende Theaterstück "Das fliegende Klassenzimmer". Interne und Externe sollen es bei der Jahres-Abschlussfeier gemeinsam aufführen, so haben es sich die ollen Erwachsenen (Tom Schilling als Internatsleiter Bökh, Hannah Herzsprung als Schuldirektorin Kreutzmann) ausgedacht. Na, das kann ja was werden! Aber vielleicht ist dieses Fest ja auch eine Chance, endlich Frieden zu schließen ...

Mag Hunde viel lieber als Menschen: Caleb Landry Jones spielt in einem neuen Thriller von Luc Besson den "Dogman" Douglas Munrow. (Bild: 2023 LBP Europacorp/TF1 Films Production/Capelight/Shanna Besson)
Mag Hunde viel lieber als Menschen: Caleb Landry Jones spielt in einem neuen Thriller von Luc Besson den "Dogman" Douglas Munrow. (Bild: 2023 LBP Europacorp/TF1 Films Production/Capelight/Shanna Besson)

Dogman

Jemand bezeichnet ihn völlig entgeistert als "wahnsinnig", der Dogman grinst nur. "Dankeschön!" Ob nun wirklich wahnsinnig oder nicht: Diesen Typen werden die Kinobesucher so schnell nicht wieder aus dem Kopf kriegen. Wie so oft bei den Figuren, die Luc Besson sich für seine Filme ausdenkt. Der französische Regisseur und Autor ("Léon - Der Profi", "Das fünfte Element", "Valerian") hat seit jeher eine große Schwäche für schräge Vögel, für extreme Charaktere. So extrem wie sein "Dogman" waren bisher aber nur ganz wenige.

Der Moment, der den Rahmen für diesen Film vorgibt: Douglas Munrow (Caleb Landy Jones, "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") wurde gerade in seinem Wagen festgenommen. Mit Abendkleid, mit Blut und Make-up im Gesicht, mit einem Auto voller Hunde. Man wirft ihm eine Reihe von Verbrechen vor, unter anderem auch Mord.

Wer ist dieser "Dogman"? Wo kommt er her? Was hat er getan? All diese Fragen beantwortet Luc Besson in einem zutiefst abgründigen und bisweilen verstörenden Mix aus Thriller und Charakterstudie. Schon als Kind wurde Douglas schwer misshandelt. Sein Vater schlug ihn, sperrte ihn in einen Zwinger mit ein paar blutrünstigen Hunden. Diese vermeintlichen Biester aber waren dem Jungen damals schon viel näher (und lieber) als jeder Mensch. Eine Neigung, die sich im Lauf der Jahre immer mehr vertiefte, während Dougs Hass auf die Menschen immer weiter anwuchs ...

Luc Besson hat seit jeher eine Schwäche für schräge und extreme Figuren. So extrem wie sein "Dogman" (Caleb Landry Jones) waren bisher aber nur ganz wenige. (Bild: 2023 LBP Europacorp/TF1 Films Production/Capelight/Shanna Besson)
Luc Besson hat seit jeher eine Schwäche für schräge und extreme Figuren. So extrem wie sein "Dogman" (Caleb Landry Jones) waren bisher aber nur ganz wenige. (Bild: 2023 LBP Europacorp/TF1 Films Production/Capelight/Shanna Besson)

Anselm - Das Rauschen der Zeit

Ein Film über einen Künstler, dessen Arbeit "die menschliche Existenz und die zyklische Natur der Geschichte erforscht - inspiriert von Literatur und Poesie, Geschichte, Philosophie, Wissenschaft, Mythologie und Religion": Wenn irgendjemand das so hinbekommen kann, dass es nicht nur für ein paar wenige Akademiker und Kulturfans mit auffälligen Brillengestellen interessant ist, dann wohl Wim Wenders. Das Große im Speziellen zu suchen, scheint den Star-Filmemacher seit einigen Jahren besonders zu reizen ("Das Salz der Erde", "Perfect Days"). Die Freiheit, Inhalte ins Kino zu bringen, die eigentlich nicht für das Kino geeignet sind, hat er sich verdient. Sein Thema diesmal: Anselm Kiefer.

Anselm Kiefer gehört fraglos zu den großen zeitgenössischen Künstlern, der Maler und Bildhauer hat seine Verehrer und Bewunderer auf der ganzen Welt. In der breiten Masse kennt ihn aber natürlich kaum jemand. Also: eine Persönlichkeit wie gemacht für eine Wim-Wenders-Verfilmung. Zwei Jahre lang spürte Wenders seinem Protagonisten nach, um das Porträt "Anselm - Das Rauschen der Zeit" zu drehen, sowohl in Kiefers deutscher Heimat als auch in Frankreich, wo der 78-Jährige inzwischen lebt.

Wim Wenders, der zuletzt Filme über den Fotografen Sebastião Salgado, Papst Franziskus sowie über einen japanischen Toilettenreiniger drehte, blickt in seiner neuen Dokumentation auf verschiedene Stationen im Leben und in der Karriere von Anselm Kiefer. Bei der filmischen Illustration setzt er auch verstärkt auf die Vorzüge moderner Kino-Technik. "Anselm - Das Rauschen der Zeit" kommt in 3D und 6K-Auflösung auf die große Leinwand. Neben Literatur, Poesie, Philosophie und Mythologie erwartet das Publikum also auch ein echter Bilderrausch.

In seinem neuen Dokumentarfilm "Anselm - Das Rauschen der Zeit" porträtiert Wim Wenders den Maler und Bildhauer Anselm Kiefer (Bild). (Bild: Road Movies)
In seinem neuen Dokumentarfilm "Anselm - Das Rauschen der Zeit" porträtiert Wim Wenders den Maler und Bildhauer Anselm Kiefer (Bild). (Bild: Road Movies)