Neues aus Frankensteins Welt

Kopftransplantation in nur zwei Jahren möglich?

Bald medizinische Realität? Boris Karloff als Frankensteins Monster (Bild: ddp/Universal Pictures)
Bald medizinische Realität? Boris Karloff als Frankensteins Monster (Bild: ddp/Universal Pictures)

Sergio Canavero ist Mediziner der Turin Advanced Neuromodulation Group (TANG) in Italien und hat eine Vision, die radikal und fantastisch klingt. Nach Auffassung Canaveros müsse es bereits in zwei Jahren so weit sein, dass operativ ein gesunder Kopf auf einen Spenderkörper verpflanz werden kann. Im Ganzkörpertransplantat sieht er eine Möglichkeit, das Leben von unheilbar erkrankten Menschen zu verlängern. Das teilte der Arzt dem Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ mit.

In seinem „Gemini“-Protokoll über Rückenmarksfusion im Zustand der Hypothermie, also im Stadium der starken Unterkühlung, bezieht sich Canavero auf die Versuche des 2010 verstorbenen US-Amerikaners Robert Joseph White, der in einem als Cephalosomatic anastomosis (CSA) benannten Verfahren einen gesunden Kopf auf einen chirurgisch enthaupteten Körper transferieren wollte. Entsprechende Experimente unternahm White in den Siebzigerjahren an Menschenaffen.

White wurde oft als Spinner abgetan, und auch die Ansage des italienischen Arztes stößt in Fachkreisen auf starke Skepsis. Neben den medizinischen Schwierigkeiten einer so komplizierten OP, die Neuverknüpfung von dutzenden Nervenbahnen, eine Wiederbelebung und – falls der Patient die Prozedur überlebt – intensive Rehabilitation, stehen vor allem ethische Bedenken im Vordergrund.  Dessen ist sich Canavero bewusst: „Wenn die Gesellschaft es nicht will, werde ich es nicht tun.“

Der Mediziner hält die Transplantation aber für möglich und ist sich sicher, dass sie in naher Zukunft durchgeführt werden wird, „wenn nicht in den USA oder Europa, dann woanders“, so Canavero gegenüber „New Scientist“. Im Juni will er bei einem Treffen von Neurochirurgen im US-Bundesstaat Maryland seine Forschungsergebnisse vorstellen.

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