Schleswig-Holstein nimmt Abschied von Heide Simonis
Kiel (dpa) - Trauer um Heide Simonis (SPD): Familie und Weggefährten haben in Kiel Abschied von der früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin genommen. An der Zeremonie in der Petruskirche mit rund 500 geladenen Gästen und Besuchern nahmen unter anderem Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken und die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli teil. Für die Bundesregierung war Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach Kiel gekommen.
Simonis war am 12. Juli im Alter von 80 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. Die gebürtige Bonnerin hatte 2014 bekanntgemacht, dass sie Parkinson hat und wurde seit langem in ihrer Altbauwohnung in der Kieler Innenstadt gepflegt. Simonis war 1993 zur ersten Regierungschefin eines deutschen Bundeslandes gewählt worden. Ihre politische Karriere endete 2005.
«Sie liebte das Land und die Menschen. Und die Menschen liebten sie.»
Günther sagte, «mit der ihr eigenen Beharrlichkeit hat Heide Simonis viel für Schleswig-Holstein erreicht». Sie habe Politik so erklärt, dass jeder sie verstanden habe. Ihre Antworten seien ein klarer Schnack, kein Herumgeeiere gewesen. «Sie liebte das Land und die Menschen. Und die Menschen liebten sie.» Schleswig-Holstein verneige sich vor ihrer Lebensleistung.
«Was Heide Simonis bei den Menschen vor allem so beliebt gemacht hat, war ihre unverwechselbare Art. Sie war immer nahbar, ansprechbar, hat sich in die Sorgen und Nöte der Menschen hineinversetzen können», sagte Günther. Für viele Frauen sei sie zeit ihres politischen Lebens eine Vorreiterin gewesen.
Bitteres politisches Ende
Simonis war 1993 zur Ministerpräsidentin und Nachfolgerin von Björn Engholm (SPD) gewählt worden. Nach einer knapp ausgegangenen Landtagswahl 2005 ohne Mehrheit für die bis dato amtierende rot-grüne Koalition wollte sie mit einer Minderheitsregierung weitermachen, toleriert vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW). Doch ihre Wiederwahl im Landtag scheiterte, weil jemand aus dem eigenen Lager in vier Durchgängen ihr das Ja verweigerte. Damit war ihre politische Karriere zu Ende.
Das Drama von 2005 wurde auch bei der Trauerfeier angesprochen, auch ihre Vorhersage zu Lebzeiten, der Pastor werde an ihrem Grab sagen, hier ruhe die Frau, die viermal nicht gewählt wurde. Dies werde ihr nicht gerecht, sagte Pastor Gunnar Engel. Der Tag des Scheiterns habe bei Simonis tiefe Verletzungen hinterlassen, sei Teil ihrer Biografie, aber nicht Teil ihres Vermächtnisses, sagte Günther.
Nach ihrem Tod hatten unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und dessen Vorgängerin Angela Merkel (CDU) Simonis gewürdigt. Diese Anteilnahme über Parteigrenzen hinweg zeige, «was für eine Strahlkraft sie hatte», sagte SPD-Landeschefin Midyatli. Sie bescheinigte Simonis Witz, Charme und wunderbare Ironie. «Schleswig-Holstein trägt heute ohne Zweifel ihre Handschrift.»