So ist es wirklich, als Sky Marshal zu arbeiten

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Effizient ist manchmal nur, was geheim ist – leider! Denn es gibt wenige Berufe, über die von offizieller Stelle weniger zu erfahren ist als über den des Sky Marshals. Denn: Sie müssen genauso unauffällig agieren wie ihre Gegner, um die schlimmsten Katastrophen zu verhindern.

Sky Marshals sind von der Bundespolizei eingesetzte Flugsicherheitsbegleiter, die inkognito an Bord gehen, um die Reisenden im schlimmsten Falle vor Terroranschlägen zu schützen.

Aufregend stellt man sich das vor, wozu die ganze Geheimniskrämerei rund um diesen Beruf natürlich maßgeblich ihren Teil beiträgt. Natürlich wollen die Sky Marshals unentdeckt bleiben, sich möglichst unsichtbar einreihen in die Masse vorfreudiger Malle-Touristen oder Geschäftsmänner, die auf dem Weg nach Singapur ihre Akten wälzen. Denn die potenziellen Gegner der Sky Marshals machen es genauso. Auch sie setzen im Falle eines Anschlags auf die Effektivität des Überraschungsmoments.

Schlechte Luft im Flugzeug: Die unsichtbare Gefahr

Wie viele Flugsicherheitsbegleiter von deutscher Seite aus derzeit im Einsatz sind ist ein streng gehütetes Geheimnis. 200 waren es im Oktober 2001, als die Welt sich nach den Terroranschlägen des 11. Septembers gerade aus der Schockstarre löste und die Bundespolizei ihre Sondereinheit ins Leben rief.

Sky Marshals sind häufiger in der Luft als Piloten

Die Beamten melden sich freiwillig, doch nicht jeder, der das macht, wird auch genommen. Fit müssen sie sein, körperlich wie psychisch extrem belastbar, nicht über 37 Jahre alt und geschickt im Umgang mit Waffen und in der Ausübung spezieller Kampfsporttechniken. Und sie müssen sich auf ein Leben aus dem Koffer einstellen: mit 15 bis 18 Einsatztagen pro Monat verbringen sie durchschnittlich mehr Zeit in der Luft als Flugbegleiter und Piloten.

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Sky Marshals müssen eine lückenlose Legende parat haben, wenn neugierige Reisende sie über ihr Ziel oder ihren Beruf ausquetscht. Sie müssen wach bleiben, wenn der Sitznachbar bei einem langen Nachtflug bereits zufrieden schmatzend eingeschlafen ist. Die Beamten werden ausgebildet, die Passagiere bereits vor dem Abflug auf verdächtige Verhaltensweisen abzuchecken und sie lernen, was davon tatsächlich verdächtig ist und was nur auf kulturellen Unterschieden beruht.

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Sie arbeiten weitgehend autonom, müssen sich aber auf ihre Kollegen verlassen können. Meist sind sie zu viert: zwei sitzen vorne in der First Class direkt hinter dem Cockpit, zwei in der Economy Class, wo sie vom hinteren Teil des Flugzeugs aus einen besseren Überblick über das Geschehen an Bord haben. Nicht alle Airlines freuen sich über diese Sicherheitsmaßnahme, denn sie müssen die Sitzplätze kostenlos zur Verfügung stellen.

Sicherheit im Himmel: Tarnung ist alles

Obgleich um perfekte Tarnung bemüht, geben sich die Sky oder auch Air Marshals gegenüber dem Flugpersonal immer zu erkennen. Im Notfall müssen Piloten, Stewardessen und Co. ja schließlich wissen, von welcher Seite aus Hilfe zu erwarten ist. Umso erstaunlicher, wenn eine junge Frau in High Heels und Valentino-Handtasche als Bodyguard der Lüfte zu erkennen gibt. Das ist jedoch nicht selten der Fall, denn: Gerade junge Frauen zieht es in Deutschland oft in die Terrorabwehr. Wie genau sie für ihren Einsatz in die Maschine gelangen, ist vom Startflughafen abhängig.

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In Frankfurt eskortieren Beamte von der Bundespolizei sie zum Flugzeug, der normale Sicherheitscheck fällt aus. In London beispielsweise müssen Sky Marshals wie alle anderen auch die Kontrolle passieren und gehen mit der Crew an Bord. Im Flugzeug wartet dann ein Zollbeamter auf sie, der ihnen auch ihre Waffe aushändigt. Angeblich bestückt mit Spezialmunition, die im Falle eines Querschlägers nicht die sensiblen Flugzeugwände oder -fenster beschädigt und das Flugzeug somit zum Absturz bringen könnte.

Ein ehemaliger Sky Marshal berichtet

Die amerikanischen Flugsicherheitsbegleiter steigen meist mit der Selbstladepistole Sig Sauer 229 in die Lüfte, wie der ehemalige Flugsicherheitsbegleiter Clay Biles in seinem Buch „Unsecure Skies“ verrät. Fünf Jahre war der Ex-Navy-Seal für die amerikanische Flugsicherung tätig. Was er noch ausplaudert? Zum Beispiel, dass ausgerechnet Frankfurt ganz oben auf der Liste der meist bedrohten Destinationen steht. Direkt dahinter rangieren nach seinen Angaben die philippinische Hauptstadt Manila und dann folgt London.

Laut Biles sind es Personen aus dem Nahen Osten, die bei den Sky Marshals besonders begehrt sind. Und die müssen erst einmal weniger Anforderungen erfüllen als man denken würde. Unter 37 Jahre müssen sie sein, allerdings werden für Veteranen Ausnahmen gemacht. Eine Ausbildung bei der Army hilft ebenso bei der Einstellung wie ein Hochschulabschluss, und natürlich wird das Vorleben jedes Kandidaten akribisch unter die Lupe genommen.

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Wer mit Drogen aufgefallen ist, ist raus, für Alkohol gilt dasselbe, auch häusliche Gewalttäter haben keine Chance und selbstverständlich müssen sich alle einem harten Test unterziehen, der sie auf ihre körperliche wie geistige Belastbarkeit hin prüft. Zunächst in New Mexico, später in Atlantic City werden sie in speziellen Camps der amerikanischen Transportsicherheitsbehörde (TSA) fit gemacht in Disziplinen wie Profiling, Schusstechnik, spezielle Kampftechniken, die auch in der Enge von Flugzeugen funktionieren, und auch auf theoretischen Gebieten wie dem des Völkerrechts.

Die Realität ist wenig aufregend

Die Realität ist dann oft ernüchternd, denn zum Glück mussten die weltweit eingesetzten Beamten ihre wahren Fähigkeiten bisher nur ganz selten unter Beweis stellen. Erste-Hilfe-Einsätze und das Festsetzen betrunkener Randalierer stehen eher auf der Tagesordnung.

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Daneben immer der Kampf gegen die Müdigkeit. Und der lässt sich laut Biles am besten gewinnen, in dem man viel Wasser und Kaffee trinkt - damit man gezwungen ist, oft aufs Klo zu gehen. In manchen Dingen ist Geheimhaltung eben doch die spannendere Alternative.