Schmelzers Sternstunde aus dem Nichts

Es war der 21. September 2013. Ein gewisser Jürgen Klopp trainierte den damaligen Tabellenführer Borussia Dortmund; Robert Lewandowski saß bei den Schwarz-Gelben auf der Bank, als sie zum Bundesliga-Spiel beim 1. FC Nürnberg antraten.

Es war der Tag, an dem Marcel Schmelzer sein letztes Tor in der Bundesliga erzielt hat - bis zum vergangenen Sonntag. Dann gab es dieses seltene Ereignis wieder einmal zu bestaunen.

Der frühere Kapitän des BVB traf zum zwischenzeitlichen 5:1 beim Kantersieg der Dortmunder beim SC Paderborn. Wie schon in den ersten beiden Partien nach der Corona-Pause durfte der Linksverteiger in der Schlussphase ein paar Minuten ran. (Tabelle der Bundesliga)

Favre setzt nicht auf Schmelzer

Doch anders als gegen Schalke und Wolfsburg sorgte Schmelzer dafür, dass sein Auftritt in Erinnerung bleiben dürfte. Wie ein Vollblutstürmer lief er kurz vor Spielende in den Paderborner Strafraum und netze nach einer Flanke von außen ein. Neben seinem Tor in der 89. Minute legte er auch noch Achraf Hakimis 4:1 wenige Minuten zuvor auf.

Für den normalen Bundesliga-Fan, ja selbst für einige BVB-Anhänger kommt diese Leistung wie aus dem Nichts. Seit Lucien Favre 2018 das Traineramt übernommen hat, kommt Schmelzer nur bei Kurzeinsätzen zum Zug.

Insgesamt hat der einstige Dauerbrenner in der laufenden Saison lediglich 23 Bundesliga-Minuten auf seinem Konto. Im vergangenen Sommer wollte der 32-Jährige die Borussia eigentlich verlassen, doch sein Wechselwunsch wurde nicht erfüllt.

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Wechsel im Sommer 2019 platzt

"Es war von meiner Seite aus alles geklärt mit einem Verein aus dem Ausland", verriet Schmelzer in einem kicker-Interview im Januar. Doch die BVB-Verantwortlichen legten ihr Veto ein.

"Das hatte ich zu akzeptieren, auch wenn ich sehr enttäuscht war. Weil ich damals schon das Gefühl hatte, dass ich kaum Einsatzchancen erhalten würde", gestand "Schmelle" - und er sollte Recht behalten.

Zu seinem Pech kamen - wie schon in der Vorsaison mit einem Knochenödem - mehrere Verletzungen hinzu, sodass er kaum Chancen hatte, sich anzubieten. Eine Zerrung und ein Muskelfaserriss machten ihm im Herbst 2019 und im Winter zu schaffen.

Witsel und Favre freuen sich mit

Doch offensichtlich hat der 16-malige Nationalspieler die Corona-Pause bestens genutzt. "Marcel Schmelzer ist schon seit einigen Wochen auf einem guten Weg, man merkt das im Training und auf dem Platz", lobte Favre seinen Schützling nach dessen unerwarteter Sternstunde in Paderborn.

Der Schweizer fügte hinzu: "Er war leider ein paar Mal verletzt und wurde dadurch immer wieder zurückgeworfen. Es freut mich sehr für ihn, er macht einen guten Eindruck."

Auch ein Teamkollege freute sich besonders für Schmelzer. "Ich bin glücklich, Marcel Schmelzer ein Tor nach langer, langer Zeit auflegen zu dürfen", twitterte Axel Witsel nach dem Match.

Doch wie geht es weiter für den Routinier? Sind seine Chancen auf einen Stammplatz gestiegen?

Schmelzer plant Engagement im Ausland

Vermutlich muss sich Schmelzer weiterhin mit Kurzeinsätzen begnügen. Für Favre besteht kein Anlass, in seiner Defensivformation etwas zu verändern. In den vergangenen acht Bundesliga-Spielen hat der BVB nur drei Gegentore kassiert. Dazu überzeugte Raphael Guerreiro auf der linken Seite zuletzt mit starken Leistungen.

Nach der Saison könnte es dann möglicherweise zur Trennung kommen. Denn Schmelzers Sehnsucht nach einer Veränderung besteht nach wie vor.

"Der Fokus liegt auf dem kommenden Sommer. Wenn sich bis dahin an meiner Situation in Dortmund nichts geändert haben sollte, würde ich gerne ins Ausland wechseln, noch mal etwas Exotisches machen", bekräftigte der Linksfuß, der nach seiner Karriere eine Trainerlaufbahn anstrebt, im Januar.

Allerdings müsste Dortmund dann einen Verein finden, der eine Ablösesumme bezahlt. Denn Schmelzers Vertrag läuft erst 2021 aus.