Tweet von Ex-Präsident Barack Obama ärgert US-Präsident Donald Trump

Normalerweise hält sich Barack Obama aus dem Tagesgeschäft seines Nachfolgers heraus. Jetzt sorgt aber ein Tweet für Ärger mit Donald Trump. Es geht darum, wem die erfolgreiche Wirtschaft der USA zu verdanken ist.

Vielleicht hätte Barack Obama bei der Amtsübergabe an Donald Trump noch einmal ein paar historische Fakten mit seinem Nachfolger durchgehen sollen. (Bild: REUTERS/Kevin Lamarque)
Vielleicht hätte Barack Obama bei der Amtsübergabe an Donald Trump noch einmal ein paar historische Fakten mit seinem Nachfolger durchgehen sollen. (Bild: REUTERS/Kevin Lamarque)

Barack Obama hat sich seit dem Ende seiner Amtszeit im Januar 2017 mit politischen Kommentaren weitestgehend zurückgehalten. Doch jetzt mischte sich der ehemalige US-Präsident ein, um seinen Nachfolger zu korrigieren. Und das ausgerechnet via dessen Lieblingsmedium Twitter. Denn Donald Trump erzählt auf seinen Wahlkampfveranstaltungen im ganzen Land gerne, wie sehr seine Politik die US-amerikanische Wirtschaft wieder angekurbelt habe. In typischem Trump-Jargon spricht er gerne von der "besten US-Wirtschaft in der Geschichte", nennt sie die “heißeste Wirtschaft der Welt” oder gleich ganz hoch gegriffen die "großartigste Wirtschaft aller Zeiten".

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Dass das alleine Trumps Erfolg sein soll, wollte Obama wohl so nicht auf sich sitzen lassen. Und so postete er am Montag auf Twitter: "Heute vor elf Jahren, dicht am Tiefpunkt der schlimmsten Rezession seit Generationen, habe ich den Recovery Act unterzeichnet und damit den Weg geebnet für mehr als ein Jahrzehnt Wirtschaftswachstum und die längste Phase der Schaffung von Arbeitsplätzen in der amerikanischen Geschichte."

Mit dem sogenannten “American Recovery and Reinvestment Act“ wollte die Obama-Regierung im Jahr 2009 gegen die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise vorgehen. In den aufgeheizten Wahlkampfzeiten wollte Obama nun noch einmal an die Verdienste der Demokraten in der tatsächlich stabilen Ökonomie der USA erinnern. Das stieß Donald Trump natürlich sauer auf. Denn der aktuelle US-Präsident sieht sich gerne als alleinigen Retter der Wirtschaft.

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Also dauerte es nicht lange, bevor er auf Twitter zum Gegenangriff ausholte. “Haben Sie schon die letzte Betrugsnummer gehört?”, fragt Trump seine Anhänger rhetorisch zur Einleitung des Doppel-Tweets. Und wettert dann gegen Obama. Dieser würde versuchen, die Lorbeeren für den aktuellen Boom zu ernten. Dabei hätte er die schlechteste Erholung der Wirtschaft seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 gehabt, behauptet Trump. Und warnt gleich noch vorausschauend für die US-Präsidentschaftswahl im November: "Wenn die Demokraten 2016 gewonnen hätten, wären die USA jetzt in großer wirtschaftlicher Not."

Die nackten Zahlen sind nicht ganz so eindeutig, wie Trump es gerne darstellt. Zwar ist die US-Wirtschaft in den vergangenen Jahren stets sehr stabil und stark gewesen. Doch keineswegs erst unter Donald Trump. In den drei Jahren seit seinem Amtsantritt kommt die US-Wirtschaft auf ein durchschnittliches Wachstum von 2,5 Prozent, in den drei Jahren zuvor unter Barack Obama waren es mit 2,3 Prozent nur unwesentlich weniger. Und an dessen Rekordwert aus dem zweiten Quartal 2014 von 5,5 Prozent ist die Konjunktur unter Trump noch nicht annähernd heran gekommen. Trump hat also bereits eine sehr starke Wirtschaft von seinem Vorgänger übernommen, die sich inzwischen in der längsten Wachstumsphase ihrer Geschichte befindet.

Trump und die historischen Fakten

Doch auch die anderen “Fakten” aus Trumps Tweets sind nicht historisch korrekt. Im vergangenen Jahrhundert gab es mehrere Konjunkturphasen, in denen die US-Wirtschaft deutlich stärker angestiegen ist als in seiner Amtszeit. Und Obamas schwache Erholung war historisch betrachtet auch nicht so schlecht, wie Trump es darstellt. Wer also wessen Lorbeeren unverdient ernten will, bleibt dahin gestellt.

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Klar ist, im näher rückenden Wahlkampf gegen den noch zu bestimmenden demokratischen Kandidaten wird Trump die florierende Wirtschaft als großes Faustpfand in der Hand halten. Ob sie ihm oder bereits Obama zu verdanken ist, spielt bei seinen Wählern letztlich kaum eine Rolle. Ebensowenig wie die Tatsache, dass unter Ökonomen ohnehin umstritten ist, wieviel direkten Einfluss ein US-Präsident tatsächlich auf die Konjunktur seines Landes hat.

Sehen Sie im Video, wie Umweltaktivisten Druck auf die Wirtschaft ausüben: