"Night Stalker": Vielen ist die Netflix-Serie zu blutig

“True-Crime”-Dokus sind ein echter Trend. Doch die Netflix-Hitserie “Night Stalker” scheint für viele User dann doch ein bisschen zu grausam und detailliert zu sein.

Der echte "Night Stalker", Richard Ramirez beim Gerichtsverfahren in Los Angeles im Oktober 1985. (Bild: Getty)
Der echte "Night Stalker", Richard Ramirez beim Gerichtsverfahren in Los Angeles im Oktober 1985. (Bild: Getty)

Die Geschichte eines echten Verbrechens im Film umzusetzen, ist stets ein Balance-Akt. Das gilt besonders, wenn es sich wie in diesem Fall um eine brutale Mordserie handelt, die noch nicht all zu lange in der Vergangenheit liegt. Die Netflix-Doku “Night Stalker” widmet sich einem der berühmtesten US-amerikanischen Serienkiller. Richard Ramirez hatte in den Achtzigerjahren in Los Angeles insgesamt 13 Morde begangen, dazu kamen elf Sexualstraftaten und weitere 14 Einbrüche, für die er schließlich 1989 verurteilt wurde.

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Seine brutalen Taten verübte der damals 24-jährige Ramirez innerhalb von nur einem Jahr zwischen 1984 und 1985. Dennoch hielt der umgehende “Night Stalker” ganz Kalifornien in Atem. Schon mehrfach wurde die Mordserie verfilmt, Netflix versuchte sich nun erfolgreich an einer vierteiligen Doku-Serie. Doch vielen Zuschauern ist das Gezeigte zu grafisch. Sie kritisieren die Serie heftig auf den Sozialen Medien für die expliziten Tatort-Aufnahmen und die im Stile eines Horrorfilms inszenierten Re-Enactment-Szenen.

Auf die blutigen Szenen hätten wohl viele Zuschauer verzichten können. “Es gab keinen Grund dafür, die Opferfotos von den Tatorten und das Blutspritzen in Zeitlupe zu zeigen,” fand diese Zuschauerin in ihrem Twitter-Kommentar.

“Ich weiß nicht, ob ich es durch “Night Stalker” auf Netflix schaffe,” schrieb diese Userin. “Das ist hart anzugucken.”

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Während einige Kritiker lobten, dass die Serienmacher sich eher auf die Perspektive der Opfer konzentrierten, fanden manche Social Media-Kommentatoren dennoch, dass der Mörder zu sehr im Rampenlicht stehe. “Der Killer wird glorifiziert, es werden zu viele Bilder der Tatorte gezeigt und es wird nichts über die Opfer erzählt,” kritisierte zum Beispiel dieser User.

“Gewaltporno” und Täter-Verherrlichung

Dieser Vorwurf ist nicht gänzlich unberechtigt. Während seines Gerichtsverfahrens erhielt Ramirez tatsächlich viel Fanpost. Eine Frau heiratete den zum Tode verurteilten Serienmörder schließlich sogar im Gefängnis. Die Verherrlichung des Täters ist also durchaus ein mediales Phänomen, mit dem sich auch die Netflix-Serie konfrontiert sieht.

So kommt Visualisierung der Taten in der Serie auch nicht bei allen TV-Kritikern gut weg. Unter anderem bezeichneten Journalisten die Optik als “Gewaltporno” und die Indiewire-Autorin Ann Donahue fand, dass die inszenierten Szenen eher wie ein “schlechtes B-Movie” wirkten.

Trotzdem trendet “Night Stalker” momentan auch in Deutschland bei Netflix. Die Faszination des “True-Crime”-Genres scheint ungebrochen. Manche entschlossen sich auch, die Serie trotz der grausamen Szenen bis zum Ende anzuschauen. “Ich wollte einfach sehen, wie er verhaftet wird,” schrieb eine Userin. Sorgen machen vor dem “Night Stalker” muss sich allerdings niemand mehr. Obwohl sein Todesurteil mehrfach ausgesetzt wurde, starb Ramirez schließlich 2013 im Gefängnis an Leberversagen.

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