Plakat-Zoff mit DFB: Warum Bayern machtlos ist

Karl-Heinz Rummenigge geht mit dem DFB hart ins Gericht

Bei seiner Plakat-Kampagne mit Spielern des FC Bayern hat der Deutsche Fußball-Bund womöglich gegen werberechtliche Bestimmungen verstoßen - Ansprüche auf Schadenersatz hat der Rekordmeister trotzdem nicht.

Das erfuhr SPORT1 aus Insiderkeisen.

Während der WM hatte der DFB mit seinem Sponsor Mercedes die Aktion "Best never rest" beworben. Auf entsprechenden Plakaten waren unter anderem Jerome Boateng und Joshua Kimmich zu sehen, zwei Spieler des FC Bayern.

Das ist durchaus brisant, da der Rekordmeister einen eigenen Sponsorenvertrag mit Mercedes-Wettbewerber Audi unterhält.

Die Münchner haben in dieser Angelegenheit Beschwerde bei der Deutschen Fußball Liga eingereicht.

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schimpfte in der Süddeutschen Zeitung: "Der DFB mutiert immer mehr zu einer Vermarktungsmaschine, und das wird vom FC Bayern nicht akzeptiert."

Seine Verärgerung ist rechtlich durchaus nachzuvollziehen.

Zu viele Bayern-Spieler auf DFB-Plakat?

Zwar unterschreibt jeder Nationalspieler, also auch Kimmich und Boateng, eine sogenannte Athleten-Vereinbarung, in der er sich bereit erklärt, den DFB bei Werbemaßnahmen, die den Verband betreffen, zu unterstützen. Allerdings nur in gewissem Umfang.

Und genau dort beginnt die Sache heikel zu werden.

Um den Statuten zu entsprechen, darf der DFB grundsätzlich nur im Mannschaftsverbund werben, das heißt: entweder mit der gesamten Mannschaft oder erheblichen Teilen davon.

Es darf für den Betrachter nicht der Eindruck entstehen, dass einzelne Spieler mit ihrer Persönlichkeit für ein Produkt werben. Diese Rechtsauffassung ist unter Juristen unbestritten.

Sehr wohl umstritten ist, ob diese Vorgaben bei der Aktion "Best never rest" eingehalten wurden.

Die Plakate zur Kampagne zeigen mal vier Spieler, mal fünf Spieler. Mal mehr, mal weniger. Häufig nur Kleingruppen, eher nicht die ganze Mannschaft.

Der ohnehin schmale Grat, auf dem der DFB bei dieser Marketingaktion gewandelt ist, wurde kurz vor der WM plötzlich noch deutlich kleiner.

DFB wollte Özil-Plakat ändern

Nach Erscheinen der heiklen Erdogan-Fotos, entschied der Verband offenbar hastig, Mesut Özil aus dem Mittelpunkt der Plakate zu nehmen. Wie die Sport Bild kürzlich berichtete, wurden stattdessen unter anderem Kimmich und Boateng im Zentrum platziert.

Eine Sprecherin von Mercedes erklärte der SZ, der Vorschlag sei vom DFB durchgewunken worden. Nach Auffassung des FC Bayern hat der Verband an dieser Stelle zusätzlich gegen Sonderauflagen verstoßen.

Der Verein beruft sich auf die von der DFL vorgegeben "Leitlinien zur Verwendung von Persönlichkeitsrechten und anderer Rechte der A-Nationalspieler".

Demnach dürfe der DFB ein Produkt (im konkreten Fall Mercedes), das in Konkurrenz zum Sponsor des jeweiligen Vereins (in dem Fall Audi) steht, nur dann bewerben, wenn maximal ein Spieler des Klubs zu sehen sei.

Einzige Ausnahme: Hält der Sponsor mehr als fünf Prozent Anteile am betreffenden Verein, dürfe sogar gar kein Spieler zu Werbezwecken eingespannt werden.

Audi ist mit 8,33 Prozent am FC Bayern beteiligt. Nach dieser Lesart hätte der DFB mit überhaupt keinem Bayern-Spieler für Mercedes werben dürfen.

In Juristenkreisen hat man vor diesem Hintergrund Verständnis für den Verdruss des Rekordmeisters.

Bayern fürchtet um Werbewert seiner Stars

Der Klub sorgt sich um den Werbewert seiner Stars. Ein Spieler, der gleichzeitig für Audi und und die Konkurrenz wirbt, kommt womöglich nicht als vertrauensvollstes Testimonial rüber.

Allein: Schadenersatz werden die Münchner gegenüber dem DFB kaum geltend machen können.

Da besagte Athleten-Vereinbarung nur zwischen den Nationalspielern und dem DFB besteht, müssten formal betrachtet die Spieler selbst juristisch gegen den Verband vorgehen.

Das wird mit Blick auf die weitere Karriere in der Nationalmannschaft ziemlich sicher kein Akteur machen.

In dieser Sache wird am Ende sogar der FC Bayern machtlos sein.

------

Lesen Sie auch:

Kovac rechnet mit DFB-Ausbildung ab

Plakat-Zoff zwischen Bayern und DFB