"Diese Doku!" Wie sehr hat Flicks Ruf gelitten?

Noch bleibt Max Eberl gelassen. Der Druck, einen neuen Bayern-Trainer zu finden, ist groß. Doch in der Öffentlichkeit fährt der Sportvorstand weiterhin konsequent seine Linie: Namen werden nicht kommentiert.

„Ich glaube, das ist das Einzige, was standhaft geblieben ist: Dass ich keinen Namen kommentiert habe, auch wenn ihr mich danach gefragt habt, was euer Job und legitim ist. Aber ich werde keinen einzigen Namen kommentieren, bis die Tinte trocken ist“, sagte Eberl am Sonntagabend den Reportern in der Allianz Arena.

Ein möglicher Kandidat: Hansi Flick. Eine Verpflichtung des Ex-Bundestrainers wäre naheliegend. Schließlich hat er Erfahrung beim FC Bayern und entpuppte sich in seiner Amtszeit beim Rekordmeister als echter Titel-Hamster. Stichwort: Sextuple.

Zweifel an Flick beim FC Bayern

Doch SPORT1-Informationen zufolge ist ein neuerliches Engagement Flicks gar nicht so wahrscheinlich, wie es nach der Absage von Ralf Rangnick wirken mochte.

Dazu passt die Berichterstattung des kicker. In der Montagsausgabe wird von erheblichen Zweifeln an Flick berichtet. SPORT1 kann bestätigen, dass der 59-Jährige klubintern nicht völlig unumstritten ist.

Die mittlerweile fast legendäre Dokumentation über die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2022, die der Streaming-Dienst Prime Video ausstrahlte, dürfte dabei ein Faktor sein. Flick kam darin nicht gut weg.

Gut in Erinnerung ist jene Szene, in der er das DFB-Team mit einem Film über Graugänse motivieren wollte. Auch seine etwas dünnhäutige Reaktion auf taktische Anmerkungen von Joshua Kimmich und Thomas Müller verursachte bei manchen Beobachtern Kopfschütteln - hatte der damalige Bundestrainer in der gleichen Dokumentation doch eigentlich betont, wie wichtig ihm Input der Spieler sei.

Ex-Profis haben bei Flick Bedenken

Derweil melden auch Ex-Profis ihre Zweifel an. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zeigte sich bei Sky von einer möglichen Rückkehr von Flick nicht überzeugt.

Didi Hamann deutete ebenfalls bei Sky an, Flicks Erfolge beim FC Bayern seien zu einem guten Teil auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Deutsche Teams hätten damals einen Wettbewerbsvorteil genossen. „Ob er das nochmal so hinbekommt - wir haben alle gesehen, was bei der Weltmeisterschaft passiert ist - ich hätte da große Bedenken“, sagte der ehemalige Bayern-Star.

Obendrein meldet ein weiterer Experte seine Zweifel an: Mehmet Scholl. Seiner Meinung nach wäre der Sextuple-Trainer „ein Top-Kandidat gewesen - wenn die WM nicht gewesen wäre. Die war aber. Und diese Doku dazu!“, sagte er der Bild und merkte an, dass Flick mit Co-Trainer Danny Röhl dem falschen Mann vertraut habe. „Ich glaube, dass Flick bei der WM verrückt gemacht wurde von seinem Co-Trainer-Studenten, der ihn mit dem iPad permanent abgelenkt hat“, so Scholl.

Hansi Flick hält sich zurück

Flick selbst hat sich öffentlich noch nicht geäußert. Das dürfte Eberl gefallen. Hatte der Sportvorstand doch nach dem Spiel gegen Wolfsburg beklagt, dass sich potenzielle Trainer „manchmal sehr offensiv präsentiert“ hätten. „Ich kenne das ein bisschen anders, normal spricht man hinter verschlossenen Türen“, sagte Eberl.

Eine klare Spitze gegen Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick. Beim aktuellen Bundestrainer hatte dessen Berater Volker Struth das Interesse der Bayern öffentlich gemacht. Im Falle von Rangnick war es der österreichische Teamchef selbst, der in einem Interview davon berichtete.