Nummer statt Name: Bürger in Hilgermissen gegen Straßenschilder

Orientierungshilfe oder unnötige Modernisierung? Die Bewohner der niedersächsischen Gemeinde Hilgermissen sind sich einig: Sie wollen keine Straßennamen in ihrem Ort. Häuser sollen weiter nur durchnummeriert werden. 



Kein Bedarf an Schildern: Die Bewohner der kleinen 2100-Einwohner-Gemeinde Hilgermissen in Niedersachsen haben gegen die Einführung von Straßennamen in ihrem Ort gestimmt. Bei einer Befragung, die parallel zur niedersächsischen Landtagswahl am Sonntag abgehalten wurde, entschieden sich 784 von 1319 Wählern gegen Straßennamen. Bisher sind die Häuser in den acht einzelnen Ortschaften nur durchnummeriert. 

Befürworter der Straßennamen hatten argumentiert, Rettungswagen hätten bei der Anfahrt Probleme. "Die Diskussion läuft bei uns seit rund 15 Jahren, jetzt haben wir Klarheit", sagte Bürgermeister Johann Hustedt am Montag. Der Gemeinderat werde sich wohl nach dem Votum richten, auch wenn es rechtlich nicht bindend sei. 

Nach Hustedts Angaben hätte die Beschilderung der rund 150 Straßen knapp 40 000 Euro gekostet. Die Diskussion hatte die Gemeinde in zwei Lager geteilt. 

"Das Leben auf den Dörfern hat immer funktioniert, es wird auch weiter funktionieren", sagte einer der Straßennamen-Gegner, Heinz Meyer, am Montag. Mit Straßenschildern seien die Namen der acht einzelnen Ortschaften in Gefahr gewesen, die bisher Orientierung in Hilgermissen geben. "Ein Stück Identität wäre verloren gegangen." 

Heike Beermann, die für die Straßennamen geworben hatte, sagte hingegen: "Jeder in unserer Gemeinde kennt die Situation, regelmäßig nach dem Weg gefragt zu werden." Besucher müssten oft an markante Punkte gelotst und dort abgeholt werden. Sie akzeptiere aber das Votum. 

Bürgermeister Hustedt kündigte an, auf die Hersteller von Karten für Navigationsgeräte zugehen zu wollen, um Probleme zu beheben. "Die Entscheidung war ein Stück Liebe zur Heimat." 

dpa