Odenwaldschule erst einmal Geschichte

Zufahrt des ehemaligen Internats in Ober-Hambach bei Heppenheim (Hessen). Foto: Arne Dedert/Archiv

Die private Odenwaldschule ist nach Missbrauchsskandal und Geldnot erst einmal Geschichte. Das Konzept zur Fortführung der insolventen Einrichtung bekam von den Aufsichtsbehörden keine Genehmigung.

«Nach den den Behörden vorgelegten Unterlagen ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit für den Weiterbetrieb der Odenwaldschule nicht gesichert», teilten das hessische Kultus- und das hessische Sozialministerium am Mittwoch in Wiesbaden mit.

Für die Insolvenzverwalterin ist dies erst einmal das Aus. «Ich sehe aufgrund dieser Entscheidung zwei Arbeitstage vor Beginn des neuen Schuljahres zumindest für 2015/16 keine Möglichkeit zur Weiterführung eines Schulbetriebs», teilte Rechtsanwältin Sylvia Rhein mit. «Ich werde nun prüfen, inwiefern ein Bildungsangebot auf dem Grundstück der Odenwaldschule zu einem späteren Zeitpunkt denkbar und realisierbar ist. Ich bedaure sehr, dass es nicht gelungen ist, den jetzigen Schülern die Fortsetzung ihrer begonnenen Ausbildungen in vertrautem Umfeld zu ermöglichen und keine Arbeitsplätze erhalten zu können.»

Laut Behörden sind die «im eingereichten Konzept vorgesehenen und schriftlich vorliegenden Schülerzahlen für einen langfristigen wirtschaftlich beziehungsweise finanziell tragfähigen Schulbetrieb nicht valide belegt und daher nicht ausreichend». Die Investoren teilten mit, sie behielten sich rechtliche Schritte vor. «In der kommenden Woche werden wir uns dazu äußern», meinte eine Sprecherin der Initiatorengruppe. Diese will die Schule unter dem Namen «Schuldorf Lindenstein» abgespeckt weiterführen.

Die Insolvenzverwalterin kündigte an, «aus insolvenz- und arbeitsrechtlichen Gründen» allen Mitarbeitern im Laufe des Septembers kündigen zu müssen. Die Schule hatte zuletzt noch rund 110 Beschäftigte. Bei einer Weiterführung der Schule hätte die Hälfte der Belegschaft bleiben können.

An der Odenwaldschule waren 2010 lange zurückliegende sexuelle Übergriffe an Schülern ans Licht gekommen. Offiziell wird von 132 Opfern ausgegangen, von bis zu 500 ist die Rede. Es folgten ein Dauerstreit und einige Wechsel an der Spitze, die Schülerzahlen sanken. Die Schule stellte schließlich Mitte Juni Insolvenzantrag.

Das neue Schuljahr in Hessen beginnt an diesem Montag (7.9.). Den Ministerien zufolge haben alle der im vergangenen Schuljahr 2014/15 an der Odenwaldschule unterrichteten Schüler bereits einen neuen Schulplatz bekommen. «Alle Beteiligten sind sich der Tatsache bewusst, dass mit der getroffenen Entscheidung auch persönliche wie berufliche Schicksale verbunden sind», teilten die Ministerien mit. «Im Sinne einer nachhaltigen und langfristigen Beschulung der Kinder ist den Behörden aber keine andere Entscheidung möglich gewesen.»

Opfer-Verein Glasbrechen

Insolvenzverwalterin Sylvia Rhein

Kultusministerium

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