Nach persönlichem Angriff ist Lanz mächtig sauer: "Nicht in Ordnung, was Sie da machen!"

"Jetzt wissen Sie mal, wie das ist, wenn Sie hier Ihre Gäste grillen!" Zwischen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Markus Lanz kam es am Donnerstag zu einer denkwürdigen Talkshow-Eskalation. Der Anlass: die Kriegsberichterstattung von ARD und ZDF sowie Lanz' Podcastpartner Richard David Precht.

Markus Lanz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann lieferten sich minutenlang ein Wortgefecht über die Verantwortung der Medien - auch mit persönlichen Vorwürfen. (Bild: ZDF / Markus Lanz)
Markus Lanz und Marie-Agnes Strack-Zimmermann lieferten sich minutenlang ein Wortgefecht über die Verantwortung der Medien - auch mit persönlichen Vorwürfen. (Bild: ZDF / Markus Lanz)

Am 7. Oktober griffen Hamas-Terroristen Israel an. Bei dem Attentat wurden unzählige Menschen ermordet und verletzt. Rund 200 Menschen - darunter auch Deutsche - sollen als Gefangene in den Gazastreifen verschleppt worden sein. Bei "Markus Lanz" berichtete Gili Roman auf bewegende Weise von der mutmaßlichen Entführung seiner Schwester, während FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann vor einem explodierenden Antisemitismus warnte.

Schwierige Wahrheitssuche im "Informationskrieg"

Zunächst erklärte Journalistin und ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf, dass der Angriff auf das Krankenhaus in Gaza zu einem Informationskrieg geführt habe, bei dem die Wahrheit für viele nur schwer herauszufiltern sei. "Die Hamas hat im Prinzip das erreicht, was sie wollte: Die Leute auf die Straße zu bringen", erklärte Eigendorf.

Sie ergänzte, dass durch die vielen Fehlinformationen und die gegenseitigen Schuldzuweisungen "die Option für Gespräche, die Option für das Sehen der anderen Perspektive (...) kleiner geworden" sei. Eigendorf: "Es hat wirklich hier eine Schlacht um die Sympathien begonnen, die eine ganz gefährliche Entwicklung annehmen könnte, wenn wir einfach nicht mehr die Fakten sehen."

"Sie müssen bitte schon mit richtigen Fakten operieren"

Dem stimmte Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu. Die FDP-Verteidigungsexpertin kritisierte in dem Zusammenhang auch die Berichterstattung in Deutschland. Laut der Politikerin habe "das öffentlich-rechtliche Fernsehen" die Informationen der Hamas weiterverbreitet, die behauptete, Israel sei höchstwahrscheinlich für die teilweise Zerstörung des Krankenhauses verantwortlich.

Bei
Bei "Markus Lanz" diskutierten die Gäste am Donnerstag über den Krieg in Israel und seine Folgen. (Bild: ZDF / Markus Lanz)

Markus Lanz konterte prompt: "Sie müssen bitte schon mit richtigen Fakten operieren!" Er fügte streng hinzu: "Es ist mitnichten so, dass das nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen passiert ist." Es habe laut des Moderators im ZDF lediglich den "Hinweis zu Hamas-Informationen" gegeben. Strack-Zimmermann erinnerte den Moderator an seine Verantwortung und sagte: "Sie haben Millionen Menschen, die zuschauen!"

Die FDP-Politikerin fügte hinzu, dass heutzutage in "Sekundenschnelle" nicht verifizierte Informationen auf Social Media und in den Medien transportiert werden, die wiederum "diese Unruhen" aus Israel und Palästina auch nach Deutschland bringen würden. Sie habe als Politikerin daher "weniger Sorge, dass hier mal eine Rakete uns um die Ohren fliegt, als dass uns die Gesellschaft um die Ohren fliegt, weil man nicht mehr in der Lage ist, Dinge zu prüfen".

Lanz sauer: "Das ist nicht in Ordnung, was Sie da machen!"

Der ZDF-Moderator sah sich jedoch keineswegs in der Schuld und konterte wütend: "Das ist nicht in Ordnung, was Sie da machen!" Doch Strack-Zimmermann wetterte weiter und kritisierte auch Lanz' Podcast-Partner Richard David Precht, der jüngst wegen seiner Verbreitung "antisemitischer Plattitüden" öffentlich kritisiert worden sei.

Die Politikerin zog daher Parallelen zwischen dem "Mob", der "auf der Straße tobt" und der "bürgerlichen Mitte", die gleichermaßen "knallharten Antisemitismus" in Deutschland verbreiten würden. Lanz reagierte fassungslos: "Das betrifft mich jetzt persönlich und ich muss ehrlich sagen: Ich finde es schwierig, von meiner Person - von der Person Richard David Prechts - eine direkte Linie zu ziehen, zu dem, was auf deutschen Straßen zum Teil stattfindet."

Gili Roman sprach über den Tag, an dem die Hamas auch seine Familie attackierte. (Bild: ZDF / Markus Lanz)
Gili Roman sprach über den Tag, an dem die Hamas auch seine Familie attackierte. (Bild: ZDF / Markus Lanz)

Marie-Agnes Strack-Zimmermann machte dennoch mehrfach deutlich, dass sie es "höchst besorgniserregend" finde, "was hier gerade passiert", denn: "Wir sehen Bilder in Berlin und anderen Städten: Tiefer Hass gegen Israel, antisemitische Auswüchse auf den Straßen von Menschen, die zum Teil vor Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert sind, die aber aus einer Kultur kommen, wo das mit der Muttermilch eingeimpft wird."

"Jetzt wissen Sie mal, wie das ist, wenn Sie hier Ihre Gäste grillen!", versuchte Strack-Zimmermann die angespannte Atmosphäre nach einer denkwürdigen Talkshow-Eskalation wieder aufzulockern. Markus Lanz aber war nicht danach zumute: "Diese Situation ist zu ernst, um jetzt Späße zu machen."

Terror-Überlebender: "Friedliche Umgebung wandelte sich zu einem Schauplatz eines Massakers"

Noch sichtlich angefasst kam der ZDF-Moderator im Folgenden auf die traumatischen Erlebnisse von Gili Roman zu sprechen, der den Terror der Hamas hautnah miterleben musste. Über die Attacken im Kibbuz Beeri sagte er: "Überall lagen leblose Körper. (...) Die Terroristen haben die Menschen innerhalb der Häuser verbrannt." Er ergänzte: "Diese friedliche Umgebung wandelte sich zu einem Schauplatz eines Massakers."

Gili Roman berichtete weiter: "Ich habe Blut gesehen - überall. Das Blut meiner Schwiegermutter, die dort (...) per Kopfschuss getötet wurde, gerade einmal ein paar Meter außerhalb ihres Hauses." Auch die Entführung seiner Schwester Yarden ließ den Mann emotional werden. Sie wurde an der Grenze zum Gazastreifen verschleppt, nachdem sie versucht hatte, mit ihrem Ehemann und der gemeinsamen Tochter aus den Fängen der Hamas zu fliehen.

Während ihre Familie mittlerweile in Sicherheit ist, fehlt von Yarden weiter jede Spur. Wie Gili Roman jedoch verriet, seien auch nach intensiver Suche "keine Blutspuren" oder "Hinweise auf Kampfhandlungen" gefunden worden. Er gebe daher die Hoffnung nicht auf, dass seine Schwester noch am Leben ist. Sein größter Wunsch? "Deutschland muss sich hier einbringen - gemeinsam mit uns - in diesem Bemühen, (...) die Geiseln zurückzubringen und ihr Leben zu retten!"

Im Video: Israels Verteidigungsminister schwört Soldaten auf Gaza-Offensive ein