Rivaldo: "Ich will nicht, dass Neymar zu Real geht"

Neue Frisur und gute Laune: Brasiliens Superstar Neymar (l.) im Training

2002 war Rivaldo eine tragende Säule der Weltmeistermannschaft Brasiliens, die Deutschland im Finale 2:0 bezwang. Vor dem Turnierstart der Selecao gegen die Schweiz (ab 20 Uhr im LIVETICKER) spricht der Weltfußballer von 1999 mit SPORT1 über Brasiliens Potenzial, die 1:7-Niederlage gegen Deutschland endgültig aus dem Gedächtnis zu löschen, und Neymars Zukunftspläne bei Real Madrid.

SPORT1: Rivaldo, hat Brasilien sich von dem Schock bei der Heim-WM erholt?

Rivaldo: Ja, die brasilianische Nationalmannschaft ist wieder auf die Beine gekommen. Diese 1:7-Niederlage im Halbfinale 2014 gegen Deutschland war etwas Einmaliges. Ich glaube nicht, dass so etwas Brasilien jemals noch einmal passieren wird. Letztendlich vergessen die Leute, dass Brasilien so weit gekommen ist und dass sie Vierter geworden sind. Würde Schweden gerne WM-Vierter werden? Würde irgendwer, zum Beispiel Spanien, wenn sie nicht gewinnen, gerne den vierten Platz belegen? Würde man nicht lieber in der Gruppenphase ausscheiden? Nein, natürlich nicht, genau das sagen die Fans auch.

Wie man bei der Qualifikation und in Freundschaftsspielen gesehen hat, hat Brasilien dort gute Leistungen gezeigt. Was bei der WM passiert ist, war abhängig von der Situation einer Weltmeisterschaft. Wir werden abwarten müssen, wie Brasilien reagieren wird, wenn die WM läuft, weil das einen großen Unterschied in der Reaktion machen kann.

Ich glaube nicht, dass es ein Problem darstellen wird, weil die Brasilianer die Vergangenheit hinter sich lassen, nach dem Motto "Die letzte WM haben wir nicht gewonnen, aber es jetzt kommt die Nächste". Sie werden sich stattdessen bei dieser WM mehr anstrengen.

SPORT1: Ist Brasilien ein Kandidat für den Titel?

Rivaldo: Brasilien hat schon immer zu den Favoriten gehört. Die lange Tradition - das Land war bei jeder WM dabei und hat als einziges fünf Titel gewonnen - spricht für die Selecao. Doch im Fußball kann man nie sicher sein. Es wird sich alles erst zeigen, wenn der Wettbewerb beginnt.

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SPORT1: Abgesehen davon, dass die Vergangenheit nicht mehr zu ändern ist: Hat Brasilien nicht vor, sich an Deutschland zu rächen?

Rivaldo: Brasilien will niemals Rache nehmen, man möchte gewinnen. 2014 ist Vergangenheit, und man gibt alles im nächsten Turnier. Rache hat damit nichts zu tun.

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SPORT1: Wird Neymar der Superstar der WM?

Rivaldo: Wenn er zu 100 Prozent fit ist, könnte er zum größten Star aufsteigen. Aber ob Neymar oder ein anderer Spieler - keiner gewinnt eine Weltmeisterschaft im Alleingang. Wenn Brasilien das Finale erreicht und den WM-Titel holt, kann er der Superstar des Wettbewerbs werden.

SPORT1: Sollte Neymar danach tatsächlich zu Real Madrid wechseln?

Rivaldo: Ich glaube, dass man Real Madrid heutzutage als besten Klub der Welt und Maß aller Dinge sieht. Wegen all der Champions-League-Titel und weil Real traditionell Erfolg hat. Da ich aber fünf Jahre für den FC Barcelona gespielt habe, will ich nicht, dass Neymar zu Real geht. Soweit ich weiß, wird er nicht zurück zu Barcelona gehen. Er hat die Tür dazu geschlossen und es gibt für ihn keinen Weg zurück. Ob er nun zu Real Madrid geht oder zu einem anderen Verein der größten Ligen in England oder Deutschland. Er wird überall das Zeug zum Weltfußballer haben.