Pferdefleisch für Arme: Vorschlag stößt auf Kritik

Hilfsorganisationen haben mit Empörung auf einen Vorschlag zur Weitergabe von falsch gekennzeichneten Tiefkühlgerichten mit Pferdefleisch an Bedürftige reagiert. "Bedürftige Menschen sind keine Verbraucher zweiter Klasse", erklärte der Bundesverband Deutsche Tafel. Auch das Bundesverbraucherministerium erklärte, es sehe die Weitergabe "sehr kritisch".

CDU-Entwicklungspolitiker Hartwig Fischer hatte vorgeschlagen, aus den Regalen genommene Produkte wie Lasagne oder Dosen-Gulasch von Hilfsorganisationen an Bedürftige weiterreichen zu lassen. In Frankreich hatten sich mehrere Organisationen bereit erklärt, die aus dem Handel gezogenen Produkte zu verteilen. Voraussetzung sei aber eine Garantie für die Unbedenklichkeit der Lebensmittel.

"Der Vorschlag ist respektlos gegenüber Bedürftigen", sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der "Bild"-Zeitung. "Qualitative Mindeststandards muss jeder Bedürftige erhalten". Wer die Weitergabe falsch gekennzeichneter Lebensmittel aus dem Pferdefleisch-Skandal vorschlage, "kann nur Kopfschütteln auslösen."

Auch Christian Bakemeier, Geschäftsführer der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission, lehnte den Vorschlag ab: Es sei bedürftigen Menschen nicht zuzumuten, sich von nicht mehr verkäuflichen Lebensmitteln zu ernähren, sagte er der Zeitung. Gerd Häuser, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Tafel, erklärte, es könne nicht sein, "dass Lebensmittel, die die Mehrzahl der Verbraucher ablehnt, als 'gut genug für Bedürftige' eingestuft werden".

Beim Hilfswerk Misereor wird befürchtet, dass das in den falsch beschrifteten Produkten enthaltene Pferdefleisch mit gefährlichen Medikamenten-Rückständen belastet sein könnte. Damit sei eine Weitergabe an Bedürftige nicht zu verantworten, sagte ein Sprecher der "Bild". Im Zuge des Skandals war befürchtet worden, verarbeitetes Pferdefleisch könnte Spuren des vermutlich für den Menschen gefährlichen Anti-Schmerzmittels Phenylbutazon enthalten.

Das Verbraucherministerium erklärte, es habe zur Weitergabe falsch gekennzeichneter Fertigprodukte durch Hilfsorganisationen "eine kritische Haltung". Die Rechtslage sei klar. Nur Lebensmittel von einwandfreier Qualität dürften verkauft oder verschenkt werden, erklärte ein Ministeriumssprecher.

Auch in Frankreich war die Weitergabe von falsch deklarierten Produkten teils mit Skepsis gesehen worden. Das Rote Kreuz hatte dort die Weitergabe der aus dem Verkehr gezogenen Tiefkühlgerichte ausgeschlossen und auf die Menschenwürde verwiesen. "Wenn man nicht genug zu essen hat, bedeutet dies nicht, dass man isst, was andere nicht wollen", sagte ein Sprecher.