So wird der erste Rostock-"Polizeiruf 110" nach Bukow

Ein neuer Wind weht in Rostock: Nachdem Charly Hübner (49) alias Sascha Bukow seine Karriere als "Polizeiruf 110"-Kommissar an den Nagel gehängt hat, muss Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 50) allein zurechtkommen. Aber nicht lange, denn Bukows Halbschwester Melly Böwe (Lina Beckmann, 40) taucht im neuen Fall "Seine Familie kann man nicht aussuchen" (24. April, 20:15 Uhr, das Erste) auf und mischt bei den Ermittlungen mit. Eine alleinerziehende Mutter und ihr Sohn wurden tot aufgefunden - und Böwe hat mehr mit der Sache zu tun, als König lieb ist...

Darum geht's im "Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen"

In einem Einfamilienhaus werden eine Mutter und ihr Sohn leblos aufgefunden. Die Alleinerziehende hat mehrere Stichwunden. Der vom Hals abwärts gelähmte Sohn starb an einem Schlaganfall, weil seine Infusion nicht gewechselt wurde. Katrin König nimmt die Ermittlungen auf und klopft bei Jens Sommer (Christian Beermann, 47), Ex-Mann und Vater des Jungen, an. Auch Familie Genth, die mit der Familie Sommer gut befreundet war, nimmt die Profilerin unter die Lupe. Haben Jule (Susanne Bormann, 42) und Holger (Jörn Knebel, 52) etwas mit dem Tod der beiden zu tun - oder ihre Pflegekinder Emma (Paraschiva Dragus, 21) und Max (Alessandro Schuster, 20)?

Der Verdacht erhärtet sich, als sich herausstellt, dass Max verschwunden ist. König beteiligt sich kurzerhand an der Suche und widersetzt sich damit ihrem Vorgesetzten. Denn dieser hatte die Anweisung erhalten, dass sich das Rostocker Team von Max fernhalten soll, da der Junge mit verdeckter Identität lebt. Melly Böwe reist aus Bochum an, um genau das sicherzustellen und nimmt die Suche nach Max in die Hand. Wie sich zeigt, hat die Kommissarin eine enge Verbindung zu dem Jungen...

Lohnt sich das Einschalten?

Absolut. Nicht nur, weil es der erste Fall ohne Sascha Bukow alias Charly Hübner ist. Der Schauspieler hat den Rostocker Krimi-Stab an seine Frau Lina Beckmann weitergegeben. Zwar schwebt der Abschied der Figur noch über den Köpfen der Protagonisten, dennoch ist es ein Neuanfang. "Obwohl die Rostock-DNA in diesem Film ganz und gar vorhanden ist und obwohl es natürlich die Wehmut von König gibt, Bukow verloren zu haben, entsteht da etwas sehr Neues", beschreibt Drehbuchautor Florian Oeller (43) die Situation.

Im Zentrum der Geschichte steht eine Pflegefamilie aus der Mittelschicht, die nach außen perfekt zu sein scheint. Doch in Wahrheit brodelt es unter der Oberfläche - was erst nach und nach zum Vorschein kommt. Das macht den Fall äußerst spannend und überraschende Wendungen bringen Würze in die Handlung. Nebenbei wird auch Königs Vergangenheit thematisiert, da die Profilerin selbst in einer Pflegefamilie groß geworden ist.

Der Fokus richtet sich vor allem auf eine Person: Melly Böwe. Die Figur ist "Polizeiruf 110"-Fans bereits aus der Folge "Sabine"(März 2021) bekannt. Die alleinerziehende Mutter kommt im neuen Fall nicht nach Rostock, um eine neue Dienststelle anzutreten. Stattdessen reißt sie sich als Externe den Fall unter den Nagel - was König vor den Kopf stößt. Durch diesen ungewöhnlichen Einstieg schaffen die Macher eine spannende Dynamik zwischen den beiden. Denn das Aufeinandertreffen verläuft zunächst nicht sehr harmonisch.

"Auf den ersten Blick können sie wenig miteinander anfangen, aber dann imponiert es ihnen doch, wie gut die jeweils andere ist", erklärt Lina Beckmann im Interview mit dem Sender. Die beiden Charaktere sind zwar sehr unterschiedlich, dennoch begegnen sie sich auf Augenhöhe. Und nach dem ersten Beschnuppern blitzt so etwas wie Vertrauen auf. Wer allerdings auf einen Bukow 2.0 gehofft hat, wird enttäuscht. Denn Böwe hat mit ihrem Halbbruder nur wenig gemein. Während Sascha von einer dunklen Seite getrieben war, ist Melly eine ehrliche und warme Persönlichkeit - was für frischen Wind im Team sorgt.

Doch nicht nur Beckmann brilliert im neuen Rostocker Fall, der Cast ist generell gut ausgewählt. Vor allem Alessandro Schuster sticht aus dem Ensemble heraus. In seiner Rolle des flüchtigen Max schwankt er zwischen Hilflosigkeit, Verzweiflung und Überforderung - was man ihm hundertprozentig abkauft. Alles in allem überzeugt der neue "Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen" auf ganzer Linie und das Zusammenspiel der beiden Darstellerinnen Lina Beckmann und Anneke Kim Sarnau macht definitiv Lust auf mehr.