Schock für "Goodbye Deutschland"-Eltern: So sehr litten die Kinder der US-Auswanderer

Eine besonders anrührende "Goodbye Deutschland" (VOX) war das Special "Auswandererkids USA". Denn darin kamen die zu Wort, die zur Auswanderung quasi gezwungen wurden: die Kinder jener Leute mit den großen Träumen. Zu sehen, wie sehr die teilweise gelitten haben, war für die Eltern ein Schock.

"Natürlich wurde ich da in etwas reingedrängt, was ich nicht machen wollte." Ashley Betz (18) nahm in der aktuellen Folge von "Goodbye Deutschland" kein Blatt vor den Mund. Das Special der VOX-Doku war denen gewidmet, die nicht vom Leben in den USA geträumt hatten, Deutschland aber dennoch hatten verlassen müssen: den "Auswandererkids USA", so der Titel der Folge.

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, manche der Kinder, deren Familien VOX in den letzten Jahren begleitet hatte, sind heute erwachsen. Nun sahen sie sich noch mal die Szenen ihrer Auswanderung an und konnten wie Ashley ihre Tränen nicht zurückhalten. Es ging nicht nur um den Abschied von Freunden, auch die Zukunftsängste der Eltern hatten sie und ihr Zwillingsbruder Justin mit damals 13 als Belastung empfunden, ebenso später den Burnout der Mutter 2017. Er habe sich für seine Mama verantwortlich gefühlt, erzählte Justin.

Weinende Eltern: "Das ist immer noch ein Kind"

Als die Eltern getrennt von den Kindern sahen, wie sehr diese damals gelitten haben, waren sie fassungslos. Besonders Justins letzten Satz konnte Nicole Betz (50) nicht ertragen und rannte schluchzend aus dem Bild. "Er muss sich dafür nicht verantwortlich fühlen, das ist immer noch ein Kind", erklärte sie später weinend. Allerdings freute sie, dass ihr Sohn sich offensichtlich nicht für sie schämte, wie sie oft befürchtet hatte. Sie und ihr Mann Oliver (45) hätten damals "Fehler gemacht".

Auch Oliver war geknickt: Dass der Aufbau eines Unternehmens in Sarasota, Florida und die damit verbundene Sorge um Finanzen und Visum beide damals so bedrückt habe, würde er heute "versuchen, vor den Kindern zu verheimlichen". Auch wenn die Auswanderung geglückt ist - Geldsorgen plagen Familie Betz heute wieder. Denn ein Stipendium kann Ashley trotz guter Noten als Ausländerin nicht bekommen, insgesamt würde ihr Studium, das sie bald beginnen würde, rund 100.000 Dollar kosten.

Vorbereitet auf Schul-Schießereien

Dass Lernen in den USA etwas anderes bedeutet als in Deutschland, zeigte auch das Beispiel der 14-jährigen Hanna Lehmann, die als Neunjährige mit ihrer Familie nach Fort Myers, Florida gezogen war: Mit erschreckender Sachlichkeit berichtete sie davon, dass man als Schülerin hier stets auf Schießereien vorbereitet sein müsse und genau wisse, was im Fall der Fälle zu tun sei: "Dann müssen wir gucken, ob unsere Türen zu sind, und dann müssen wir hinten weg von der Tür da sitzen und ruhig sein, damit die denken, dass niemand in der Klasse ist". Trotz solcher Umstände fühlte sie sich in ihrer neuen Heimat wohl. Nur ihre älteren Schwestern, die in Deutschland geblieben sind, vermisse sie: "Ich fühl' mich wie so ein Einzelkind, und ich mag das nicht."

Lana Verardi (12), wie Familie Betz ebenfalls wohnhaft in Sarasota, Florida, plagten andere Sorgen: Anders als ihre Geschwister hatte sie in der neuen Heimat noch keinen Anschluss gefunden: "Ich habe keine einzige Freundin." Warum das so sei, wisse sie nicht: "Alle ignorieren mich einfach immer."

"Quasi Selbstversorger - und das mit fünf, elf und zwölf Jahren"

Als Papa Donatello (44) die Aufnahmen sah, musste er schlucken, wischte sich Tränen von den Wangen und bat, die Kamera auszuschalten. Er "hätte nie gedacht, dass eine Auswanderung so schwer werden würde". Denn auch finanziell hatte die Familie noch viel zu kämpfen. Vor lauter Arbeit liefen die Kinder eher nebenher, stellten heimlich, still und leise ihre Bedürfnisse zurück. Teilweise waren sie "quasi so Selbstversorger - und das mit fünf, elf und zwölf" plagte Donatello, genau wie seine Frau Tina (38), das schlechte Gewissen.

Trotz aller Probleme: Sowohl die Betz-Zwillinge als auch Hanna Lehmann fühlen sich heute wohl in den USA, wobei Hanna auch zugab, dass sie ihre Eltern nicht mit ihren Sorgen belasten wolle. Die Verardis dachten unterdessen darüber nach, die Auswanderung abzubrechen, zwischendurch stand sogar eine Trennung im Raum. Schließlich aber rauften sie sich zusammen und beschlossen, sich und den USA noch eine Chance zu geben. Und auch von Tochter Lana gab es am Ende gute Neuigkeiten: Sie habe nun eine Freundin. Mehr noch: "Und dann mach' ich jetzt fast noch eine neue Freundschaft!", freute sie sich. Auf dass es weiter aufwärts geht!