Politiker-Fehltritte in der Corona-Krise

Auch nach zwei Monaten fällt es vielen schwer, sich an die Corona-Regeln zu halten. Politiker sind hier keine Ausnahme. Mal sitzt die Maske falsch oder gar nicht im Gesicht, mal ist der Abstand zu gering. Und manchmal ist die Kritik nur viel Lärm um nichts.

Bei einem Besuch der Uniklinik Gießen drängen sich Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU, l), und Hessens Ministerpräsident Bouffier (CDU, M) mit Begleitern im Fahrstuhl.
Bei einem Besuch der Uniklinik Gießen drängen sich Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU, l), und Hessens Ministerpräsident Bouffier (CDU, M) mit Begleitern im Fahrstuhl. (Bild: dpa)

Abstand halten, Maske tragen und trotz der Lockerungen nicht leichtsinnig werden - die Vorgaben der Politik sind eindeutig, doch auch nach knapp zwei Monaten im Corona-Ausnahmezustand fällt es den wenigsten leicht, sich daran zu halten.

Täglich geht die große Mehrheit der Politikerinnen und Politiker mit gutem Beispiel voran. Ab und zu passiert ihnen aber doch ein Fauxpas, der zeigt, dass die Situation auch für sie gewöhnungsbedürftig ist.

Jens Spahn

BERLIN, GERMANY - MAY 07: Jens Spahn, Minister of Health, gives a press statement at the Bundestag during the coronavirus crisis on May 7, 2020 in Berlin, Germany. Among topics of debate today are a new bill to create further protective measures against a pandemic. Covid-19 infection rates across Germany are continuing to fall and authorities are easing lockdown measures on large portions of the economy. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) (Bild: Getty Images)

Offenbar fällt es selbst dem Gesundheitsminister nicht immer leicht, Distanz zu wahren. So auch Mitte April, als ein Foto des CDU-Mannes gemeinsam mit anderen Politikern in einem vollen Aufzug eines Gießener Krankenhause für Aufsehen sorgte. Spahn sagte im Nachhinein einsichtig, selbst wenn man Mundschutz trage, sei es wichtig, Abstand zu halten. Alle hätten sich vorgenommen, nicht gleichzeitig in den Aufzug zu steigen - «und dann passiert es halt manchmal doch». Es seien genau die Dinge des Alltags, «wo wir eben alle miteinander die nächsten Wochen und Monate diszipliniert bleiben müssen».

Christian Lindner

23 April 2020, Berlin: Christian Lindner, parliamentary party leader of the FDP, speaks in the plenary session of the German Bundestag. The agenda of the 156th session of the 19th legislative period includes a government statement by the Chancellor on the management of the Covid 19 pandemic in Germany and Europe, as well as several individual aspects of the consequences of the corona epidemic, a planned amendment to the Foreign Trade and Payments Act, the adoption of the Geological Data Act and the election of members of the German Ethics Council. Photo: Michael Kappeler/dpa (Photo by Michael Kappeler/picture alliance via Getty Images)
Christian Lindner (FDP) (Bild: Getty Images)

Auch ein Foto des FDP-Chefs machte unlängst die Runde. Darauf war zu sehen, wie er am Wochenende einen Bekannten vor einem Restaurant in den Arm nahm. «Die spontane Umarmung bei der Verabschiedung am Freitag war ein Fehler, wie er unter Freunden nach einem privaten Abend leider passiert», kommentierte Lindner den Vorfall und entschuldigte sich. Es sei kein Vorsatz gewesen, sondern Unkonzentriertheit. «Am Ende bleibt man Mensch.» Für die ehrliche Reaktion bekam Lindner über die Parteigrenzen hinweg Zuspruch. Juso-Chef Kevin Kühnert schrieb auf Twitter: «Wer von Menschen und nicht von Politik-Maschinen repräsentiert werden möchte, der wird Fehler in Kauf nehmen müssen.» Ein souveräner Umgang mit diesen Fehlern sei aber unabdingbar und Lindner habe nun vorgemacht, wie das gehen könne. «Stark!»

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Frank-Walter Steinmeier

BERLIN, GERMANY - MAY 14: German President Frank-Walter Steinmeier speaks to staff while touring a new, temporary hospital for treating Covid-19 patients during the coronavirus crisis on May 14, 2020 in Berlin, Germany. The new hospital, which was completed earlier this week, occupies Hall 26 of the Berliner Messe trade fair grounds and has the capacity to treat up to 500 people. So far 6,300 people in Berlin have been confirmed to have been infected with the virus and 170 have died. The rate of infections in Berlin has dropped to only a handful of new cases per day. (Photo by Clemens Bilal-Pool/Getty Images)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Bild: Getty Images)

Maske tragen, Abstand halten - für den Bundespräsidenten war dies selbstverständlich, als er in der vergangenen Woche das Corona-Reservekrankenhaus in Berlin besuchte. Mit Blick auf manche Verschwörungstheoretiker erklärte er dort, «dass unter den Gesichtspunkten des Virusschutzes der vielleicht manchmal unbequeme und lästige Mundschutz empfehlenswerter ist als der Alu-Hut». Nur für ein Statement und die Journalistenfragen nach dem Rundgang nahm Steinmeier die Maske ab - bei reichlich Abstand. Die Antwort der Verschwörungstheoretiker kam postwendend: Im Netz kursierte eine manipulativ zusammengeschnittene Sequenz des Auftritts zusammen mit dem grotesken Vorwurf, Steinmeier habe den Mundschutz nur für Fotografen und Kameraleute getragen.

Heiko Maas

13 May 2020, Berlin: Heiko Maas (SPD), Foreign Minister, speaks in the Bundestag during the debate on the EUTM Bundeswehr mission in Mali. The agenda of the 159th session of the German Bundestag includes the government survey as well as discussions on Bundeswehr missions abroad. Photo: Michael Kappeler/dpa (Photo by Michael Kappeler/picture alliance via Getty Images)
Außenminister Heiko Maas (SPD) (Bild: Getty Images)

Dass der Außenminister am Samstag nach zehn Wochen Reisepause wieder in einen Regierungsflieger gestiegen ist, hat nicht jedem gefallen. Auf Twitter gab es Hunderte kritische und hämische Kommentare. Die Abstandsregeln wurden auf dem Flug von Berlin nach Saarbrücken, von wo aus es per Wagenkolonne ins luxemburgische Schengen weiterging, aber eingehalten. Von den 40 Plätzen waren nur 13 besetzt. Beim Einstieg wurde Fieber gemessen und Maas trug einen Mund-Nasen-Schutz.

Michael Kretschmer

16 May 2020, Saxony, Dresden: Michael Kretschmer (CDU), Prime Minister of Saxony, speaks in the Great Garden with supporters of conspiracy theories on the Corona crisis. Photo: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa (Photo by Sebastian Kahnert/picture alliance via Getty Images)
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) (Bild: Getty Images)

Als er sich Gegnern der Corona-Maßnahmen bei einer Demonstration in Dresden stellte, war es für Sachsens Ministerpräsidenten schwierig, den Mindestabstand einzuhalten. Er selbst wies immer wieder darauf hin, allerdings umringten Anwesende ihn in einem Pulk. Eine Mund-Nase-Maske trug Kretschmer auch nicht - weil die Demonstranten einen solchen Mundschutz ablehnten. Nach Kritik an seinem Verhalten sagte der CDU-Politiker: «Ich wollte mir ein Bild über die Stimmung verschaffen und respektiere, wenn Menschen eine andere Meinung haben.»

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Annegret Kramp-Karrenbauer

German Defence Minister Annegret Kramp-Karrenbauer speaks to the media during a delivery of protective masks from China on April 27, 2020 at the airport of Leipzig, eastern Germany. (Photo by Ronny Hartmann / AFP) (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) (Bild: Getty Images)

Ende April regnete es ebenso Kritik für die Verteidigungsministerin. Bei einem Pressetermin zur Lieferung von Schutzkleidung aus China hatte die CDU-Chefin ohne Maske ein Statement gegeben. Dabei war es zu Gedränge gekommen. Das Ministerium entschuldigte sich später und räumte ein: «Das geht besser.»

Armin Laschet

30 March 2020, North Rhine-Westphalia, Aachen: Armin Laschet (CDU), Prime Minister of North Rhine-Westphalia, who is wearing a face mask due to the corona pandemic, follows a treatment in an affiliated hospital during a press meeting at the start of the virtual hospital at the University Hospital RWTH Aachen. Photo: Henning Kaiser/dpa (Photo by Henning Kaiser/picture alliance via Getty Images)
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) (Bild: Getty Images)

Probleme mit der Maske hatte auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident. Auf einem Pressetermin Ende März schaute seine Nase aus dem Mundschutz heraus. Nach Hohn in den sozialen Netzwerken reagierte der Anwärter auf den CDU-Vorsitz selbstironisch. Auf Twitter veröffentlichte er ein Video, in dem er zeigte, wie die Schutzmaske korrekt angelegt wird. Dazu schrieb er: «NRW kann das. Ich kann das auch.»

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Angela Merkel

BERLIN, GERMANY - MAY 13: German Chancellor Angela Merkel speaks during a session held with the members of parliament on precautions to combat the novel coronavirus (COVID-19) and loosening the measures at the Bundestag Germany's parliament in Berlin, Germany, on May 13, 2020. (Photo by Abdulhamid Hosbas/Anadolu Agency via Getty Images)
BERLIN, GERMANY - MAY 13: German Chancellor Angela Merkel speaks during a session held with the members of parliament on precautions to combat the novel coronavirus (COVID-19) and loosening the measures at the Bundestag Germany's parliament in Berlin, Germany, on May 13, 2020. (Photo by Abdulhamid Hosbas/Anadolu Agency via Getty Images)

Die Kanzlerin passt bisher jedenfalls in der Öffentlichkeit geradezu peinlich auf die Abstandsregeln auf. Gut möglich, dass das auch daran liegt, dass sie ziemlich zu Beginn der Krise selbst in zweiwöchige häusliche Quarantäne musste, nachdem sie von einem Arzt eine Routine-Impfung erhalten hatte, bei dem sich kurz danach herausstellte, dass er an dem Virus erkrankt war. Tests hatten dann ergeben, dass Merkel selbst nicht infiziert worden war.

Schon vorher hatte das Kanzleramt die Zulassung zu Pressekonferenzen auf 15 schreibende Korrespondenten sowie wenige Fotografen und Kamerateams beschränkt - dabei kommt Merkel den Journalisten nie nahe. Konferenzen mit internationalen Partnern laufen ebenfalls seit Monaten nur noch per Video- oder Telefonschalte. Und die regelmäßigen Kabinettssitzungen finden wegen der Abstandsregeln im großen Internationalen Konferenzsaal und nicht mehr im Kabinettssaal statt. Außerdem hat Merkel ihre Limousine gegen einen geräumigeren VW-Bus getauscht - ebenfalls wegen der Abstandsregeln.

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