Null-Covid-Strategie in Hongkong: Eltern werden von ihrem kleinen Kind getrennt

Mit steigenden Infektionszahlen kann die von China vorgegebene Null-Covid-Politik in Hongkong als gescheitert angesehen werden. Dennoch hält das Land verzweifelt daran fest. Die Folgen davon musste ein Elternpaar nun auf bedrückende Weise erleben.

Ein amerikanisches Paar wurde in Hongkong nun von ihrem Baby getrennt - eine Folge der besonders strengen Corona-Maßnahmen (Symbolbild: Getty Images)
Ein amerikanisches Paar wurde in Hongkong nun von ihrem Baby getrennt - eine Folge der besonders strengen Corona-Maßnahmen (Symbolbild: Getty Images)

Als "Tsunami" haben Experten die fünfte, von der Omikron-Variante ausgelöste Corona-Welle in Hongkong bezeichnet - und das, obwohl die Stadt die strengen Maßnahmen von Chinas sogenannter Null-Covid-Strategie durchsetzt. Dazu gehören lokale Lockdowns, Massentestungen und Kontaktverfolgung per App.

Eine weitere Vorgabe ist, dass alle mit dem Coronavirus infizierte Personen sich für 14 Tage in einem Quarantäne-Hotel oder im Krankenhaus isolieren müssen. Diese Maßnahme traf auch die elf Monate alte Ava, die einem Bericht von CNN zufolge an Covid-19 erkrankte und am Montag zur Behandlung und vor allem zur Quarantäne ins Krankenhaus musste - ohne ihre Eltern. Die mussten die Klinik verlassen, sobald der positive Test vorlag und dürfen sie zu keinem Zeitpunkt besuchen.

Die Eltern hoffen auf positiven Test, damit sie zu ihrem Kind dürfen

CNN berichtet, wie Nick und Laura - Ava's Eltern - das weinende Kind via Video Call zu beruhigen versuchen. Als dies nicht gelingt, bittet Nick die anwesende Krankenschwester, die in volle Schutzkleidung samt Visier vor dem Gesicht gehüllt ist, die Kleine ein wenig zu trösten. "Wir sind richtig hilflos", sagte Laura dem Sender. "Es ist nicht das Beste für sie, dass sie von uns getrennt ist. Sie braucht uns und wir brauchen sie."

Zweijähriger braucht OP – aber Eltern wollen besonderes Blut

Als "Albtraum" beschreiben die beiden ihre Situation. Sie hoffen nun sogar selbst auf einen positiven Corona-Test, damit sie endlich zu ihrer Tochter dürfen. Diese sei nach Informationen aus dem Krankenhaus längst stabil - entlassen werden darf sie aber erst, wenn sie frühestens sieben Tage nach ihrer Einweisung negativ getestet wird.

Familientrennungen in Hongkong: Kein Einzelfall?

Der Fall der US-amerikanischen Familie, der erstmals auf einer Facebook-Gruppe verbreitet wurde, sorgte für Aufsehen. Denn der Vorwurf, dass in Hongkong im Rahmen der Null-Covid-Strategie Familien getrennt werden, steht schon lange im Raum. Regierungschefin Carrie Lam äußerte sich auf Anfrage von CNN nicht. Im April 2021 hatte sie auf eine ähnliche Anfrage lediglich angegeben, dass Hongkong eine "barmherzige Regierung" habe. Bei kleinen Kindern würde die Ausnahme gemacht, dass sie nicht alleine in Quarantäne müssten.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hält sich aktuell bedeckt zum Thema Familientrennungen (Bild: Anthony Kwan/Getty Images)
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hält sich aktuell bedeckt zum Thema Familientrennungen (Bild: Anthony Kwan/Getty Images)

Zu diesem Zeitpunkt schlug sich Hongkong in der Corona-Pandemie allerdings noch wacker. Mittlerweile wird die Stadt allerdings von der Omikron-Welle überrollt. Täglich werden in der 7,5-Millionen-Einwohner-Metropole rund 5700 neue Fälle gemeldet. Seitdem scheint die Quarantäne-Politik in Bezug auf Familientrennungen weniger klar.

Die Krankenhausbehörde zeigte sich ebenfalls kritisch über die Maßnahmen. Familientrennung sei "enorm schwierig für Eltern und Kind", wie ein Sprecher CNN sagte. Die Folgen davon würden noch lange nachwirken. Auch er riet Avas Eltern jedoch davon ab, in gesundem Zustand das Krankenhaus zu betreten. Sofern die beiden positiv getestet würden, würde man alles dafür tun, dass sie in die gleiche Klinik gebracht würden.

Video: Kampf gegen Corona: Hongkong mit drastischer Maßnahme