Philippinen bieten Krankenschwestern im Tausch für Impfstoff

Fachverbände beklagen ständig den Mangel an ausgebildetem Personal in den Krankenhäusern. Die philippinische Regierung hat eine Lösung parat, doch sie fordert dafür einen Preis.

Besonders in der Pandemie werden in vielen Ländern medizinische Fachkräfte dringend benötigt. (Symbolbild: Getty)
Besonders in der Pandemie werden in vielen Ländern medizinische Fachkräfte dringend benötigt. (Symbolbild: Getty)

Bisher dürfen nur maximal 5000 ausgebildete Krankenschwestern und Pfleger die Philippinen jährlich zum Arbeiten im Ausland verlassen. Doch jetzt kündigte die im Arbeitsministerium für internationale Angelegenheiten zuständige Alice Visperas an, diese Beschränkung aufzuheben. Tausende philippinische Medizinfachkräfte stellte Visperas Großbritannien und Deutschland in Aussicht. Dafür aber verlangt die Regierung in Manila dringend benötigte Impfstoffe im Gegenzug.

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Mit den zusätzlich Impfstoffen sollen zunächst das ausreisende Medizinpersonal und auch Rückkehrer aus dem Ausland geimpft werden, kündigte Visperas laut der Nachrichtenagentur Reuters an. Schon jetzt verdienen Millionen von philippinischen Arbeitern ihr Geld im Ausland, viele davon in Pflegeberufen. Allein in Deutschland lebten und arbeiteten laut einer Studie von 2009 47.217 Filipinos. In ganz Europa waren es zu diesem Zeitpunkt über 880.000 Menschen. Die im Ausland arbeitenden Filipinos steuern etwa 25 Milliarden Euro zur philippinischen Wirtschaft bei.

Personalnot im Pflegebereich

Vor allem in Großbritannien, das die sechstmeisten Corona-Toten weltweit aufweist und mit der neuen aggressiveren Variante zu kämpfen hat, ist der Mangel an Pflegekräften groß. Aber auch in Deutschland wird immer wieder bemängelt, dass es in den Krankenhäusern und Pflegeheimen an Personal fehlt, um Patienten fachgerecht zu betreuen. Immer mehr Menschen im medizinischen Bereich arbeiten zusätzlich nach einem Jahr mit der Pandemie an ihrer Belastungsgrenze.

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Die Philippinen gehören zu den asiatischen Ländern, die am härtesten von der Corona-Pandemie betroffen sind. Über eine halbe Millionen registrierter Covid-19-Fälle gab es dort schon, auch wenn die offizielle Todeszahl mit knapp über 12.000 nicht sehr hoch ist. Dennoch wurde in dem Land mit 108 Millionen Einwohnern noch nicht mit den Impfungen begonnen. Erst diese Woche sollen die Philippinen die ersten Impfdosen erhalten, als Spende aus China, wie Reuters berichtet.

Großbritannien winkt ab

Von Seiten der britischen Regierung gab es eine klare Absage. Eine Sprecherin sagte: "Wir planen nicht, auf den Impfstoff-Deal mit den Philippinen einzugehen." Momentan arbeiten etwa 30.000 Filipinos in medizinischen Berufen in Großbritannien. Weitere Anstellungen von Krankenschwestern seien zur Zeit nicht geplant, hieß es. Allerdings zitierte die Sprecherin Premierminister Boris Johnson mit dem Versprechen, überzählige Impfdosen zu spenden, wenn die britische Bevölkerung vollständig geimpft sei. Für die Verteilung könne zum Beispiel der internationale "COVAX" Impf-Pool genutzt werden. Großbritannien hat allein 400 Millionen Dosen der verschiedenen Impfstoffe geordert, das sind viermal so viele, wie das Königreich an Einwohnern hat.

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Ob Deutschland auf den vorgeschlagenen Tausch eingehen wird, ist bisher nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass es auch auf den Philippinen Gegenwind für den Vorschlag der Regierung gibt. Jocelyn Andamo, Vorsitzende des Fachverbandes "Filipino Nurses United" sagte gegenüber Reuters: "Wir sind entsetzt darüber, dass Krankenschwestern und Pfleger von der Regierung wie Waren oder Export-Produkte behandelte werden." Insgesamt benötigt die finanziell klamme Regierung des umstrittenen Präsidenten Duterte mindestens 148 Impfdosen.

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