Schutzengel an Bord: Krankenschwester im Urlaub rettet Passagier das Leben
Herzstillstand im Flugzeug? Normalerweise ein Super-GAU, denn das Flugzeug kann nicht immer sofort notlanden. Ein Mann hatte allerdings großes Glück im Unglück.
Ein spezieller Erste-Hilfe-Kurs gehört für Flugbegleiter zur Ausbildung dazu. Dennoch gehört ein Flugzeug zu den unglücklichsten Orten, an denen einen ein medizinischer Notfall ereilen kann. Denn während man selbst in einem Zug die Notbremse ziehen kann, kann ein Flieger in der Regel nicht sofort landen, damit ein kranker Passagier schnell in eine Klinik gebracht werden kann.
Genau das passierte einem Mann in den USA, der auf einem Flug von Fort Lauderdale nach Baltimore einen solchen Notfall erlitten hat, wie die Washington Post berichtet. Doch zu seinem großen Glück saß er im gleichen Flieger wie das Pärchen wie Emily Raines und ihrem Freund Daniel Shifflett, die gerade von einem Urlaub auf den Bahamas nach Hause reisten.
Pärchen mit Krankenpfleger-Ausbildung an Bord
Die beiden hatten sich kennengelernt, als sie beide in einer psychosomatischen Klinik gearbeitet haben - als Krankenschwester beziehungsweise -pfleger. Als eine Durchsage des Bordpersonals mit der Frage kam, ob jemand mit medizinischer Ausbildung an Bord sei, hätten die beiden nur einen kurzen Blick ausgetauscht, wie Raines der Zeitung erzählte. "Ich habe die Panik in der Stimme des Flugbegleiters gehört und wusste sofort, dass es etwas Ernstes ist", erklärt die Krankenschwester.
Damit sollte sie Recht behalten: Der anonyme Passagier saß leblos mit blau angelaufenem Gesicht und ohne Puls in seinem Sitz. Das Bordpersonal hatte zwar mit einer Herzmassage begonnen, tat dies jedoch, während der Passagier noch in sitzender Position war - auf diese Weise bringt die Maßnahme Raines zufolge "rein gar nichts".
Mann verpasst Flug - und erfindet Bombendrohung, um den Abflug zu stoppen
Sie und ihr Freund, der mittlerweile in der Finanzbranche arbeitet, allerdings nach wie vor eine Zulassung als Krankenpfleger besitzt, hätten den Mann also auf den Boden manövriert und auf engstem Raum mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, während andere Passagiere das vorhandene Erste-Hilfe-Material nach brauchbaren Gegenständen durchsuchten. "Es gab definitiv einige Menschen, die helfen wollten", erklärte Raines, welche die Erfahrung dennoch als "äußerst schwierig" bezeichnet.
Wiederbelebung gelungen
Doch das Pärchen hatte mit seiner Rettungsaktion Erfolg: Nach rund 15 Minuten harter Arbeit konnten sie das Herz des Mannes wieder zum Schlagen bringen, kurz bevor das Flugzeug in Raleigh notlanden konnte. Dort wurde der Mann sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo noch nach den Ursachen für den Herzstillstand gesucht wird. Doch dank Raines und Shifflett ist er immer noch am Leben - ein ungewöhnlich glimpflicher Ausgang, wie sie betont. "Es ist selten, dass ein Patient in einer solchen Situation es allein durch Wiederbelebung wirklich schafft." Der Moment, als er seine Augen geöffnet habe, sei "großartig" gewesen.
Die Familie des Mannes stünde weiterhin mit dem Pärchen in Kontakt, wie Raines weiter berichtet. Welche großes Glück dieser hatte, dass nicht nur ein qualifiziertes, sondern auch tatkräftiges Paar mit ihm an Bord war, zeigt ein Blick auf die US-amerikanische Gesetzeslage: Denn während Ärzte nach EU-Recht auch in ihrer Freizeit im Notfall eingreifen müssen, hat medizinisches Fachpersonal aus den USA keine gesetzliche Verpflichtung, bei medizinischen Notfällen einzuschreiten - auch nicht auf Flugreisen.
Video: Passagier öffnet Notausgang bei Flug in 200 Metern Höhe