Schaubühne: Thomas Ostermeier: "Theater ohne Konflikte ist langweilig"

Schaubühnen-Intendant Thomas Ostermeier über Rechtspopulisten, das Versagen der Linken und warum die Krise fruchtbar fürs Theater ist.

Mehrere Auflagen in wenigen Wochen vergriffen, "Rückkehr nach Reims" immer auf den Bestsellerlisten: Didier Eri­bons Sachbuch entpuppt sich 2016 als Überraschungserfolg. Darin kehrt der französische Soziologe nach dem Tod des Vaters in die Heimat zurück und stellt fest, dass seine kommunistische Familie zu Wählern der rechtsex­tremen Partei Front National geworden ist. Thomas Ostermeier, Regisseur und Intendant der Schaubühne, hat das nun auf die Bühne gebracht. Das Stück hat er bereits in Manchester gezeigt, die deutsche Premiere findet am Sonntag statt, dem Abend der Bundestagswahl. Das ist bewusst terminiert. Denn Ostermeier will damit Antworten liefern, wie er im Gespräch erklärt.

"Rückkehr nach Reims" hat am Abend der Bundestagswahl Premiere. Welche Prognose geben Sie denn der Wahl mit Ihrem Stück?

Thomas Ostermeier: Wenn sich die Leute mit den ersten Hochrechnungen im Kopf das Stück angucken, hoffe ich, dass es ihnen erklären kann, wie es zu dem Ausgang der Wahl gekommen ist. Denn ich befürchte, dass wir das Versagen der Sozialdemokratie und der Linken, das im Stück ausführlich behandelt wird, im Wahlergebnis sehen.

Es scheint so, als wäre diese Krise fürs Theater sehr fruchtbar, oder?

Es überwiegt immer der Moment, in dem ich denke: Oh Gott, lieber wäre es mir, wenn diese Stoffe, die von einer Gesellschaft erzählen, die sich in Lager teilt und mit Rassismen, Homophobie und Frauenfeindlichkeit agiert, auf der Bühne keine Wirklichkeit präsentieren. Mir wäre es lieber, wir wä...

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