Renten am Morgen: Katalysatoren für Renditerückgänge fehlen

(Bloomberg) -- Bis zum Handelsschluss am Mittwoch haben die Staatsanleihen aus dem Euroraum einen kleinen Teil ihrer Kursverluste aufholen können. Trotz guter Aufnahme der Aufstockung der aktuellen 10-jährigen deutschen Benchmark mussten Bundesanleihen die umfangreichsten Renditeanstiege hinnehmen, was die Rendite der 30-jährigen Papiere nahezu aus dem negativen Bereich führte.

Die besondere Sicherheit von Bundesanleihen wurde im Zuge zunehmender Risikofreude nicht mehr nachgefragt. Zugleich wurde erneut deutlich, dass es starker Katalysatoren bedarf, um die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen unter der Marke von -0,5% zu halten. Gerade der Impuls aus Richtung der Geldpolitik fehlt. Leitzinssenkungsphantasie für den Euroraum wird vorerst nicht aufkommen. Die europäischen Notenbanker ließen mehrfach durchblicken, dass sie Anleihekäufe weiteren Leitzinssenkungen als Instrument der geldpolitischen Steuerung zurzeit vorziehen.

Eine nochmalige erhebliche Eintrübung der wirtschaftlichen Perspektiven zeichnet sich ebenfalls nicht ab, obwohl eine neue Runde an Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens aufgrund der steigenden Krankheitszahlen im Euroraum nicht auszuschließen ist. Aufgrund der damit verbundenen zusätzlichen ökonomischen Kosten, die in der Europäischen Union kaum ein Land wird schultern können, wird die Politik einen zweiten harten Lockdown zu vermeiden suchen.

Die seit längerer Zeit anziehenden Inflationserwartungen dürften ebenfalls eine Rolle bei dem Zinsanstieg spielen. Gerade am langen Ende der Zinskurven dürften höhere Inflationserwartungen Spuren hinterlassen, da das kurze Ende über die Leitzinsen fest zementiert ist und Leitzinsanhebungen im Euroraum nicht einmal am Horizont erkennbar sind. Durch die Anleiheankäufe der EZB dürften Renditenastiegen jedoch Grenzen gesetzt sein.

Tendenziell hielt die Outperformance der Peripherie gegenüber den Kernländern auch am Mittwoch an. Sie erstreckte sich abgesehen von italienischen Staatsanleihen jedoch nicht über die ganze Kurve. Grundsätzlich sollte die Outperformance jedoch über den August anhalten können.

Keine neuen Nachrichten gab es zu dem nächsten US-Konjunkturpaket. Erneute Spitzengespräche zwischen Demokraten und Republikanern fanden nicht statt. Ob es demnächst wieder ein Aufeinandertreffen geben wird, ist ebenfalls offen. Das nächste Konjunkturprogramm lässt trotz der Ermahnungen der US-Notenbanker, die Geldpolitik fiskalisch zu unterstützen, auf sich warten.

Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel mit der Zunahme der Risikofreude sprechen trotz unveränderten US- und europäischer Aktienfutures sowie leichten Kursgewinnen bei Treasuries für eine Eröffnung des Handels mit Staatsanleihen aus den Kernländern mit Verlusten.

Der Tag mit Bloomberg: Globale Rally; Wirecard vor Dax-Rauswurf

Die Peripherie sollte dagegen aufgrund ihrer Carry die Kernländer outperformen können. Auf der Bewegung der italienischen Staatsanleihen dürfte die Platzierung der drei Aufstockungen lasten. Nach Ende der Transaktionen sollte sich daraus resultierende Kursverluste abbauen.

Konjunkturdaten

Die endgültigen Konsumentenpreisdaten aus weiteren Ländern des Euroraums aus dem Juli werden keine Reaktionen an den Bondmärkten auslösen. Die Musik spielt datenseitig in den USA. Dabei dürften die Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung und die Zahl an registrierten Arbeitslosen die meiste Beachtung finden. Beide Werte sollen im Vergleich etwas niedriger ausfallen. Doch selbst etwas geringere Zahlen machen deutlich, dass es noch ein weiter Weg ist, bis der Arbeitsmarkt wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Tendenziell sollte das Renditeniveau durch die anhaltende Schwäche am Arbeitsmarkt auf niedrigem Niveau verharren. Das kurze Ende der Zinskurve bleibt durch die Leitzinserwartungen fest verankert.

Zur Ankurbelung des Arbeitsmarktes werden die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbank weiterhin benötigt. Bis zum Erreichen von Vollbeschäftigung wird es lange dauern. Daher dürften die US-Fed-Vertreter auch heute einmal mehr die Unterstützung des Fiskalpolitik bei ihren Auftritten einfordern. Neben Raphael Bostic wird sich Lael Brainard (stimmberechtigt) äußern. Ihr Auftritt am Abend wird besonders zu beachten sein, da sie lange Zeit keinen öffentlichen Auftritt hatte.

Primärmarkt

Erstmalig seit 2010 lässt das italienische Schatzamt die August-Emission nicht ausfallen. Die Analysten der UniCredit gehen davon aus, “dass die Entscheidung, die Auktion durchzuführen, auf die sehr positive Dynamik für BTPs zurückzuführen ist,” schrieben sie in einem Research vom Mittwoch. Immerhin engten sich der Spread von 10-jährigen italienischen Staatspapieren zu ihre deutschen Pendants seit seinem Höchststand am 17. März von 278 Basispunkten auf nunmehr 141 Basispunkte ein.

Den Investoren werden drei aktuelle Benchmarks mit den Laufzeiten drei, sieben und 30 Jahren angeboten. Insgesamt möchte der italienische Staat auf diesem Weg bis zu 6,75 Milliarden Euro erlösen. Im Vergleich zu anderen Kuponbond-Emissionen des italienischen Treasuries im laufenden Jahr ist das Volumen überschaubar.

Das geringe Emissionsvolumen dürfte zum einen auf die Nutzung des außergewöhnlichen Emissionstermins und zum anderen auf die Sommerpause zurückzuführen sein, die an den Kapitalmärkten von reduzierter Liquidität geprägt ist. Während sich die kurze und die mittlere Laufzeit wahrscheinlich ohne größere Zugeständnisse an die Anleger bringen lassen, dürfte die 30-jährige Laufzeit einen Kaufanreiz benötigen. Die Rendite der Papiere liegt mit 1,91% nicht allzu weit von ihrem historischen Tief von 1,86% entfernt, das am Montag erreicht wurde.

Am Abend wird das Treasury die Wochenrefinanzierung mit der Platzierung eines neuen T-Bonds mit einem Volumen von 26 Milliarden Dollar abschließen. Der Druck auf die Treasury-Kurse war bereits am Mittwoch im Zuge der Platzierung der 10-jährigen T-Notes ausgeprägt, was zu einem Bear Steepening der US-Zinskurve führte. Die Auktion verlief letztlich gar nicht schlecht. Die Nachfrage nach dem neuen T-Bond lag im Rahmen vergangener Auktionen. Die Zuteilungsrendite war niedriger als diejenige im Handel vor der Platzierung.

Die T-Bondauktion dürfte hingegen weitaus schwieriger werden, obwohl es im frühen asiatischen Handel am Donnerstagmorgen danach gar nicht aussah. Die Rendite der T-Bonds ging nämlich zurück, so dass sich die US-Zinskurve vom langen Ende her etwas abflachte. Vor der Auktion dürften die Anleger versuchen, dem Treasury Konzessionen abzuringen. Daher ist Druck auf das lange Ende der Kurve zu erwarten. Die Treasury-Fälligkeiten sollten die Platzierung jedoch unterstützen.

Außerdem werden wie in der Vorwoche 65 Milliarden Dollar an T-Bills angeboten. Am Geldmarkt herrschte bislang kaum Nachfragemangel.

For more articles like this, please visit us at bloomberg.com

Subscribe now to stay ahead with the most trusted business news source.

©2020 Bloomberg L.P.