Oper: Beim "Wunder der Heliane" geht es eigentlich nur um Sex

Sara Jakubiak als Heliane, Brian Jagde als der Fremde

Was für ein Rausch! Wie das braust, tobt, wogt im vielstimmigen warmen Orchestermahlstrom, aus dem hier die Harfen hervorjuchzen, da das Glockenspiel einen eigenwilligen Rhythmus ­hineintänzelt, es plötzlich dumpf, aber warm aus der Tiefe dröhnt. Ein aufgepeitschtes Klangmeer, das immer wieder zu orgiastischen Verschmelzungen strebt, zu Reibungen zwischen einander widerstrebenden Rhythmen, Klangtexturen, Melodien, die sich dann doch in herrlichsten Dur-Eruptionen lösen, als ginge die Sonne auf!

Es ist diese Musik, die Erich Wolfgang Korngolds Oper "Das Wunder der Heliane" von 1927 so bemerkenswert macht: Immer, wenn man denkt, das kann man doch nicht mehr toppen, setzt er noch etwas drauf. Hoch erotische Musik mit zahlreichen Höhepunkten und einer unsterblichen Arie: "Ich ging zu ihm" gehört zum Schönsten, was die spätromantische Opernproduktion hervorgebracht hat, von einer Intensität, die einem direkt ins Blut fährt, die körperlich berührt.

Das eigentliche Wunder passiert im Graben

Warum aber war "Das Wunder der Heliane" – anders als Korngolds "Die tote Stadt" – nie besonders erfolgreich, sodass die Inszenierung an der Deutschen Oper den Rang einer Wiederentdeckung hat? Vermutlich, weil bei der Uraufführung die Spätromantik allmählich altmodisch wurde. Auch der Antisemitismus spielte eine Rolle, der Korngold schließlich ins Exil trieb. Danach machte er in Hollywood als Filmkomponist Karriere, revolutionierte das Genre, gewann zwei Oscars – und bekam mit diesem Ruf in der atona...

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