In Sky-Doku fragt Motsi Mabuse provokant: "Soll ich mich schämen für meinen Körper?"

Sie strahlt, sie lacht, ihre gute Laune steckt an: Und doch schafft es die einfühlsame Sky-Doku "Her Story" hinter die Kulisse zu blicken. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
Sie strahlt, sie lacht, ihre gute Laune steckt an: Und doch schafft es die einfühlsame Sky-Doku "Her Story" hinter die Kulisse zu blicken. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

Wenn sie den Raum betritt, geht ein Strahlen über alle Gesichter: Motsi Mabuse, Deutsche Meisterin im Latin-Tanz und seit 2011 "Let's Dance"-Jurorin, hat einen steilen, aber auch steinigen Karriereweg hinter sich. Die neue Sky-Doku kommt ihr ungewohnt nahe. Von einer Frau, deren Mut ansteckend ist ...

Ihr breites Grinsen, die wachen, strahlenden Blicke, das laute, herzliche Lachen: Alles wirkt leicht und heiter an Motsi Mabuse. Und doch merkt man schnell: Hinter jeder Regung ihres Körpers, hinter ihrer immer aufmunternden, positiven Grundstimmung steckt harte Arbeit - und auch ein Stück Sorge. Die heute 41-Jährige, die eigentlich Motshegetsi Mabuse heißt und in einem ärmlichen Township in der Nordwest-Provinz von Südafrika zur Welt kam, hat im deutschen, mittlerweile sogar im europäischen Showgeschäft fast alles erreicht, was man erreichen kann.

Sie ist stolze Mutter einer jungen Tochter, betreibt neben ihren Fernseh-Aktivitäten vor allem natürlich als beliebte "Let's Dance"-Jurorin eine eigene Tanzschule. Und sie ist ein Social-Media-Star. Und doch weiß die Frau, die nicht nur ihren Vornamen deutschen Aussprache-Befindlichkeiten anpassen musste, dass sie weiterhin für ihr privates wie berufliches Glück kämpfen muss. "Ich weiß, wie es ist, allein zu sein - als einzige schwarze Frau in einem Raum", sagt sie. "Niemand hat mir etwas geschenkt", bekräftigt Motsi. Und dann schiebt sie nach: "Talent vielleicht."

"Als ich nach Deutschland kam, gab's nur Arabella Kiesbauer", sagt Motis Mabuse. "Am Anfang habe ich gedacht, ich bin ganz allein." (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
"Als ich nach Deutschland kam, gab's nur Arabella Kiesbauer", sagt Motis Mabuse. "Am Anfang habe ich gedacht, ich bin ganz allein." (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

Motsi Mabuse: "Gefühlt mussten wir zehnmal mehr leisten"

Tatsächlich war und ist es ihre unglaubliche Gabe, sich toll zu bewegen und Menschen mitzureißen, auf die sie ihre Karriere aufbaute. "Ich habe immer getanzt", sagt sie im Rückblick auf ihre Kindheit, in der sie schon als junges Mädchen Tanzschulen besuchte. "In dem Moment, als ich anfing zu tanzen, konnte ich nicht mehr aufhören."

Allerdings wuchs Motsi Mabuse in einer Übergangszeit auf, die Apartheid war noch nicht abgeschafft, die Spannungen in Südafrika waren groß. Als sie mit ihrem Bruder an ersten Wettbewerben teilnahm, spürte sie die Unterschiede. "Wir waren die erste schwarze Familie", sagt sie im Rückblick. "Gefühlt mussten wir zehnmal mehr leisten."

Rasch stellten sich doch erste große Erfolge ein - auch wegen strikter Disziplin. "Unsere Eltern waren streng", erzählt sie von einer Kindheit, die keine Zeit für altersgemäße Vergnügungen und Freizeit bereithielt. "Die Freiheit haben wir beim Tanz gefunden." Die Bindung zu den Eltern, vor allem zu ihrer Mutter Dudu, einer ehemaligen Kindergärtnerin, ist weiterhin sehr eng. "Meine Mama hat die Leben von vielen Kindern verändert." Auch auf Besuch in Deutschland verfolgen die Eltern Mabuse Motsis Karriereweg weiterhin auf Schritt und Tritt. Vielleicht gerade deswegen fiel es ihr einst nur sehr schwer, ihre Heimat zu verlassen, um in Europa groß durchzustarten.

"Her Story" läuft mittwochs um 20.15 Uhr bei Sky Documentaries und ist parallel auf WOW und über Sky Q auf Abruf verfügbar. Am Mittwoch, 29. März, folgt ein Porträt über die Homeshopping-Unternehmerin Judith Williams.

Auf dem Tanzparkett feierte Motsi Mabuse schon in ihrer südafrikanischen Heimat erste Erfoge, später wurde sie Deutsche Tanz-Meisterin. Bei "Let's Dance" sitzt sie seit 2011 in der Jury. (Bild: 2021 Pool/Getty Images)
Auf dem Tanzparkett feierte Motsi Mabuse schon in ihrer südafrikanischen Heimat erste Erfoge, später wurde sie Deutsche Tanz-Meisterin. Bei "Let's Dance" sitzt sie seit 2011 in der Jury. (Bild: 2021 Pool/Getty Images)

Abschied vom Weltmeistertraum - live auf dem "Let's Dance"-Parkett

Sie spürte Angst, den eigenen hohen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Und vor allem war da die ständige Sorge, ihre Eltern zu enttäuschen. Ihr heutiger "Let's Dance"-Jurypartner Joachim Llambi entdeckte sie fürs Fernsehen, wo Motsi zunächst das Auftreten in der Show und die weitere Teilnahme an Wettbewerben parallel laufen ließ. Deutsche Meisterin war sie bereits, nun träumte sie vom Weltmeistertitel - ein Traum, der letztlich unerfüllt bleiben musste. "Ich war schon sehr verbittert", sagt sie in der Rückschau.

Im Mai 2014 beendete sie - live übertragen bei "Let's Dance" - ihre Profikarriere. Und nicht nur ihr, sondern auch ihrem Tanzpartner und mittlerweile Ehemann Evgeniy Voznyuk kamen die Tränen. Doch dann begann ihre zweite Karriere - als Tanzrichterin und vor allem als Gute-Laune-Motivatorin der Show. Und das wirkte dann fast wie eine Befreiung, auch weil Motsi Mabuse zuvor auf dem Tanzparkett gern mal mehr oder weniger plump in "exotische" Rollen gedrängt worden war. "Motsi ist ja nicht nur Afrika", sagt Joachim Llambi. "Sie ist eine Frau, die man nicht nur darauf reduzieren darf."

Tatsächlich ist ihre Hautfarbe, auch ihre Figur mit den Rundungen, die sie mit großem Stolz zur Schau trägt, ein Thema, mit dem sich die Motsi Mabuse ständig befasst. "Soll ich mich schämen für meinen Körper?", fragt sie provokant in die Kamera - und lacht dann selbst laut und befreit auf.

Die Dokureihe "Her Story" erzählt von starken Frauen und setzt sich in der dritten Folge der neuen Staffel mit einem sehr intimen Porträt der Tänzerin und Unterhalterin Motsi Mabuse fort. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
Die Dokureihe "Her Story" erzählt von starken Frauen und setzt sich in der dritten Folge der neuen Staffel mit einem sehr intimen Porträt der Tänzerin und Unterhalterin Motsi Mabuse fort. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

"Als ich nach Deutschland kam, gab's nur Arabella Kiesbauer"

Fast noch wichtiger ist für sie aber nicht nur vor jedem großen Show-Auftritt auch die Frisur-Frage. "Haar sind mega-wichtig", sagt sie und lässt sich immer neue, teilweise recht abenteuerliche Kunst-Kreationen auf ihrem Haupt anfertigen. Auch das, weil sie in ihrer Kindheit bei Tanzwettbewerben ihre Haare oft allzu bieder bändigen musste. "Wir wurden fast gezwungen, uns selbst zu hassen."

Ihr Auftreten ist ihr nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch eine Art Mission: So spricht sie in der Sky-Doku von ihrer "Verantwortung gegenüber People of Color", die Motsi Mabuse sehr wichtig ist. Sie will zeigen, "dass schwarze Frauen facettenreich sind". Das Selbstbewusstsein fiel ihr nicht immer so leicht: "Als ich nach Deutschland kam, gab's nur Arabella Kiesbauer", erinnert sie an die damalige ProSieben-Moderatorin mit ghanaischen Wurzeln. "Am Anfang habe ich gedacht, ich bin ganz allein."

"Ich habe sehr wenig Kontakt mit Menschen"

Trotz ihrer großen Erfolge, ist bei ihr Vorsicht geblieben. Ihre enorme Popularität - mittlerweile auch als Jurorin in der britischen "Let's Dance"-Show, die dort "Strictly Come Dancing" heißt, regelmäßig über zehn Millionen Zuschauer anlockt und sogar König Charles zum Fan hat - bringt Motsi Mabuse auch immer wieder Anfeindungen ein. Vieles meldet sie direkt an die Polizei. Und trotz ihrer starken Präsenz in der Öffentlichkeit, ist sie eigentlich ein sehr privater Mensch. "Ich habe sehr wenig Kontakt mit Menschen", sagt sie. "Und das passt mir so."

Dass aus dem ganz großen Traum vom Welterfolg auf dem Tanzparkett dann doch nichts wurde, damit kann Motsi Mabuse längst leben. Und als Unterhaltung hat sie vermutlich die Rolle ihres Lebens gefunden. Auch wenn sie selbst manchmal doch noch nicht so ganz glauben kann, was sie bei "Let's Dance" eigentlich macht. "Früher habe ich getanzt", sagt sie. "Jetzt labere ich einfach." Man hört ihr gerne dabei zu.