Russisches Staatsfernsehen streicht “Leaving Neverland” aus Programm

Dem 2009 verstorbenen Michael Jackson wird schon seit Jahrzehnten sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. (Bild: Phil Walter/Getty Images)
Dem 2009 verstorbenen Michael Jackson wird schon seit Jahrzehnten sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. (Bild: Phil Walter/Getty Images)

Der russische Staatssender Channel One streicht die umstrittene Dokumentation “Leaving Neverland” aus dem Programm. Die offizielle Begründung: die aggressive Stimmung zwischen den Filmgegnern und Befürwortern.

Es ist eine Dokumentation, die international für große Kontroversen sorgt: In dem Zweiteiler “Leaving Neverland” erklären Wade Robson und James Safechuck, dass sie als Kinder vom 2009 verstorbenen Pop-Superstar Michael Jackson jahrelang sexuell missbraucht worden seien. Der Film, der in den USA auf den Bezahlsendern Hulu sowie HBO zu sehen ist, hätte am Wochenende vom russischen Staatssender Channel One gezeigt werden sollen – zu später Stunde, um nicht gegen Jugendschutzgesetze zu verstoßen. Nun zog der Sender die Ausstrahlung des Films aber zurück. Zu sehen gibt es ihn dennoch – auf der Website des Senders. Das berichtet das US-amerikanische Branchenblatt “The Hollywood Reporter”.

Die Erklärung des Senders

“Die Filmpremiere auf dem Sundance Festival und auf HBO rief eine kontroverse öffentliche Reaktion und Aggression sowohl von Unterstützern als auch von Gegnern des Films hervor”, zitiert das Magazin die Sprecherin des Senders, Larisa Krymova. “Diese Situation ließ uns zur Entscheidung kommen, die russische Premiere von ‘Leaving Neverland’ auf die Website zu verschieben.”

Channel One ist einer der ausländischen Sender, die sich die Ausstrahlungsrechte an der Dokumentation sicherten. Dies sorgte für viele Zuschauer des Senders, der sonst keine ausländischen Produktionen ausstrahlt, für Verwunderung und Ärger. Viele sahen nicht ein, wie die Ausstrahlung zur Kreml-treuen Linie des Senders passen kann.

Die mutmaßlichen Missbrauchsopfer Wade Robson und James Safechuck mit dem Regisseur Dan Reed (Mitte) zeigten “Leaving Neverland” auf dem Sundance Film Festival in Utah. (Bild: Taylor Jewell/Invision/AP, File)
Die mutmaßlichen Missbrauchsopfer Wade Robson und James Safechuck mit dem Regisseur Dan Reed (Mitte) zeigten “Leaving Neverland” auf dem Sundance Film Festival in Utah. (Bild: Taylor Jewell/Invision/AP, File)

Russland ist für seine homophobe Politik bekannt. 2013 wurde ein Gesetz gegen “homosexuelle Propaganda vor Minderjährigen” erlassen. Im Film erklären Robson und Safechuck, wie sie Jackson kennenlernten und sich anfreundeten – und erläutern sehr explizit, wie Jackson sie sexuell missbraucht hatte. Jackson-Anhänger zeigten sich von den Anschuldigungen empört und protestierten gegen die diese.

In Deutschland wird der Film am 6. April im Hauptabendprogramm auf ProSieben ausgestrahlt.