Platz fünf im Bundesranking: Kölner verbringen jedes Jahr 60 Stunden mit Parkplatzsuche

Baustellen und Parkplatzmangel machen die Situation nervenaufreibend.

Baustellen, Stau und akuter Parkplatzmangel: In Köln gibt es für Verkehrsteilnehmer mehr als genug Gründe, gestresst zu sein. Wie sehr sich die Parkplatznot auswirkt, hat eine kürzlich erschienene Studie des US-Verkehrsdienstleisters Inrix in konkrete Zahlen übersetzt. Sie zeigen, dass jeder Kölner Autofahrer im Durchschnitt jährlich 60 Stunden Zeit aufwendet, um einen Stellplatz zu suchen. Deutschlandweit belegt die Millionenstadt damit den fünften Platz des Rankings, hinter Frankfurt am Main, Essen, Berlin und Düsseldorf. Anhand von Datensätzen und der Befragung von Tausenden Autofahrern hat Inrix festgestellt, dass den Kölnern aufgrund der langwierige Parkplatzsuche im Durchschnitt jährlich Kosten in Höhe von 1302 Euro entstehen, zieht man die verschwendete Zeit, den Benzinverbrauch sowie die zusätzliche Abgasbelastung in Betracht. „Die hohen Kosten treffen nicht nur Autofahrer, sie wirken sich auch negativ auf den lokalen Handel aus, weil Kunden wegen potenzieller Parkprobleme Fahrten in die Innenstadt meiden“, kommentiert Inrix-Chefökonom Graham Cookson die Studie. Stadt reagiert gelassen Die Stadt reagiert auf die von Inrix für Köln errechnete Summe von 861 Millionen Euro jährlicher Folgekosten für die Stellplatzsuche gelassen. Parkflächenmangel sei ein Problem aller großen Städte, in Köln seien enge Straßen und teilweise dichte Baustrukturen spezifische Merkmale, die vor allem in der Innenstadt das Platzproblem verschärften, sagt Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik. Den Bezug zu den in der Studie aufgeführte Einbußen für Handel und Wirtschaft stellt er in Frage. „Die Stadt ist nicht leer, sondern voll – das schafft Probleme, keine Frage. Grundsätzlich bedeutet das aber, dass diese Stadt sehr attraktiv ist. Es muss gelingen, die Menschen freiwillig dazu zu bringen, Alternativen zum Auto zu wählen.“ Er sieht Köln für die Zukunft „auf einem guten Weg“. „Die Frage für uns lautet nicht, wie wir die Stadt für den Autoverkehr optimieren können, sondern wie viel davon wir künftig von dort fernhalten können – insbesondere die Berufspendler aus dem Zentrum“, sagt Klaus Harzendorf. Das sei nur mit dem Ausbau alternativer Mobilität wie zusätzlichen Fahrradstrecken und dem öffentlichen Personennahverkehr machbar. Die Stadt folge, so Harzendorf, der Maxime, freie oder entstehende Flächen vornehmlich für den Wohnungsbau und nicht für die Einrichtung neuer Parkhäuser zu nutzen. Das beziehe er auch auf die politische Kritik an der aus Kostengründen verworfenen Planung für ein unterirdisches Parkhaus unter dem Ebertplatz. „Der finanzielle Aufwand dafür wäre extrem hoch – günstigere Alternativen könnten Stellflächen an der Turiner Straße oder an den Bahnbögen am Eigelstein sein“, stellt Harzendorf in Aussicht. Verkehrsleitsystem sei „ausgeklügelt“, sagt Harzendorf Das Verkehrsleitsystem ist eine Maßnahme, bei der Harzendorf die Stadt ebenfalls bereits gut aufgestellt sieht. „Es gibt ein ausgeklügeltes Verkehrsleitsystem für die Stadt, das auch durch regelmäßigen Austausch mit Herstellern von Navigationssystemen regelmäßig auf dem neuesten Stand gehalten wird.“ In dem Zusammenhang verweist er auch auf ein aktuelles Projekt des Nahverkehrsverbunds Rheinland: „Der erstellt derzeit ein neues Navigationsleitsystem speziell für Lkw mit dem Ziel, nicht mehr als den notwendigen Wirtschaftsverkehr durch die Stadt rollen zu lassen.“ Eindeutig ja. Sein Amt habe, Harzendorf, seit der Einführung dieser kostenpflichtigen Parkberechtigung etwa in der Innenstadt einen Rückgang der Parknachfrage um 30 Prozent registriert. „Das muss jetzt auch in den äußeren Bezirken umgesetzt werden, dann sind wir ein gutes Stück weiter“, so sein Ausblick. Einen Wermutstropfen stellt für Harzendorf dagegen die auf Bundesebene geregelte Höhe der Ordnungs- und Bußgeldhöhen dar. „Wenn wir die als Stadt selbst festlegen dürften, könnten wir einiges an Verkehr sicher auch durch abschreckende Wirkung aus überfüllten Bereichen fernhalten.“ Höhere Bußgelder könnten das Falschparken und das Parken in zweiter Reihe reduzieren. Stadtverwaltung verbietet Hauseigentümer Videoüberwachung der Einfahrt Es mag der ständige Ärger über die zugeparkte Garageneinfahrt gewesen sein, der den Eigentümer eines Hauses in der Kölner Innenstadt zu einer Art Selbstjustiz veranlasste. „Falschparker werden per Video-Kamera aufgezeichnet. Gegen den Halter wird Anzeiger erstattet“, ist auf einem Schild zu lesen. Ein Hinweis auf den städtischen Ordnungsdienst gibt dem Schild etwas Amtliches. Oberhalb des Tores befindet sich eine auf die Straße ausgerichtete Kamera. So etwas ist nicht erlaubt, urteilt die Verwaltung. „Die Überwachung respektive Aufnahme öffentlichen Raums durch eine private Videokamera ist nicht zulässig“, teilte das Presseamt mit. Man werde die Eigentümer auffordern, „den Hinweis auf den Ordnungs- und Verkehrsdienst abzudecken sowie die Videoüberwachung einzustellen“. Andernfalls werde der Vorgang zur weiteren Prüfung an den Landesdatenschutzbeauftragten weitergeleitet. (adm) Wie beurteilen Sie die Parkplatzsituation in Köln? „Ich habe kein Auto, ich gehe lieber zu Fuß. In Köln kommt man ja schnell überall hin, weil alles in der Nähe ist. Ich bin froh, so keinen Stress zu haben. Ich finde, die Leute könnten ihre privaten Parkplätze günstig an andere Personen vermieten, wenn sie ihn gerade nicht brauchen.“ – Christian Heister „Im Moment kann man ganz gut einen Parkplatz finden, aber ich glaube, das liegt an den Sommerferien. Sonst ist es vor allem in der Innenstadt eher schwierig. Am Neumarkt habe ich bestimmt schon einmal 15 bis 20 Minuten nach einem Parkplatz gesucht.“ – Katharina Schmitt „Die Situation finde ich seit 45 Jahren katastrophal. Besonders schlimm ist es an der Neusser Straße. Abends habe ich dort schon eine Stunde lang nach einem Parkplatz gesucht, zu der Zeit ist es am schwierigsten. In der Innenstadt bin ich kaum noch mit Auto unterwegs.“ – Klaus Runke „Prinzipiell finde ich die Situation schlecht. Im Agnesviertel bin ich abends schon mal 45 Minuten im Kreis gefahren. Mit den Parkausweisen dürfen wir ja nur in den Seitenstraßen parken. Die App Ampido finde ich cool, da stellen Privatleute ihre Parkplätze zur Verfügung.“ – Claudia Schinke „Ich ärgere mich immer noch, wenn Leute komisch parken, obwohl ich gar kein Auto mehr habe. Ich leihe mir höchstens über Cambio ein Auto, falls ich mal eins brauche. Wenn man U-Bahn-Netze unterirdisch baut, müsste es auch mehr Parkplätze unter der Erde geben können.“ – Bernd Klanke...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta