"Genderwahnsinn"? AfD-Politiker Lindemann empört sich über das Wort "Fahrspurende"

Gunnar Lindemann sorgt im Netz mal wieder für Aufsehen. In einem Tweet empörte sich der AfD-Politiker über das Wort "Fahrspurende". Er glaubt, es sei ein weiteres Anzeichen für "Genderwahnsinn".

Gunnar Lindemann regt sich gerne über das Gebaren "links-grüner Ideologen" auf. (Bild: ddp/Alexander Reka/TASS/Sipa USA)
Gunnar Lindemann regt sich gerne über das Gebaren "links-grüner Ideologen" auf. (Bild: ddp/Alexander Reka/TASS/Sipa USA)

Der Berliner AfD-Abgeordnete ist sich für keinen Twitter-Eintrag zu schade. Auch mit einem seiner letzten Posts sorgt der Politiker im Netz für Erheiterung. Diesmal regt er sich über den "täglichen Genderwahnsinn" auf, den er im Sprachgebrauch "links-grüner Ideologen" zu beobachten glaubt.

Der "Genderwahnsinn"

Stein des Anstoßes war ein Artikel in der BZ, in dem es um einen Unfall auf der A10 ging. Eine Frau hatte bei Michelsdorf das Fahrspurende übersehen und war in eine Baustelle gefahren. Zwei Personen wurden verletzt. "Fahrspurende"? Nach Ansicht des AfD-Politikers liegt hier ein klarer Fall von Genderisierung vor. "Jetzt werden sogar die Fahrspuren gegendert", schreibt er in einem gestern veröffentlichten Tweet. Sein Tipp für die Zeitung: "Wie wäre es mal mit der guten alten Duden-Rechtschreibung anstatt mit diesem links-grünen Ideologien liebe @bzberlin?"

Inwiefern "Fahrspurende" in die Rubrik "Genderwahnsinn" fällt, was daran also "gegendert" wurde, das erschließt sich dem Leser nicht auf Anhieb. Hier ein Versuch der Erklärung: Lassen wir die Möglichkeit beiseite, dass Lindemann bloß auffallen und provozieren wollte, dann hat er sich ganz offensichtlich verlesen. Wahrscheinlich glaubte er, dass "Fahrspurende" ähnlich "gegendert" sei wie die geschlechtsneutralen Formulierungen "Studierende" (statt Studenten), "Abonnierende" (statt Abonnenten) und "Angreifende" (statt Angreifer).

Das Netz lacht

Dass die BZ der Fahrspur nicht das Geschlecht geraubt hat, sondern ihr Ende meinte, kam Lindemann anscheinend nicht in den Sinn. Heute wird der AfD-Mann schlauer sein, denn so mancher Internet-Nutzer bzw. -Nutzerin führte ihm seinen Irrtum mehr als deutlich vor Augen. "'Fahrspurende', belehrt ihn eine Userin, "ist eine Kombination aus Substantiven, wie sie im Deutschen grammatikalisch möglich und üblich ist. Ich sage nur "'Donaudampfschifffahrts[...]'"

Einige Nutzer/innen glauben, den eigentlichen Zweck des Kommentars erkannt zu haben. "Das Schlimme ist nicht, dass sie sich verlesen haben", was ja vorkomme, schreibt ein Twitter-User. "Sondern dass sie aufgrund ihrer Suche nach irgendwas, um Empörung zu heucheln und Aufmerksamkeit zu generieren, völlig blind geworden sind." Andere sprechen dem Sprachkenner- und -Kritiker Lindemann jegliche Sprachkompetenz ab. "Nach 'Rechtschreibung' kommt ein Komma, nach 'Ideologien' ebenso", schreibt ein Nutzer. "Aus 'diesem' machen wir besser ein 'diesen' und vor Fragezeichen kommen keine Leerzeichen."

Dass er beim Verfassen seines Twitter-Kommentars nicht "auf dem Schlauch" stand, wie ein weiterer Nutzer meint, weist Lindemann zurück. Mit seinem Tweet wollte er vielmehr "auf humorvolle Art die Medientreibenden und alle anderen Leser ein wenig für die deutsche Sprache sensibilisieren", erklärt er auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Das Ende einer Fahrspur sei ihm als Verkehrspolitiker "natürlich bekannt".

Lindemann und die Bahn

Es ist nicht das erste Mal, dass Lindemann mit einem Internet-Kommentar ins Fettnäpfchen getreten ist. Ende Juni dieses Jahres hatte er sich im Netz einen Schlagabtausch mit der Social-Media-Abteilung der Deutschen Bahn geliefert.

Anlass war ein Tweet, in dem das Unternehmen anlässlich des Global Pride am 27. Juni seine Sympathien mit der LGBTI-Gemeinschaft bekundete. Der Eintrag bestand unter anderem aus dem Bild einer Regenbogenfahne, die aus mehreren Bildsymbolen geformt war. Für Lindemann war das eine "Erklärung" für die "regelmäßigen Verspätungen" der Bahn.

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