"Spider-Man" im Fadenkreuz: Tom Hollands verstörende Serie "The Crowded Room"

Seltsamste Biopic-Serie des Jahres? In "A Crowded Room", nach einem wahren Fall, spielt Tom Holland den jungen Danny, der nach einer Schießerei 1979 in Manhattan verhaftet wird. Eine Verhörspezialistin, gespielt von Amanda Seyfried, versucht Licht in ein dunkles Leben zu bringen, indem sie mit jeder Folge tiefer in ihren Verdächtigen eindringt. (Bild: Apple TV+)

Als handlicher "Spider-Man" ist Tom Holland einer der größten Jungstars der Welt. Die von ihm mitproduzierte Serie "The Crowded Room" nach einem wahren Fall spielt in den 70-ern und ist so merkwürdig, dass der ein oder andere Teenager aussteigen dürfte. Dabei lohnt sich die Apple-Serie durchaus.

Spoilern sollte man im Seriengeschäft ohnehin nicht. Dennoch dürfte es bei der am Freitag, 9. Juni, mit drei Episoden bei Apple TV+ startenden Zehnteiler "The Crowded Room" besonders essenziell sein, nicht allzu viel über Inhalt und Themen der mysteriösen Thrillerserie zu verraten. Am besten für den Genuss der Geschichte wäre es sogar, möglichst wenig über den wahren Hintergrund des von Oscar-Preisträger Akiva Goldsman ("A Beautiful Mind") verantworteten Fiction-Projekts zu wissen, das auf dem Anfang der 80-er erschienenen Sachbuch "The Minds of Billy Milligan" von Daniel Keyes beruht. Nur so viel: Der junge Danny (Tom Holland) wird 1979 am New Yorker Rockefeller Center in eine Schießerei verwickelt und verhaftet.

Im Gespräch mit Verhörspezialistin Rya Goodwin (Amanda Seyfried) entfaltet sich nach und nach Dannys Lebensgeschichte, die in immer geheimnisvollere, ja verstörende Sphären abdriftet. Was die Ermittlerin jedoch nicht davon abbringt, der Wahrheit exakt auf den Grund gehen zu wollen. Neben Holland, der in seiner 70er-Maske komplett verändert wirkt, und Seyfried, die vergangenes Jahr bereits in der Elizabeth Holmes-Biopic-Serie "The Dropout" extrem stark war, lebt die Erzählung von weiteren starken Schauspiel-Leistungen. Die großartige Emmy Rossum ("Shameless") und Will Chase geben Mutter und Stiefvater des Protagonisten, die jungen Schauspielerinnen Sasha Lane und Emma Laird Weggefährtinnen Dannys.

Verhörspezialistin Rya Goodwin (Amanda Seyfried), hier mit ihrem Kollegen (gespielt von Seyfrieds echtem Ehemann Thomas Sadorski), will herausfinden, welches Geheimnis hinter ihrem seltsamen Verdächtigen Danny steckt. (Bild: Apple TV+)
Verhörspezialistin Rya Goodwin (Amanda Seyfried), hier mit ihrem Kollegen (gespielt von Seyfrieds echtem Ehemann Thomas Sadorski), will herausfinden, welches Geheimnis hinter ihrem seltsamen Verdächtigen Danny steckt. (Bild: Apple TV+)

Der dunkle Serienbruder von "Forrest Gump"?

Wer Tom Holland aus dem Marvel-Universum als unbeholfenen Schüler Peter Parker kennt, der zum akrobatischen Spinnenmann mutiert, wird in "The Crowded Room" einen stark veränderten Star kennenlernen. In der Serie mit viel aufwendig produziertem 70er-Jahre-Flair gibt Holland einen dunkel gelockten Nerd, dessen Verlorenheit im Leben nur noch von seinen merkwürdigen Erlebnissen, Lebenswendungen und Beziehungen überboten wird.

Die Zuschauer werden immer tiefer in einen der seltsamsten Erzählstrudel gezogen, die das Serienjahr 2023 zu bieten hat. Dank verschiedener Exkurse wie zum Beispiel einer in London angesiedelten Folge oder einer, die komplett in der Kindheit des Protagonisten spielt, hat "A Crowded Room" neben Spannung, edler Optik und gutem Schauspiel auch noch feine Überraschungen in Sachen Storytelling und Plot-Twists zu bieten.

Mit ein bisschen Fantasie könnte man "A Crowded Room" als dunklen, gewalttätigen Bruder des biografischen Kultfilms "Forrest Gump" mit Tom Hanks betrachten. Es geht um ein Leben, das fast zu seltsam ist, um wahr zu sein. Und das am Ende doch sehr viel über eben jenes Leben und vor allem seine Abgründe verrät.

Da "The Crowded Room" ab Episode vier (16.6.) im Wochentakt fortgesetzt wird, liegt das Serienfinale erst am 28. Juli vor.

Dannys Mutter wird von "Shameless"-Star Emmy Rossum verkörpert, die vor allem in der Rückblenden-Folge über Dannys Kindheit zu denk- und Schauspielpreis-würdiger Form aufläuft. (Bild: Apple TV+)
Dannys Mutter wird von "Shameless"-Star Emmy Rossum verkörpert, die vor allem in der Rückblenden-Folge über Dannys Kindheit zu denk- und Schauspielpreis-würdiger Form aufläuft. (Bild: Apple TV+)