"Reform und Neubeginn": Frank Plasberg warnt vor Einseitigkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Seit vielen Jahren ist er mit "Hart aber fair" im Ersten auf Sendung. Doch Frank Plasberg wünscht sich Reformen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. (Bild: WDR / Stephan Pick)
Seit vielen Jahren ist er mit "Hart aber fair" im Ersten auf Sendung. Doch Frank Plasberg wünscht sich Reformen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. (Bild: WDR / Stephan Pick)

Am Montag läuft seine letzte "Hart aber fair"-Sendung: In einem Podcast erklärte Frank Plasberg nun, der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse reformiert werden und richtet einen Appell an junge Journalisten. In der Diversitätsfrage spricht er von "Übereifer".

Über 22 Jahre lang war Frank Plasberg das Gesicht des ARD-Talks "Hart aber fair", nach 750 Sendungen wird er am kommenden Montag zum letzten Mal die Moderation übernehmen. Im Hauptstadt-Podcast von "The Pioneer" machte Plasberg mit Nachdruck deutlich, dass er eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für überfällig hält und warnte zudem vor einer einseitigen Ausrichtung des Programms. "Diversität ist eine wichtige Aufgabe und Minderheiten jedweder Form müssen stattfinden", stellte der 65-Jährige klar, fügte aber an: "Die Frage ist, ob man das in einem Übereifer tun muss."

Im Podcast warf der Moderator die Frage auf: "Muss man unter Diversität nicht auch verstehen, an Menschen zu denken, die in der Mehrheit zu einer Minderheit werden, etwa die Perspektive der Pendlerpauschale mit dem Diesel auf dem Land und nicht die Prämie für Lastenfahrräder?"

Seiner Meinung nach müsse sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk reformieren. Doch Plasberg hat auch das Positivbeispiel einer Rundfunkanstalt parat. Wer die schlanken Strukturen bei Radio Bremen kenne, wisse, "wo der richtige Ort für Reform und Neubeginn ist". Dort habe die Intendantin "nicht einmal ein Dienstfahrrad", so Plasberg. Im kleinsten Bundesland Deutschlands sieht Plasberg Vorbildfunktion für die Öffentlich-Rechtlichen: "Von Bremen lernen, heißt Überleben lernen."

Am Montag moderiert Frank Plasberg nach 750 Sendungen ein letztes Mal "Hart aber fair". (Bild: WDR / Stephan Pick)
Am Montag moderiert Frank Plasberg nach 750 Sendungen ein letztes Mal "Hart aber fair". (Bild: WDR / Stephan Pick)

Zu wenig kontroverse Stimmen?

Noch bedeutsamer als die Struktur sei laut Plasberg aber ein Umdenken der Journalisten. Der Fernsehmoderator monierte, kontroverse Stimmen kämen zu wenig zu Wort. "Ich wünsche mir, dass junge Redakteure auch in öffentlich-rechtlichen, gesicherten Positionen nicht so eine Sehnsucht hätten, im wohligen Gefühl sich gegenseitig zu versichern, auf der richtigen Seite zu stehen." Stattdessen sollten sie auch unbequeme Themen ins Programm heben, "die letztlich die Glaubwürdigkeit des Systems erhöhen." Mit Bezug auf den früheren, als konservativ geltenden Chefredakteur des BR fragte Plasberg: "Wo ist der Sigmund Gottlieb 4.0?"

Er selbst sei Grünen-Wähler, bekannte Plasberg im Interview mit "The Pioneer". Im Kanzleramt würde er gerne Robert Habeck, den aktuellen Wirtschaftsminister, sehen. "Ich hätte sehr, sehr gerne einen Menschen, der einen anderem Erklärstil hat für Politik, im Kanzleramt gesehen, heute immer noch." Die Kritik der vergangenen Wochen an Habeck sei übertrieben.