Undercover-Einsatz: Israelische Soldaten mischen sich unter palästinensische Demonstranten

Medienberichten zufolge handelt es sich bei den vermummten Personen mit Pistolen um israelische Soldaten, die die palästinensischen Demonstranten mit Waffengewalt auseinandertreiben sollten. (Bild: AP Photo)
Medienberichten zufolge handelt es sich bei den vermummten Personen mit Pistolen um israelische Soldaten, die die palästinensischen Demonstranten mit Waffengewalt auseinandertreiben sollten. (Bild: AP Photo)

Die Demonstrationen in Ramallah gegen Trumps Jerusalem-Entscheidung sollen nach Medienberichten von israelischen Streitkräften infiltriert und mit Waffengewalt aufgelöst worden sein.

Eine Woche nach US-Präsident Donald Trumps Entscheidung, Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anzuerkennen, ist die Situation im Nahen Osten weiterhin stark angespannt.

Am Mittwoch demonstrierten am Stadtrand von Ramallah im Palästinensischen Autonomiegebiet im Westjordanland 100 bis 150 Menschen gegen Trumps Entscheidung. Wie die „Welt“ mit Verweis auf verschiedene Reporter berichtet, mischte sich eine verdeckte Einheit des israelischen Militärs unter die Demonstranten.

Mit sogenannten „Pali-Tüchern“ und palästinensischen Flaggen vermummt, sollen sich die israelischen Streitkräfte unter die Demonstranten gemischt haben. (Bild: AP Photo)
Mit sogenannten „Pali-Tüchern“ und palästinensischen Flaggen vermummt, sollen sich die israelischen Streitkräfte unter die Demonstranten gemischt haben. (Bild: AP Photo)

Die Gesichter der Soldaten seien mit typisch palästinensischen Kopfbedeckungen verhüllt gewesen, einer trug gar eine Palästina-Flagge um den Kopf. Die Männer zogen gleichzeitig Schusswaffen hervor und schossen in die Luft, um die Demonstration aufzulösen. Einer der Undercover-Soldaten warf nach Angaben der „Welt“ eine Rauchgranate, anschließend trieben weitere Soldaten die verbliebenen Demonstranten auseinander.

Das israelische Militär teilte mit, gegen „gewaltsame Ausschreitungen“ vorgegangen zu sein. Gewaltbereite palästinensische Demonstranten hätten Steine geworfen und brennende Autoreifen in Richtung der Streitkräfte gerollt. Laut vor Ort arbeitenden Ärzten wurden bei den Auseinandersetzungen drei Palästinenser verletzt.

Ein derartiges Vorgehen des Militärs gegen gewaltbereite Demonstranten ist jedoch kein Einzelfall. Die Palästinenser nennen die Undercover-Soldaten „mustarabeen“, zu Deutsch: „die, die sich als Araber verkleiden“.

Arye Sharuz Shalicar, ein in Deutschland geborener Beamter des israelischen Geheimdienst-Ministerium, nahm die Berichterstattung der „Welt“ zum Anlass, via Facebook eine Drohung an die Israel-Gegner im Land auszusprechen. „Die Message dieses Artikels geht auch raus an all diejenigen in Deutschland, die denken, dass sie den Davidstern öffentlich verbrennen können, ohne dafür bestraft zu werden“, schrieb er mit Blick auf die letzten Anti-Israel-Demonstrationen in Berlin. „WIR wissen WER ihr seid, WO ihr seid und Wie WIR EUCH zur Rechenschaft ziehen können. WIR bestimmen Zeitpunkt und Ort. Lebt mit der Angst!“

Lesen Sie hier ein Interview mit Arye Sharuz Shalicar

Trumps Jerusalem-Entscheidung, mit der er sich gegen die internationale Gemeinschaft stellt, sorgte für eine neue Welle der Gewalt in der Nahost-Region sowie für internationale Proteste und Auseinandersetzungen. Seit der Israel-Rede Trumps kam es wieder verstärkt zu Luftangriffen zwischen der Hamas im Gazastreifen und dem israelischen Militär. Verschiedenen Medienberichten zufolge starben vier Palästinenser im Rahmen der schwersten Eskalation seit 2014.