Pointen für Pennäler: Was die ARD in Sachen Satire ihren Zuschauern zumutet

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Kennen Sie den? Warum hat Bundeskanzlerin Angela Merkel erlaubt, dass der türkische Präsident Erdogan den Satiriker Böhmermann verklagen kann? Antwort: Merkel will in Erdogans Harem aufgenommen werden. Sie finden diese Pointe platt und primitiv? Dann versuchen wir es mal damit: Warum faltet Merkel ihre Hände so komisch zur Raute? Das ist ihre Körbchengröße. Auch nicht gut? Schade. In der ARD hält man das für Humor. Und dort sitzen immerhin qualifizierte Redakteure, die ihre zahlenden Zuschauern informieren und unterhalten wollen.

Um diesen Auftrag zu erfüllen, hat beispielsweise die Anstaltsaußenstelle SWR ein Studio im Stuttgarter Funkhaus in eine Bahnhofshalle umdekoriert und dort das aktuelle Bühnenprogramm von Mathias Richling aufgezeichnet. „Exklusiv“, wie man in der ARD betont. Richling nennt sich Kabarettist und am Donnerstagabend durften wir ihn bei der Arbeit beobachten. Die beiden Zoten vom Anfang sind seinem Geist entsprungen. Richling ist ein Phänomen. Erfolgreich vermeidet der 63-Jährige jeden intellektuellen Tiefgang. Stattdessen kalauert er sich von Klischee zu Klischee; irrlichtert durch eine Welt aus Witzen, die jedem pickligen Pennäler zu peinlich wären.

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„Mathias Richling nimmt sich einen Abend lang Zeit, um die Lage der Nation zu besprechen“, behauptete die ARD in der Ankündigung. Die Lage der Nation sieht für Richling so aus: Die CDU kopiert die Grünen, die Grünen wollen Alkohol verbieten und holen die ollen Anzüge der FDP aus der Altkleidertonne. Gregor Gysi ist so klein, dass er kaum hinter einem Koffer hervorgucken kann und die Deutschen gehen nicht mehr wählen, weil sie lieber Liegestühle auf Mallorca blockieren. Vielleicht muss man zwischen Weinbergen aufgewachsen sein, um eine derart schlichte Sicht auf die Welt zu kultivieren. Nüchtern betrachtet grenzt es an Unverschämtheit, was die ARD ihren zahlenden Zuschauern in Sachen Satire zumutet.

Noch ein Beispiel gefällig? „Was machen Sie hier eigentlich?“, fragte Mathias Richling zu Beginn der Show sein Publikum. Sehr gute Frage. Doch bevor man den Abschaltknopf auf der Fernbedienung gefunden hat, spricht Richling weiter: „Die letzten Wahlen sind doch schon längst vorbei oder wollen Sie noch eine Nachgeburt dazu – einen sogenannten Muttikuchen?“ Mahlzeit. Wem dabei nicht schlecht wurde, der verdaute auch klaglos die anschließende Sendung mit Dieter Nuhr. Der richtete sich immerhin an ein Publikum über 18.

Autor: Frank Brunner

Foto: ARD/SWR

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