Neuseelands Parlament gedenkt der Opfer von Christchurch

Ein Mann betet vor der Al-Nur-Moschee in Christchurch. Foto. Mick Tsikas/AAP
Ein Mann betet vor der Al-Nur-Moschee in Christchurch. Foto. Mick Tsikas/AAP

Die Trauer über die 50 Todesopfer von Christchurch ist in Neuseeland enorm. Die muslimische Gemeinde bereitet eine große Gedenkfeier vor. Zugleich wird aber auch mit Kritik an den Internet-Konzernen nicht gespart.

Wellington (dpa) - Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern begann ihre Rede vor den Abgeordneten mit der arabischen Grußformel «Salam aleikum» («Friede sei mit Euch»).

30 Verletzte wurden nach dem rassistisch motivierten Massaker noch im Krankenhaus behandelt, neun befanden sich im «kritischen Zustand». Der mutmaßliche Täter - ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien - sitzt in Untersuchungshaft. Ein 17-minütiges Video, in dem große Teile des Verbrechens zu sehen sind, kursiert immer noch im Internet. An diesem Mittwoch sollen zahlreiche Todesopfer - alles Muslime - in Christchurch beigesetzt werden. Auf Spendenkonten, mit denen den Hinterbliebenen geholfen werden soll, gingen inzwischen umgerechnet mehr als fünf Millionen Euro ein.

Ardern verlangte von Internet-Konzernen wie Facebook und Google, ihrer moralischen Verantwortung gerecht zu werden und die Verbreitung solcher Videos zu verhindern. «Das darf kein Fall sein, in dem es allein um Profit geht.» Nach Angaben von Facebook ging der erste Hinweis auf das Video nach einer halben Stunde ein. Das Video sei «binnen Minuten» nach einer Anfrage der neuseeländischen Polizei gelöscht worden. Wie lange genau es online war, blieb somit offen.

Die Premierministerin verzichtete in ihrer Rede darauf, den mutmaßlichen Attentäter beim Namen zu nennen. Sie sagte: «Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören.» Ardern rief stattdessen dazu auf, die Namen der Opfer in Erinnerung zu behalten. Zugleich versicherte sie, der Täter werde «mit der vollen Härte des Gesetzes» bestraft.

Dem Australier, der zuletzt in der neuseeländischen Stadt Dunedin lebte, droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Einen Termin für den Prozess gibt es noch nicht. Am 5. April wird er das nächste Mal einem Gericht vorgeführt.

Auf die Bestattung der Todesopfer müssen viele Familien immer noch warten. Bis Dienstagabend (Ortszeit) wurden erst sechs Leichname von der Polizei freigegeben. Nach einem Bericht der Zeitung «New Zealand Herald» plant die muslimische Gemeinde von Christchurch eine gemeinsame Trauerfeier. Einige Opfer sollen aber auch im Ausland bestattet werden. Die meisten kommen aus Einwandererfamilien. Im Islam ist es eigentlich üblich, Tote binnen 24 Stunden beizusetzen.

Unterdessen drohte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit Vergeltung. Die «Anführer der Ungläubigen» hätten nur Krokodilstränen vergossen, sagte ein IS-Sprecher in einer Audiobotschaft. Die Echtheit konnte zunächst nicht überprüft werden. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS in den sozialen Medien verbreitet.

US-Präsident Donald Trump setzte sich gegen Kritik an seinen Äußerungen unmittelbar nach dem Anschlag zur Wehr. Auf Twitter nannte er sie «lächerlich». Trump hatte den Anschlag am Freitag verurteilt, dann aber auch gesagt, dass er die Ideologie einer weißen Vorherrschaft «nicht wirklich» als wachsende Gefahr ansehe.