"Der Schwarm" im ZDF: Was, wenn die Natur zurückschlägt?
Mit "Der Schwarm" wird beim ZDF geklotzt und nicht gekleckert: Die Hochglanz-Serienadaption von Frank Schätzings 2004 erschienenem Bestseller kann sich sehen lassen - nicht zuletzt dank atemberaubender Bildtechnik.
Eine stets als unverfilmbar deklarierte Geschichte zur Serie zu machen, ist gewiss kein leichtes Unterfangen. Jahrelang hieß es, Frank Schätzings "Der Schwarm" (2004) sei filmisch schlichtweg nicht umzusetzen. Lange Zeit waren alle Pläne, den Roman zu verfilmen, im Sand verlaufen; auch eine bereits 2006 angekündigte Hollywood-Adaption kam nie zustande. War der Bestseller mit knapp 1.000 Seiten zu lang, um als Blockbuster herzuhalten? War das Thema des Öko-Thrillers zu komplex, die Handlung zu verworren, um auf der Leinwand zu funktionieren? Oder fehlten bislang schlichtweg die technischen Mittel, um Schätzings literarischen Blick in die Tiefsee auch vor der Kamera greifbar zu machen?
Was auch immer vorherige Projekte zum Scheitern brachte: Die international Co-produzierte Event-Serie "Der Schwarm", die hierzulande ab 6. März im ZDF zu sehen ist, scheint nun das vermeintlich Unmögliche möglich gemacht zu haben. "Es hat wohl Frank Doelger gebraucht, um diesen Stoff so zu adaptieren, dass wir diese unfassbar aktuelle Story in eine außergewöhnliche Filmsprache übersetzen konnten", glaubt Regisseurin Barbara Eder. Anders sieht das Frank Schätzing: In einem Interview mit der "Zeit" beschrieb der Schöpfer der Geschichte die Verfilmung jüngst als "grundfalsch" und "zusammengeschusterten Unsinn".
"Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt", monierte der 65-Jährige, der selbst zu Beginn in des Projekts in die Produktion involviert war. Wirklich berechtigt ist diese Kritik nur stellenweise. Dem US-Produzenten und sechsfachen Emmy-Preisträger Doelger ("Game of Thrones") ist es als Showrunner nämlich allemal gelungen, dem "Schwarm" Leben einzuhauchen - in acht ebenso mitreißenden wie erschreckenden Episoden.
"Der Schwarm": Davon handelt die Serie
In bildgewaltigen Aufnahmen erzählt die Serie davon, wie weltweit ungewöhnliche Dinge in den Ozeanen vor sich gehen - seien es Meerestierpopulationen, die sich so schnell vermehren, dass es biologisch nicht zu erklären ist, oder Wale, die plötzlich beginnen, Menschen zu attackieren.
"In den letzten Tagen und Wochen haben wir alle Dinge gesehen, die unmöglich scheinen und doch existieren", stellt auch der Meeresbiologe Sigur Johanson (Alexander Karim) fest. "Etwas benutzt die Meere als Waffe gegen uns." Johanson und sein Team - und mit ihnen zahlreiche weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die von Stars wie Leonie Benesch und Cécile de France verkörpert werden - sind überzeugt: Hinter den Angriffen steckt offenbar eine unbekannte Schwarmintelligenz, die versucht, die Menschheit auszulöschen.
Das wahre Monster ist der Mensch
"Für mich war entscheidend, dass ich mir die Serie als einen 'Monsterfilm' vorstellte, in dem sich die Protagonisten bewusst sind, dass da draußen irgendetwas lauert, aber nicht genau wissen, was", sagt Serienschöpfer Doelger. "Die Existenz des Monsters soll von Beginn an angedeutet, aber erst ganz am Ende offenbart werden. Ein Monsterfilm also, in dem wir feststellen, dass wir die Monster sind."
Zugegeben: Angesichts der Intensität, mit der Forscherinnen und Forscher bereits seit Jahren auf die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels hinweisen, ist Doelgers Wahl des "Monsters" nicht sonderlich überraschend. In einer Geschichte, die nicht zuletzt als Echokammer jener Warnungen dienen soll, bleibt letztlich jedoch ohnehin nur eine einzige logische Folgerung: Der wahre Antagonist ist nicht das, was in der Tiefe lauert - sondern die Menschheit selbst.
Wie gefährlich die Zerstörung der Natur wirklich werden könnte, demonstrieren die Macherinnen und Macher von "Der Schwarm" unter anderem mittels sogenannter "VFX-Shots", die die Geschehnisse des Thrillers täuschend echt wirken lassen - kaum zu fassen, dass die Serie nicht in 14 verschiedenen Ländern, sondern ausschließlich in Italien und Belgien gedreht wurde. Doch nicht nur die aufwendige Produktion des angeblich 40 Millionen Euro teuren Projekts kann sich sehen lassen. Auch das internationale Ensemble der durchaus charakterzentrierten Erzählung überzeugt: Mit von der Partie sind unter anderem Oliver Masucci, Klaas Heufer-Umlauf und die finnische Schauspielerin Krista Kosonen ("Beforeigners").
Vielfältiges Begleitprogramm: Wie realistisch ist "Der Schwarm"?
Im ZDF ist "Der Schwarm" ab Montag, 6. März, an vier aufeinanderfolgenden Abenden (bis einschließlich Donnerstag, 9. März, jeweils 20.15 Uhr) in Doppelfolgen zu sehen. Bereits ab Mittwoch, 22. Februar, sind die ersten drei Episoden in der ZDFmediathek abrufbar; Episode vier, fünf und sechs folgen am Mittwoch, 1. März. Eine Woche später (8. März) stehen auch die letzten zwei Folgen zum Streaming zur Verfügung.
Zudem dürfen sich Interessierte auf ein umfangreiches Begleitangebot freuen. Dazu gehört unter anderem die zweiteilige Reihe "Terra X: Der Schwarm - Die Doku" (Montag, 6. März, 21.45 Uhr, sowie Mittwoch, 8. März, 21.45 Uhr). Die "Doku zur Serie" ergründet, wie realistisch die Szenarien aus "Der Schwarm" wirklich sind. Zu diesem Zweck begibt sich der Autor und Regisseur Thomas Lischak unter anderem auf die Spuren der Wale - und fragt: "Wie gefährlich sind die Meeressäuger wirklich?"
Wie die Ozeane gerettet und bewahrt werden können, illustriert indes der Film "plan b: SOS Ozean. Hilfe für einen bedrohten Lebensraum" (Dienstag, 7. März, 21.45 Uhr). Die Dokumentation von Kristin Siebert und Tilman Wolff erzählt davon, wie sich Menschen weltweit für den Schutz der Meere engagieren - oft mittels kleiner Projekte, die Großes bewirken.