Schweizer Sterne-Koch bei "Kitchen Impossible": Erst Pizza-Debakel, dann Krankenhaus

Tim Mälzer liebt es einfach, seine Gegner im "Kitchen Impossible"-Duell zur Verzweiflung zu bringen. Doch für seinen Schweizer Kollegen, Sterne-Koch Nenad Mlinarevic, hatte er sich eine Aufgabe mit besonders großer Fallhöhe ausgesucht. Und dann landete der Eidgenosse auch noch im Krankenhaus ...

Am Sonntagabend kam es auf VOX nicht nur zu einem neuen "Kitchen Impossible"-Wettkampf zwischen zwei Spitzenköchen, sondern gleich zum Länder-Duell Schweiz gegen Deutschland. Die Gegner in den Küchen dieser Welt: Nenad Mlinarevic gegen Tim Mälzer. "Ich bin eher so der Macher, nicht der Redner. Er redet gerne viel", machte der sternendekorierte Schweizer gleich eine Kampfansage. "Ich sitz' relativ fest betoniert auf'm Thron bei 'Kitchen Impossible'. Ich glaube auch nicht, dass da ein kleiner Schweizer Jüngling mir wirklich vorn Koffer pinkeln kann", markierte Mälzer sein Revier. Doch der kleine Schweizer Jüngling war ready to beef.

In Wahrheit hatte der Hamburger Koch-Bulle ganz schön die Hosen voll. "Du warst für mich kulinarisch eine der größten Herausforderungen", zollte Mälzer seinem Schweizer Rivalen von Anfang an Respekt. "Nenad Mlinarevic gilt als das größte Talent in der Schweiz, was Kochen angeht." Klar, dass seine Challenges richtig fies ausgewählt wurden. Nummer eins: Pizza in Napoli!

Vom Pinzetten-Koch zum Pizzabäcker

"Ich war sehr lange Pinzetten-Koch", erzählte Nenad Mlinarevic von seinem früheren Dasein in der gehobenen Gastronomie. Inzwischen kocht er bodenständig in seiner "Bauernstube" in Zürich. Das wollte Tim Mälzer auf die Probe stellen und den Kollegen scheitern sehen. Das sollte mitten in Neapel passieren. "Ich werd dich dann richtig f..., hat er gesagt", rechnete Mlinarevic mit dem Schlimmsten. "Hab ich nicht!", empörte sich Mälzer. "Hast du gesagt!", kam wieder Contra. "Hat keiner gehört!" "Doch, doch!" Normale Gespräche unter sich liebenden Köchen.

Wie ein Liebesbeweis schien die Pizza Margherita zu sein, die Mlinarevic in der schwarzen Box serviert bekam. Tomate, Mozzarella, Basilikum. "Is' das ein Witz oder was?", war der Sterne-Koch skeptisch. Immerhin sollte er die Tomaten vom Fuße des Vesuvs pflücken. Was er vorerst nicht wusste: Diese Pizza Margherita war UNESCO Weltkulturerbe. Herausforderung genug? "Ein bisschen Teig mit Belag", diese Arroganz sollte Mlinarevic noch zum Verhängnis werden.

Challenge endet für Nenad Mlinarevic im Krankenhaus

Vier Pizzabäcker schauten ihm über die Schulter, der Platz in der Küche war begrenzt, die Hitze auf engem Raum - ungewohnte Stresssituation. "Also, so kann ich nicht arbeiten", drehte der Star-Koch durch. Seine Pizza kam bei Weitem nicht an das Original heran. Das fanden zumindest die zehn Testesser und gaben vernichtende 3,9 Punkte. Fazit von Mlinarevic: "Ich habe noch nie etwas gemacht, wo ich kochtechnisch so an meine Grenzen gekommen bin."

Noch mehr an seine Grenzen stieß er bei seiner zweiten Aufgabe, die eigentlich in Singapur hätte stattfinden sollen. Doch eine Magen-Darm-Grippe brachte den hochmotivierten Koch stattdessen ins Krankenhaus. In Slowenien bekam er eine zweite Chance - bei der besten Köchin der Welt, Ana Roš. "Ein leicht erhöhtes Pochen spüre ich schon", fühlte Nenad Mlinarevic kurz den Puls. Doch in der Gourmetküche war er voll in seinem Element.

Allein mit seiner Analyse der ihm unbekannten Gerichte ließ er Tim Mälzer vor Neid erblassen. "Real Madrid gegen HSV", grinste Mlinarevic. Selber angeln und Kräuter sammeln waren jedoch wieder gar nicht sein Ding: "Ich war angepisst, ich war gestresst, ich war genervt." Dafür gab's nur mittelmäßige 6,5 Punkte.

Weltmeister-Eintopf für Tim Mälzer

Dafür sollte Mälzer bluten. Im schottischen Cullen wartete die schwarze Box mit dem weltmeisterlichen Nationalgericht "Cullen Skink" auf einem wackeligen Fischerboot auf ihn. "Nenad lässt mich Eintopf kochen? Ich probiere gar nicht und koch die Suppe einfach so und mache zehn Punkte." Bescheiden war der Hamburger ja noch nie. Doch dann probierte er einen Löffel und erlebte einen plötzlichen Sinneswandel: "Schweizer Neutralität scheint auch der Vergangenheit anzugehören. Da wird schon mit Kanonen auf Spatzen geschossen. So einfach isses vielleicht doch nicht."

Den Fisch für den Fischeintopf musste er selbstverständlich selber räuchern. "Ich habe ihn unterschätzt", kam bei Mälzer langsam die Angst vor dem Gegner auf. Die 6,5 Punkte überraschten sogar den Koch mit der großen Klappe.

In Ungarn durfte er noch "Getreide-Lumump" mit Kräuteröl und Gänsehals kochen. Was Mälzer als "Jungspritzer-Küche" identifizierte, stammte von einem älteren Herrn. "Er ist jetzt nicht der Prototyp eines Hipsters", war Mälzer total überrascht. "Ich hab ja noch nie so danebengelegen." Trotzdem holte er sich am Ende mit seinem Fehlgriff den Gesamtsieg.