"So bescheuert die Regel auch ist ..."

Stefan Effenberg hat eine klare Meinung zu der Schiedsrichter-Entscheidung aus dem Spiel Deutschland gegen Dänemark (Bild: Sport1)
Stefan Effenberg hat eine klare Meinung zu der Schiedsrichter-Entscheidung aus dem Spiel Deutschland gegen Dänemark (Bild: Sport1)

Liebe Fußball-Freunde,

dieser Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark (2:0) im Achtelfinale dieser Europameisterschaft hatte es wirklich in sich mit seinen vielen diskutierten Entscheidungen. Da war das weggepfiffene DFB-Tor nach Foul von Joshua Kimmich, da war ein Abseits-Treffer der Dänen und auch der Hand-Elfmeter.

Und nun redet alle Welt über den englischen Schiedsrichter Michael Oliver. Dabei sei wirklich mal gesagt: Über ihn müssen wir gar nicht diskutieren. Er hat die Hilfe völlig zu Recht in Anspruch genommen. Und bei solch schwierigen Entscheidungen ist es doch auch normal, darauf zurückzugreifen.

Wenn wir nun diskutieren, dass das dänische Handspiel nicht zu einem Strafstoß hätte führen dürfen, kann die Konsequenz ja nur sein: Dann müssen die Regeln neu geschrieben werden – das wäre die einzige Möglichkeit, die man im Fußball hat.

Denn erinnern wir uns doch nur an den geblockten Schuss des Italieners Davide Frattesi in der Vorrunde gegen Kroatien (1:1). So bescheuert die Regel auch ist, aber der Ball hatte da ja nun mal die Hand berührt. Wo fangen wir also wieder an?!

Genauso beim Thema Abseits: Fangen wir da bei einem Zentimeter an zu entscheiden oder erst bei fünf? Denn grundsätzlich steht der Spieler ja im Abseits.

Wenn wir uns jetzt darüber und über die Schiedsrichter aufregen, dann musst du sagen: Wir gehen in Sachen Regeln wieder komplett zurück. Und der Schiedsrichter muss dann völlig allein entscheiden, ob bei einem Handspiel beispielsweise Absicht vorliegt oder nicht.

Ich habe die Szene mit dem bloßen Auge auch nicht erkannt

Was das verweigerte deutsche Tor von Nico Schlotterbeck betrifft wegen eines Fouls von Joshua Kimmich vorher: Kimmich wird in der Aktion halt aktiv, und dann ist die Entscheidung in meinen Augen auch richtig.

Allerdings gebe ich zu: Ich habe die Abseits-Szene mit dem bloßen Auge auch nicht erkannt. Aber die Unparteiischen sind verpflichtet, auf die Bilder zurückzugreifen.

Und dann ist es korrekt, dass Tor zurückzunehmen - und wenn es nur minimal Abseits ist. Da sollte man auch nicht auf die Schiris losgehen, sondern auf das Regelwerk.

So oder so war es ein verdienter deutscher Sieg, unabhängig davon, wie das Ergebnis nun zustande gekommen ist. Denn Deutschland hatte noch viele andere hundertprozentige Chancen wie vor allem Kai Havertz mit seinem Kopfball in der ersten Halbzeit und wie er dann später auch noch allein auf den Torwart zugelaufen ist.

Aber gegen Spanien im Viertelfinale bedarf es schon einer deutlichen Leistungssteigerung. Das wird sonst nicht reichen. Aber jetzt sind wir erst mal alle glücklich, im Viertelfinale zu stehen – das war das Minimalziel.

Bis bald, euer Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 55-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.